Begegnung schaffen

Das Poinger Patenschaftsprojekt will Integration gestalten

Integration gelingt nur durch Begegnung. Davon sind die Organisatoren und Helfer vom Poinger Asylprojekt überzeugt.	Foto: Familienzentrum Poing

Integration gelingt nur durch Begegnung. Davon sind die Organisatoren und Helfer vom Poinger Asylprojekt überzeugt. Foto: Familienzentrum Poing

Poing · Die Flüchtlingslage in Poing ist wie bei vielen Gemeinden im Landkreis Ebersberg ziemlich angespannt. Seit Dezember dient die Turnhalle der Poinger Realschule als Unterkunft für 180 Personen, im benachbarten Pliening soll so bis Ende Januar eine Traglufthalle mit Platz für 300 Menschen geschaffen werden.

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Auch in Grub könnte im Frühjahr eine weitere Halle hinzukommen. »Um die Flüchtlingslage friedlich zu gestalten, brauchen die jungen Leute eine Beschäftigung« ist Carolina Phillips überzeugt. Sie steht als Organisatorin des Asylprojekts des Familienzentrums Poing im engen Kontakt mit den Ankömmlingen.

»Es gibt viele, die Deutsch lernen möchten, um eine Arbeit zu finden oder später die Uni besuchen zu können. Die Unterstützung ist dringend nötig, um die Neuankömmlinge schnell und gut in unsere Gemeinde zu integrieren. Deswegen werden weitere Helfer benötigt.« Das Familienzentrum organisiert regelmäßige Café-Treffs im internationalen Café im Jugendzentrum sowie Spieleabende für Flüchtlinge. Neben Deutsch-Kursen werden außerdem Aktionen wie kostenloses Haarschneiden, gemeinsames Backen und Fahrrad-Reparatur-Kurse angeboten. Seit Herbst 2015 wurde das Asylprojekt um den Bereich »Patenschaften« für Flüchtlinge ergänzt. Bei einer Patenschaft geht es vor allem darum, Flüchtlingen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg ehrenamtlich zu begleiten.

Dabei handelt es sich ausdrücklich nicht um eine finanzielle Unterstützung, sondern darum, den Asylbewerbern in der Gemeinde zur Seite zu stehen und gemeinsam mit Ihnen Zeit zu verbringen. Der Anstoß zum Poinger Patenschaftsprojekt kam von einer Poinger Studentin, die in Regensburg soziale Arbeit studiert. »Sie ist in Poing Patin eines Geflüchteten und stellte fest, dass Poing momentan sein Potential als wachsende Gemeinde nicht vollständig ausnutzt. Es ist erwiesen, dass Patenschaften die Integration fördern und beide Seiten davon profitieren können«, erklärt Carolina Phillips. Die bisherigen Erfahrungen der Paten mit Flüchtlingen bezeichnet die Projekt-Organisatorin daher als »sehr gut«: »Wir haben momentan ungefähr 20 Patenschaften. Jede Patenschaft funktioniert eigenständig. Es wird regelmäßig Kontakt gehalten (z.B. mit Whats­app). Es werden Fragen beantwortet, Hilfestellung bei Problemen mit Behörden geleistet. Die Helfer unterstützen sich auch gegenseitig.

Es wird sehr gut zusammengearbeitet. Die Paten unternehmen auch Ausflüge mit den Flüchtlingen.« Um weitere Interessenten für das Patenschaftsprojekt zu begeistern, organisiert das Familienzentrum Poing am Donnerstag, 14. Januar, um 19.30 Uhr einen Info-Abend im Poinger Bürgerhaus. Dort werden nicht nur die Paten über Ihre Erfahrungen und Erlebnisse berichten, sondern auch grundlegende Fragen geklärt: Was muss ich können? Wie verpflichtend ist eine Patenschaft? Wie ist die Situation in Poing derzeit? Carolina Phillips: »Die Interessenten werden erfahren, wie sie helfen können. Momentan brauchen wir weitere Leute, die als Ansprechpartner ein Haus / Turnhalle übernehmen könnten«.

Insgesamt sind im Poinger Asylprojekt gegenwärtig 60 Helfer engagiert, die sehr unterschiedlich helfen. Manche können nur zwei Stunden Zeit anbieten, während andere 20 Stunden wöchentlich zur Verfügung stehen. »Mehr als 20 Helfer haben sich durch die Gemeinde in den letzten zwei Wochen angemeldet, um uns zu unterstützen. Je mehr Helfer wir sind, desto mehr können wir unternehmen. Jeder neue Helfer kann natürlich von den 'älteren' Helfern unterstützt werden und Tipps erhalten«, freut sich die Koordinatorin.

Großen Nachholbedarf sieht die 40-jährige beim Beschäftigungsangebot für die Asylbewerber, mit Sport, Musik, Arbeit, Deutschkursen oder eben den Patenschaften. »Die Flüchtlinge haben wenig Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Sie bleiben oft den ganzen Tag in der Turnhalle. Es wäre gut, wenn sie Leute kennenlernen könnten, um die deutsche Kultur besser zu verstehen.« Von Stefan Dohl

Artikel vom 10.01.2016
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