Eine Isar-Bewegung

Zentrum · Grüne und Rosa Liste: Das »Juwel der Stadt« genießen

Unter anderem der Grünen-Stadtrat Florian Roth will die Münchner noch näher an die Isar bringen.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler/Gerry Schläger

Unter anderem der Grünen-Stadtrat Florian Roth will die Münchner noch näher an die Isar bringen. Foto: Sylvie-Sophie Schindler/Gerry Schläger

Zentrum · Mehr Isar für die Münchner: »Wir haben ein Juwel mitten in der Stadt. Und das soll man so richtig genießen können«, sagt Florian Roth, Fraktionsvorsitzender der Münchner Grünen im Stadtrat. Doch damit das möglich ist, müsse noch einiges geschehen.

Was genau, das haben die Grünen/Rosa Liste nun in einer Reihe von Anträgen beschrieben, die Mitte November im Rathaus eingereicht wurden. »Unser Ziel ist, dass alle, die gerne im Herzen der Stadt entlang der Isar spazieren gehen wollen, nicht nur eine Mischung aus Autolärm und Beton erleben«, so der Stadtrat. »Manche Stellen sind so unattraktiv, dass an Flanieren und Verweilen gar nicht zu denken ist.« Es ist dies nicht das erste Mal, dass sich die Grünen mit Ideen einbringen, wie sich die innerstädtische Isar mehr beleben lässt. Bereits seit 2009 stellt die Partei regelmäßig Anträge. »Jetzt muss endlich mal Bewegung in die Sache kommen«, fordert Roth.

Den Grünen ein Dorn im Auge sind vor allem die Stellen, an denen das Ufer kaum zugänglich oder völlig versperrt ist, auch im Hinblick auf die Sichtachsen. Dort Mauern und Zuwucherungen durch Sträuche, da Straßen und durch Gitter unterbrochene Wege. »Da liegt potenzieller Erholungsraum einfach brach«, sagt Roth. Und der vielen Hindernisse wegen, baue sich zum innerstädtischen Flussabschnitt kaum Beziehung auf: »München, so lässt es sich formulieren, wendet der Isar in der Innenstadt weitgehend den Rücken zu.« Gewiss, Sitzgelegenheiten seien da, aber auch nicht immer optimal gestaltet. Parkbänke etwa seien teilweise im 90-Grad-Winkel zur Isar ausgerichtet.

Auf der Suche nach Gestaltungsmöglichkeiten von Flusspromenaden, -terrassen, -treppen und -balkonen sind die Grünen auf zig Beispiele in anderen Städten gestoßen: unter anderem auf die Rhône-Ufer in Lyon, das Rheinufer in Kleinbasel und einen Abschnitt des Donauufers in Bratislava. »Auch wenn diese Vorbilder nicht eins zu eins auf München und die Isar übertragen werden können, sind sie interessante Anregungen dafür, wie gerade an der Westseite der innerstädtischen Isar, wo bestehende Mauerbauwerke als Basis dienen könnten, bessere und attraktivere Zugänge geschaffen werden könnten«, heißt es in einem Antrag vom 12. November. Neben Aussichtsbalkonen sollen, wenn es nach den Grünen geht, Terrassen und Treppen bis hinunter zur Isar entstehen. Zudem solle es Verbesserungen der Sichtbeziehungen durch die Auslichtung von Sträuchern geben.

Auch Rad- und Fußwege sollen ausgebaut werden. Konkret fordern die Grünen eine durchgängige Verbindung von der Corneliusbrücke über die Museums- und Praterinsel bis zur Schwindinsel. Dafür müsste etwa unterhalb der Maximiliansbrücke ein neuer Steg gebaut werden, so dass zwischen dem ehemaligen Wasserwirtschaftsamt und der Schwindinsel eine Verbindung für Fußgänger geschaffen wird. Das kann laut Roth geschehen, ohne das Erscheinungsbild der Brücke über Gebühr zu beeinträchtigen. »Und ohne zu sehr in den wertvollen Baumbestand des Osthangs der Insel einzugreifen.«

Der Politiker bekräftigt, dass es weder hier noch anderswo »große Eingriffe« in die Natur geben werde. Areale an der »Kleinen Isar« mit Schutzräumen für Tiere blieben selbstverständlich unangetastet. Man wolle mit den Plänen vor allem dort andocken, wo ohnehin architektonisch bereits eingegriffen wurde, »aber leider ästhetisch nicht gelungen«.

Doch ist es tatsächlich notwendig, die Isar zugänglicher zu machen? Mit einer gewissen Skepsis blickt der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) auf die Vorhaben von Grüne/Rosa Liste.

Angebot wird voll genutzt

»Wir haben zwar keine grundsätzliche Anti-Haltung, befürworten etwa auch Sichtachsen hin zu schönen Fassaden, aber wir befürchten, dass nicht mehr Erholungsoasen geschaffen, sondern vielmehr Ruhesituationen verhindert werden«, sagt der BA-Vorsitzende Wolfgang Püschel (SPD). Man könne mitnichten davon reden, insbesondere seit der Renaturierung, dass die Münchner keinen Zugang zur innerstädtischen Isar hätten.

»Die Bevölkerung nutzt das Angebot voll aus, es sitzen und liegen die Menschen an vielen Stellen herum.« Braucht es da wirklich noch mehr? Und wohin überhaupt führt dieses Mehr? Püschel sorgt sich, Eventkultur könne sich breit machen. Und in der Folge gäbe es mehr Abfall – als gäbe es etwa am Flaucher nicht schon genug Müllprobleme – und Lärm und Getöse.

Roth wehrt sich gegen derlei Bedenken. »Wir wollen keine kommerzielle Feiermeile, betont er. Auch wenn Feiern an sich nicht ausgeschlossen sind. »Manche bringen vielleicht einen Kasten Bier mit oder ältere Ehepaare kommen mit Picknickkorb und Weißwein. Was ist daran auszusetzen?« Die Anträge der Grünen werden derzeit von der Stadt bearbeitet. Wie gut die Chancen auf eine Realisierung stehen, dazu gibt es momentan noch keine Auskunft. Florian Roth ist zuversichtlich, da die Stadt inzwischen selbst eigene Workshops veranstaltet hat, mit dem Ziel, die Münchner näher an die Isar zu bringen. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 03.12.2013
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