Keine Klötze mehr

Schutzgemeinschaft Ramersdorf fordert Bürgerbeteiligung

Aktive der Schutzgemeinschaft Ramersdorf wollen die Anwohner östlich der Krumbadstraße einbeziehen und Unterschriften sammeln: Anja Limburg, Daniel Westenberger, Bettina Rubow, Heike Bedrich und Marc Grönninger.	Foto: privat

Aktive der Schutzgemeinschaft Ramersdorf wollen die Anwohner östlich der Krumbadstraße einbeziehen und Unterschriften sammeln: Anja Limburg, Daniel Westenberger, Bettina Rubow, Heike Bedrich und Marc Grönninger. Foto: privat

Ramersdorf · Es muss saniert, neugebaut und verändert werden. Wer in der Krumbadstraße oder rund um die U-Bahnhaltestelle Innsbrucker Ring lebt, ist bereits von Neubauten und fertigen bunten Klötzen umgeben.

Dass die alten Arbeitersiedlungen völlig saniert und neugestaltet werden müssen, steht außer Frage. Komfortabler, heller und schöner soll es dort werden. Wie es umgesetzt werden soll, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Verständlich, dass sich die Anlieger um die jahrzehntelang gewachsenen Strukturen sorgen und nach den gravierenden Eingriffen in der Maikäfer-Siedlung nun hohe Häuser, Klötze und Kahlschlag zwischen Hechtseestraße und Bad-Schachener-Straße, im Tortenstück Richtung U-Bahn Michaelibad fürchten.

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Die Schutzgemeinschaft Ramersdorf sorgt sich schon seit Mai 2011 um das Gesicht des Gebiets mit den Kaffeemühlenhäusern und anderer alter Wohnbebauung westlich der Krumbadstraße. Man bemüht sich, Verkäufer dafür zu sensibilisieren, an privat zu verkaufen, damit möglichst viele alte Häuser bestehen bleiben können und Bauträger nicht gesamte Grundstücke zubetonieren. Jetzt engagieren sich die 20 Aktiven und circa 60 Mitglieder für die Siedlung östlich der Krumbadstraße. »Wir stehen für Qualität beim Bauen, auch bei günstigeren Wohnungen«, so die Sprecherin der Bürgerinitiative Bettina Rubow. »Neubauten sollen sich in Gewachsenes einfügen, damit man im Neuen das Alte wiederfindet. Sonst wird Ramersdorf immer gesichtsloser und beliebiger und es gibt keinen Unterschied mehr zwischen München und beispielsweise Wanne-Eickel«, so Rubow weiter.

Es beginnt allerdings schon damit, dass es gar nicht so einfach ist, die Siedlung zu beschreiben, die jetzt komplett umgebaut werden soll. Während die gegenüberliegende Maikäfersiedlung wegen ihrer kleinen Häuser für Familien, die bis heute teilweise als Reihenhäuser fortleben, einen altbekannten Charakternamen hat, ist das Gebiet, durch das die Haldenseestraße wie ein kleiner Haken verläuft, irgendwie namenlos. Deswegen verwechseln viele die Siedlung auch oder verstehen nicht, wo diese Häuser genau liegen. Ein Thema, das auch der Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach erkannt hat und lösen möchte. Damit die Bezeichnungs- und Lageverwirrung nun gestoppt wird, hat man dort den Namen »Haldensee-Siedlung« angeregt. »Jetzt geht es hier um die Planungseckdaten und eine eventuelle Bürgerbeteiligung«, so Wolfgang Thalmeir (CSU). »Es ist eben nicht die Maikäfer-Siedlung, sondern ein ganz anderes Gebiet, auch wenn es gegenüber der Bad-Schachener-Straße liegt«, so Guido Buchholtz von den Grünen, der diesem Vorschlag »Charme« bescheinigt. Hingegen haben verschiedene SPD-Politiker im BA Bedenken: Gefällt den Bewohnern diese von oben bestimmte Namensgebung wirklich? Auch im Gespräch mit Heike Bedrich von der Schutzgemeinschaft Ramersdorf kommen zunächst Zweifel am neuen Namen. »Schöner wäre da doch die Bezeichnung Tortenstücksiedlung. Ein Begriff, der das Areal sehr anschaulich klassifiziert und dadurch Unklarheiten auch für diejenigen ausräumt, die nicht im Kopf haben, dass das Viertel von der Hechtseestraße, der Bad-Schachener-Straße und der Krumbadstraße eingegrenzt wird.«

Bereits vor über einem Jahr, im Mai 2012, haben Heike Bedrich und Gabriel Reichl im Namen der Initiative Schutzgemeinschaft Ramersdorf Anträge für eine maßvolle Verdichtung und den Erhalt der alten Baubestände rund um die Haldenseestraße gestellt. Die Antworten der Stadt ließen auf sich warten und kamen erst kürzlich. Aber: Obwohl der BA 16 erfreulicherweise bereits im Vorfeld des Eckdatenbeschlusses in die Planung eingebunden wird, ist keine Beteiligung der Bürger erwünscht. Sie sollen erst später in einer Erörterungsveranstaltung informiert werden. Die Schutzgemeinschaft glaubt, dass damit kritische Stimmen und zutreffende Argumente, die nicht zu den Interessen der Stadt und der bauenden GWG passen, von vornherein vermieden werden sollen. Nun kämpft man dafür, frühzeitig gehört zu werden. Eine große Sorge bereiten die bereits gesetzten Fixpunkte im Umfeld an der Bad-Schachener-Straße und am Echardinger Grünstreifen. So dicht, hoch und kubisch soll die Haldenseesiedlung auf keinen Fall werden, meinen die Nachbarn in der Schutzgemeinschaft Ramersdorf.

Bettina Rubow, die eine Benennung in Haldensee-Siedlung recht passend fände, aktiviert gerade Mitstreiter innerhalb der Siedlung und will Unterschriften sammeln. »Es gibt dort alte, erhaltenswerte Bäume. Der Innenbereich der Siedlung ist wie ein Park: mit eigenem Mikroklima und sehr erholsam. Hier sollten die Bewohner das Wort haben und sagen, was sie sich sonst noch an Infrastruktur, wie einem Café, Treffpunkt oder Kindergarten wünschen.« Schrecklich wäre auch eine Bebauung bis direkt zur Krumbad- oder Hechtseestraße, denn bisher sind hier grüne Alleen, hinter denen die Siedlung fast verschwindet. »Im Areal befinden sich 160 große Bäume, plus 30 Linden entlang der Krumbadstraße und noch einmal 39 Linden entlang der Hechtseestraße, plus 40 große Bäume am Zipfel beim Michaelibad«, erklärt Rubow. Ähnlich wie bei den Planungen rund um die Paulanerbrauerei hofft sie auf ein Mitspracherecht der Anwohner. »In Ramersdorf, das sehr stark nachverdichtet wird, darf nicht das Motto ›Erlaubt ist, was geht!‹ greifen.« bus

Artikel vom 20.08.2013
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