Münchnerinnen beweisen eindrucksvoll, dass Rugby ein echter Frauensport ist

Studentenstadt · Keine Männerdomäne

In der Siebener-Variante kommt es beim Rugby vor allem auf Schnelligkeit und Wendigkeit an.	Foto: Verein

In der Siebener-Variante kommt es beim Rugby vor allem auf Schnelligkeit und Wendigkeit an. Foto: Verein

Freimann/Studentenstadt · Es ist noch gar nicht lange her, dass bei Studentenstadt Rugby München eine Damenmannschaft gegründet worden ist. Heute kann man mit Fug und Recht behaupten: Das Team ist im süddeutschen Raum (mit Ausnahme der Bundesligisten aus der Hochburg Heidelberg) das beste.

Denn den Sieg der Regionalliga Süd haben die »Stusta Ladies« bereits sicher in der Tasche – und so können sie ganz entspannt in ihr Heimturnier, das sechste und letzte in der laufenden Saison, gehen. Am Samstag, ab 11.30 Uhr empfangen sie auf dem Sportplatz in der Studentenstadt an der Willi-Graf-Straße Lokalrivale München RFC, Regensburg, Stuttgart, Bad Reichenhall, Freiburg und Karlsruhe.

Die Zahlen zur laufenden Saison sind beeindruckend. 15 Spiele hat die Stusta bisher absolviert, alle gewonnen und dabei 74 von 75 möglichen Punkten geholt. 535 Spielpunkte haben die Mädels dabei gesammelt, gerade mal 37 kassiert. Sprich: Die Mannschaft hat die Regionalliga Süd dominiert. »Wir sind alle extrem gute Freundinnen. Das ist für mich der Schlüssel, warum wir so gut sind. Gemeinsam mit unserem Trainer Martin Schlemmer, der uns ein System geschaffen hat«, sagt Kapitän Lilly Graser.

Die Geschichte, wie Graser dazu kam, Rugby zu spielen, diese Sportart, die hierzulande unter dem Image von prügelnden Saufbolden leidet, ist etwas kurios. Neu in München lernte sie in der Arbeit während einer Raucherpause ihre heutige Teamkollegin Nadine Eckstein kennen. Auch die war gerade frisch aus Münster hergezogen, hatte dort bereits Rugby gespielt und wollte sich nach einem neuen Klub umschauen. Zwei Tage später sagte sie zu Graser: »Am Dienstag ist Training. Du brauchst Klamotten, die dreckig werden können und einen Mundschutz.« An jenem Dienstag verliebte sich Graser förmlich in Rugby. Natürlich sehen sie und ihre Mitspielerinnen sich häufig mit Aussagen auseinandergesetzt, Rugby sei doch kein Sport für das weibliche Geschlecht. »Da muss ich immer lachen«, entgegnet Graser, »wer sowas sagt, hat meistens überhaupt noch nie ein Rugby-Spiel gesehen und wohl auch noch nicht gemerkt, wie kämpferisch, verbissen und auch körperlich Mädels sein können. Egal, welche Statur, einige werden hier immer zu kleinen Kampfmaschinen.« Und tatsächlich, beim Besuch eines Trainings der Stusta Ladies findet man Mädels jeder Statur, die meisten sind schlank, sehen auf den ersten Blick nicht aus wie das Klischee-Bild, das wohl viele von einer Rugbyspielerin haben.

Das hat auch damit zu tun, dass in der Damen-Regionalliga die Siebener-Variante von Rugby gespielt wird, die ab 2016 wieder eine olympische Sportart ist. Bei der bekannteren Version stehen pro Team 15 Spieler auf dem Feld (wird bei den Damen in der Bundesliga gespielt), dadurch geht es sehr physisch zu Werke. Siebener-Rugby wird auf dem selben Feld gespielt, dadurch wird der Sport deutlich athletischer, Schnelligkeit und Wendigkeit sind die wichtigsten Eigenschaften. Am Samstag gibt es gleich beide Rugby-Varianten zu begutachten. Nach dem Siebener-Turnier der Damen spielt ab 16 Uhr die Bundesliga-Herren-Mannschaft der Stusta im Achtelfinale des DRV-Pokals. Dabei geht es um die Aufstiegsrunde zur Ersten Bundesliga.

»Was mich so fasziniert an diesem Sport sind das Team und der Rückhalt, wie man zusammenarbeiten muss. So entsteht eine ganz andere Atmosphäre als bei anderen Sportarten«, erklärt Graser, »dadurch, dass man seine Mitspielerinnen auch mal mit dem eigenen Körper schützen muss, wächst man viel intensiver zusammen.« Am Samstag wollen die Stusta Ladies noch weiter an ihrem Zusammenhalt feilen, denn nach dem Heimturnier steigt im Mai auch noch das Endturnier aller Regionalligen. Letztes Jahr belegte die Stusta dort den sechsten Rang. Das Ziel heuer: »Eine bessere Platzierung.« Vielleicht klappt es ja sogar mit dem Gesamtsieg. Es würde passen in die junge, aber erfolgreiche Geschichte dieser Mannschaft. Jan Lüdeke

Artikel vom 30.04.2013
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