Ismaninger können Hörpfad für ihre Gemeinde erarbeiten

Ismaning · Klingender Ortsplan

Ingrid Scharl, Christine Heinz und Doris Krinninger (von links) betreuen das Projekt »Ismaninger Hörpfad«. Im Hintergrund ein Foto einer der möglichen Stationen: der Kilometerstein am alten Fußballplatz.	Foto: Gabriele Heigl

Ingrid Scharl, Christine Heinz und Doris Krinninger (von links) betreuen das Projekt »Ismaninger Hörpfad«. Im Hintergrund ein Foto einer der möglichen Stationen: der Kilometerstein am alten Fußballplatz. Foto: Gabriele Heigl

Ismaning · »Es soll ein akustischer Bummel in Ismaning werden. Dabei sollen nicht so sehr die eh schon bekannten Sehenswürdigkeiten berücksichtigt werden, sondern Sie sollten Ihre persönlichen Lieblingsplätze vorstellen.« Die freie Kulturwissenschaftlerin Ingrid Scharl stellte letzten Freitagabend in der Blackbox des Kultur- und Bildungszentrums ein interessantes neues Projekt vor: einen Hörpfad für Ismaning.

»Gemeinsam erforschen wir die Geschichte unserer Lieblingsplätze und machen daraus Hörbeiträge für einen Internet-Audioguide.« Die Gemeinde Ismaning, das Schlossmuseum und die VHS im Norden des Landkreises unterstützen in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) und der Stiftung Zuhören dieses spannende Projekt. Teilnehmen kann jeder, der sich ein wenig für Geschichte und Geschichten interessiert, gerne auf Entdeckungsreisen in Archiven geht und eine kleine journalistische und technische Ader hat. »Da wir aber Teams bilden«, meinte Ingrid Scharl, »kann man die Aufgaben natürlich je nach Interessenlage verteilen.« Da steuert der eine die Idee bei und kennt Leute, die etwas erzählen können, ein anderer führt gerne Interviews, ein dritter hat eine besonders gute Sprechstimme und ein vierter kümmert sich begeistert um die Technik.

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Aber welche Plätze könnte man denn da nehmen? Und vor allem: Wie packt man das an? Ingrid Scharl, die die Teilnehmer zusammen mit Doris Krinninger vom Gemeindearchiv und Christine Heinz vom Schlossmuseum Ismaning betreuen wird, konnte an diesem ersten Informationsabend eine Fülle von Anregungen geben. Einschränkend meinte sie aber: »Viel vorgeben will ich nicht, Sie sind völlig frei in Ihrer Wahl.« Vorstellen könnte sie sich aber etwa diese Plätze: den Eisweiher, die Hainhalle, das kleine Kanalwehr, den Taxet 2, den Kilometerstein am alten Fußballplatz, die rote Marter, das alte Badhäusl, das Vogelparadies Speichersee. Das Thema Fliegerbombe hat die Ismaninger letztes Jahr umgetrieben, also warum nicht eine Station des Hörpfads daraus machen mit viel historischem Hintergrund? Oder wer ist dieser Johann Andreas Schmeller, der der Ismaninger Realschule seinen Namen gab? Auch wer nicht bei dem Infoabend dabei sein konnte, kann noch zu dem kostenlosen Kurs stoßen. »Besonders abwechslungsreich werden die Beiträge, wenn die Altersstruktur gemischt ist. Auch Kinder und Jugendliche können sehr gut mitmachen«, so Ingrid Scharl.

In der ersten Kursphase machen sich die Teilnehmer mit der Technik vertraut, in der zweiten werden die Ideen dann umgesetzt. »Erst lernen wir das Rezept kennen, und dann wird gebacken«, meint Ingrid Scharl salopp. Der BR hat für das Projekt kleine, leicht zu bedienende Aufnahmegeräte zur Verfügung gestellt, mit denen sich die Teilnehmer »spielen« können. »Wir werden gleich am Anfang viel praktisch ausprobieren, damit die Aufnahmen gut und verständlich werden«, so die Projektleiterin Scharl. Außerdem sollte man sich ein wenig mit der Software »Audacity« auseinander setzen. »Die brauchen wir zum Bearbeiten und Schneiden der Beiträge. Damit ist man schnell vertraut.« Ingrid Scharl und Doris Krinninger sprechen aus eigener Erfahrung, denn sie haben sich in einer Fortbildung auf die Projektleitung vorbereitet und haben die Technik dort selbst zum ersten Mal ausprobiert. Woher bekomme ich nicht-gemapflichtige Hintergrundgeräusche, die sogenannte »Atmo«? Wer kann mir Informationen geben? Wie schreibe ich ein Skript? Alle diese Fragen werden in der ersten Kursphase geklärt. Dafür sind vier Termine jeweils an Freitagen von 19.00 bis 21.30 Uhr vorgesehen. Fest stehen die Termine am 8. und 22. Februar. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Ob spielerisch oder sachlich: nicht länger als drei Minuten

Ende April, Anfang Mai startet die zweite Phase, die Umsetzung. Spätestens jetzt sollten die Teams wissen, wie sie ihren Beitrag gestalten wollen: sachlich mit Interviews oder mit Spielszenen, als »Streitgespräch« oder wie eine Erzählung, mehr historisch oder geologisch oder plaudernd? »Es ist nichts vorgegeben bis auf eines: Drei Minuten Länge sollte der Beitrag nicht überschreiten, das überfordert die Zuhörer«, meinte Ingrid Scharl. Man peilt 10 bis 15 Beiträge an. »An Geschichten wird es nicht hapern«, so Christine Heinz vom Schlossmuseum. Beim Hörpfad-Pilotprojekt in Oberhaching im Jahr 2011 sprudelten die Oberhachinger geradezu über vor Ideen. Scharl: »Die wollten gar nicht mehr aufhören!«

Die fertigen Beiträge sollen im September als »Ismaninger Hörpfad« der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dann kann man ihn über die Homepage der Gemeinde abrufen. Ein Klick auf Lautsprechersymbole spielt die kleinen Ortsgeschichten ab. Hörpfade gibt es außer in Oberhaching auch in Aichach. In Vorbereitung sind Projekte in Tegernsee und Haar. Entstehen soll so über die Jahre eine bayernweite Landkarte des Hörens, die vom Bayerischen Rundfunk vielleicht auch einmal als App zur Verfügung gestellt wird. Möchten Sie beim Ismaninger Hörpfad-Projekt dabei sein? Wenden Sie sich an Ingrid Scharl per E-Mail an fischarl@gmx.de oder telefonisch unter der Nummer 01 76 / 76 78 82 03.

Gabriele Heigl

Artikel vom 29.01.2013
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