Pliening startet mit fulminantem Festtag ins Jubiläumsjahr

Pliening · Mittelpunkt Bayerns

Ministerpräsident Seehofer beim Eintrag ins Goldene Buch, rechts Bürgermeister Rittler. Zuvor hatte Kardinal Marx den Festgottesdienst in der Geltinger Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zelebriert. Fotos: Gabriele Heigl

Ministerpräsident Seehofer beim Eintrag ins Goldene Buch, rechts Bürgermeister Rittler. Zuvor hatte Kardinal Marx den Festgottesdienst in der Geltinger Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zelebriert. Fotos: Gabriele Heigl

Pliening · Für einen Tag war die 5.000-Einwohner-Gemeinde Pliening der Mittelpunkt Bayerns. Noch einen Schritt weiter ging Pfarrer Norbert Joschko: »Heute schaut die Welt auf Pliening!« Nun, ganz so war es vielleicht nicht.

Jubiläumsjahr 2013

Aber das muss man Pliening erst mal nach machen: Am selben Tag allerhöchste Würdenträger von Kirche und Staat gleichzeitig im Ort zu haben. Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, zelebrierte den Festgottesdienst in der Geltinger Dorfkirche Mariä Himmelfahrt und Ministerpräsident Horst Seehofer zeigte sich als vorbildlicher Schirmherr für die 1200-Jahr-Feier in Pliening und hielt eine kurzweilige Festrede. Und auch wenn noch viele Veranstaltungen kommen im Jubliäumsjahr und im Sommer auch noch ein langes Festwochenende folgt: So einen Tag sieht die Gemeinde so schnell nicht wieder!

Vielleicht fiel dem Erzbischof die Zusage so leicht, weil die erste urkundliche Erwähnung von Pliening am 13. Januar 813 mit einem seiner Vorgänger zu tun hat, Bischof Hitto. Fest steht: So viele Gottesdienstbesucher hat die Geltinger Kirche noch nicht gesehen. Bis auf den Friedhof hinaus standen die Gläubigen, obwohl sie keinen Blickkontakt zu Bischofsstab, Mitra und Kardinalspurpur hatten. Beim Kirchenzug zum Bürgerhaus hatte man dann aber genug Gelegenheit, den leutseligen Würdenträger zu sehen. Ehrensache, dass er im Bürgerhaus auch das Mittagsgebet sprach sowie den Dirigentenstab schwang und den Mitgliedern der Geltinger Musikkapelle den Takt vorgab. Alles, was Rang und Namen hat in Pliening, war an diesem Tag dabei, allen voran der erste Bürgermeister Georg Rittler, der aus dem Strahlen gar nicht herauskam, zweiter und dritter Bürgermeister Roland Frick und Frank Birk, der gesamte Gemeinderat sowie Vertreter sämtlicher Vereine.

Ein weiterer Höhepunkt wartete um 12 Uhr auf die Plieninger. Der Bayerische Rundfunk übertrug sein 12-Uhr-Läuten an diesem Sonntag aus der Geltinger Kirche. Geläut und Beitrag über die Kirche und das Plieninger Festjahr wurden in den Festsaal übertragen (www.br-online.de/podcast, im Suchfeld »Gelting« eingeben). Da wurde es mäuschenstill im voll besetzten Bürgersaal. Wenn man aus dem Fenster Richtung Osten sah, konnte man den Kirchturm sehen, dessen Läuten zur selben Zeit in ganz Bayern zu hören war. Ein besonderer Moment.

Vielleicht wollten sie sich nicht gegenseitig die Schau stehlen, auf jeden Fall war der Kardinal schon weg, als Seehofer kam. Pünktlich um 13 Uhr zog der Schirmherr mit Defiliermarsch, Ehefrau Karin und einem Trupp Sicherheitsleuten ein. Und auch Seehofer hatte Zeit mitgebracht. Ob’s am Wahljahr lag oder weil es ihm eine Herzensangelegenheit war – für die Plieninger war das einerlei. In seiner Festansprache meinte Seehofer, dass 1.200 Jahre etwas Besonderes seien »in unserem besonderen Bayern«, so besonders, dass »sogar ein Kardinal und ein Ministerpräsident kommen«. Viel Applaus erntete er für diesen Satz: »Wenn einem eine Gemeinde zu klein für einen Besuch ist, ist man bald zu klein für kommende Aufgaben.« Das hat er sicher schon oft gesagt, genauso wie seinen Spruch, dass Bayern zwar nicht das Paradies sei, gewiss aber eine Vorstufe dazu. Aber genau solche Sätze wollen die Jubilare an so einem Tag halt hören. »Bayern ist stark wegen der Stärke der Kommunen, und Pliening ist eine starke Gemeinde.« Pliening sei finanziell gut ausgestattet. »Deshalb überreiche ich jetzt auch keinen Scheck, Herr Bürgermeister, sondern gratuliere Ihnen ganz herzlich.« Da musste auch Bürgermeister Rittler schallend lachen; denn einen Scheck aus der Staatskanzlei als Jubiläumsgeschenk hätte er sicher gerne angenommen.

Ein bisserl Wahlkampf war dann auch noch dabei, als Seehofer sein Leib- und Magenthema Finanzausgleich ansprach, speziell auf die Berliner anspielte und dabei den ganzen Saal zum Lachen brachte: »Für die drei Milliarden, die wir zahlen, muss man doch einen Flughafen bauen können.«

Seehofers robuster Charme ist ja hinlänglich bekannt, aber diese Schmeichelei könnte sich Pliening in Stein meißeln lassen: »Bayern will dorthin, wo Pliening schon ist. Bayern ist gut, Pliening ist noch besser!« Ja, solche Gäste sind ein Traum. Aber auch der Rest der Gästeliste war illuster besetzt: Landrat Gottlieb Fauth, Europaabgeordnete Angelika Niebler, Bundestagsabgeordneter Max Lehmer, Landtagsabgeordnete Christa Stewens sowie die Bezirksräte Thomas Huber und Waltraud Gruber und die Anzingerin Sabine Heimbach, stellvertretende Sprecherin von Angela Merkels Bundesregierung.

Sonderbriefmarke und Jubiläumsbrot

Bei den Festtagsplanungen gab es offensichtlich viele kreative Köpfe. Interessant, was einem zum Thema so alles einfallen kann: Am Jubiläumstag hat die Post ein Sonderpostamt im Bürgerhaus eingerichtet, wo sich Liebhaber den Sonderstempel »13. 1. 2013« auf einer Sonderbriefmarke »1200 Jahre Pliening« abholen konnten. Der Tiroler Komponist Adi Rinner hat für die Musikkapelle Gelting den »Plieninger Jubiläumsmarsch« komponiert, und eine dreiteilige, umfangreiche Chronik beziehungsweise Festschrift ist seit dem Wochenende erhältlich. Es gibt einen Jubiläumsbrand aus Plieninger Birnen, ein Plieninger Jubiläumsbrot der örtlichen Bäckereien und Jubiläumswurst von den Metzgern. Auch ein eigenes Festbier wird es am langen Festwochenende im Juni geben. Gabriele Heigl

Artikel vom 15.01.2013
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