Autobahnanschluss nicht in Feldmoching – Optimale Lösung wird noch gesucht

Hasenbergl/Feldmoching · Wohin mit der Anbindung?

Hasenbergl/Feldmoching · Aufatmen in Feldmoching, weiter Bangen am Hasenbergl, Harthof, Nordhaide und Milbertshofen: ein neuer Autobahnanschluss bei Feldmoching ist momentan eher unwahrscheinlich – nicht hingegen die Anbindung der Schleißheimer Straße an die A 99. Für letzteres schlägt das Planungsreferat weitere Untersuchungen vor.

Wer bekommt den Autobahnzubringer?

Die Entscheidung trifft letztendlich der Stadtrat. Fest steht: Keine Variante »stellt eine optimale Lösung dar«, um die Verkehrszunahme verträglich bewältigen zu können. Zu diesem Fazit kommt Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk im Verkehrskonzept für den Münchner Norden, das nun vorliegt. Der Planungsausschuss des Stadtrates hat die 49 Seiten starke Beschlussvorlage auf den 13. Juni vertagt, dann wird im Rathaus wohl die politische Debatte stattfinden. Die Anwohner sollen bei einer zentralen Bürgerversammlung mit der Stadtverwaltung über die Eckpunkte des Verkehrskonzeptes diskutieren können.

Die Inhalte liegen nun vor. Die Verlängerung der Schleißheimer Straße nach Norden mit eigenem Autobahnanschluss würde wegen des Hartelholzes, dem geschützten Wald nördlich der Panzerwiese, einen »kurzen« Tunnel (mit Portal am Goldschmiedplatz) oder einen »langen« Tunnel (mit Portal an der Dülferstraße) erfordern. Je nach Tunnellänge geht man im Planungsreferat von geschätzten Kosten zwischen 77 und 103 Millionen Euro aus (für Grunderwerb und Baukosten). Allerdings schlägt Merk wegen des geringen Nutzen-Kosten-Faktors des Tunnelprojektes sowie in Abwägung aller positiven und negativen Auswirkungen weitere Untersuchungen vor. Dabei seien auch die Möglichkeiten für aktiven Lärmschutz in der Schleißheimer Straße zu prüfen. Denn durch eine Anbindung an die A 99 »würde die Schleißheimer Straße zusätzlich stark belastet«, räumt die Stadtbaurätin ein. Es sei zu erwarten, dass sich ein Teil des Durchgangsverkehrs von der Ingolstädter auf die Schleißheimer Straße verlagern werde.

Hingegen wäre auf dem Autobahnring selbst im Bereich der Anschlussstelle Neuherberg »mit deutlichen Entlastungen zu rechnen«. Momentan nicht mehr für sinnvoll hält die Merk hingegen den Bau einer neuen Verkehrstrasse durch Feldmoching (Staatsstraße 2342 neu). Zum einen würde sie den örtlichen Grünzug zerschneiden und viele Flächen müssten versiegelt werden. Zum anderen sei diese Variante mit geschätzten Kosten von 50 Millionen Euro nicht wirtschaftlich und der Nutzen-Kosten-Faktor stark negativ. »Das heißt, durch eine Realisierung dieser Variante würde mehr Schaden als Nutzen entstehen«, resümiert die Stadtbaurätin. Aus diesem Grund sowie wegen der mangelnden verkehrlichen Wirksamkeit empfiehlt Merk dem Stadtrat, diese Variante nicht weiter zu verfolgen und die Maßnahme Staatsstraße 2342 neu aus dem Verkehrsentwicklungsplan zu streichen. Festhalten will das Planungsreferat lediglich an einer möglichen Verlängerung der Georg-Zech-Allee. Ferner empfiehlt die Behörde weitere Untersuchungen zur Höhenfreimachung der Bahnübergänge Lerchenauer Straße und Lerchenstraße.

Um die Verkehrssituation im Münchner Norden zu verbessern, müsse der Schwerpunkt auf eine Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs gelegt werden, schlägt Merk vor. Auch »kleinräumige Verbesserungen bei der Leistungsfähigkeit des Straßennetzes« seien sinnvoll. Zudem müssten die Stadtverwaltung und die Autobahndirektion Südbayern gemeinsam nach Verbesserungen im bestehenden Straßennetz suchen.

Im Vorfeld der Bürgerversammlung sollten die Ergebnisse des Verkehrskonzeptes im Internet veröffentlicht werden, empfiehlt Merk. Bei dieser zentralen Bürgerversammlung für alle betroffenen Stadtbezirke im Münchner Norden sollen die Anwohner die Möglichkeit haben, über die Planungen zu diskutieren und eigene Vorschläge einzubringen. Auf Basis der Ergebnisse dieser Bürgerversammlung solle der Stadtrat im Jahr 2013 weitere Untersuchungen zur Verlängerung der Schleißheimer Straße mit einer Anbindung an die A 99 in Auftrag geben, empfiehlt Merk – die Entscheidung, ob und falls ja, wo im Münchner Norden die Stadt einen neuen Autobahnanschluss baut, fällt erst später im Rathaus.

Verärgert über diese Warterei auf eine Entscheidung ist Antonie Thomsen (SPD), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart: »Es geht zu langsam, es braucht eine Entscheidung vor der Kommunalwahl im Frühjahr 2014«, fordert die Stadtteilpolitikerin.

Ein vorausschauende Lösung gefordert

Denn der Stadtrat habe ja in Sachen Autobahnanschluss noch lange nichts entschieden. »Ich will eine Lösung, mit der alle leben können, auch die, denen es vielleicht wehtun könnte. Und ich möchte eine Lösung, bei der nicht gespart wird, und bei der vorausschauend für die nächsten 50 Jahre geplant wird«, betont Thomsen.

Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) aus dem Nachbarbezirk Feldmoching-Hasenbergl empfindet es als »durchaus positiv, dass von der Stadtverwaltung erstmals Tunnels für den Bereich nördlich des Mittleren Rings erwogen werden«. Einen Autobahnanschluss ohne Tunnel auf Zubringerstraßen durch ein so dicht bebautes Wohngebiet zu bauen, sei heutzutage nicht mehr vertretbar. »Je länger der Tunnel, desto weniger Konflikte«, glaubt der Lokalpolitiker. Er begrüßt es, dass Merk nun dem Stadtrat empfiehlt, keine neue Verkehrstrasse durch Feldmoching zu bauen und die Augustin-Rösch-Straße nicht zu verlängern. »Da wäre ein völlig zerschnittener Stadtteil entstanden«, prognostiziert Auerbach.

Er verweist darauf, dass das Planungsreferat selbst diese Variante nun klar negativ einschätze: Die Behörde geht davon aus, dass durch eine neue Verkehrstrasse durch Feldmoching »die Zerschneidung der Grünzüge und die räumliche Trennung als erheblich einzustufen sind« und dass »das Landschafts- und Ortsbild deutlich belastet« würde. Auerbach kommentiert diese Einschätzungen des Planungsreferates so: »Die Befürchtungen des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl wurden bestätigt, ja sogar übertroffen.« Wally Schmidt

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    Themenseite zum Leben auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr, im Norden Münchens, auf dem die Stadt ein Quartier mit 2500 Wohnungen entwickelt hat

Artikel vom 05.06.2012
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