Die Ismaninger Schäffler tanzten auf dem Perlacher Pfanzeltplatz

Perlach · Schwarze Nasen und rote Jacken

Zum dritten Mal folgten die Ismaninger Schäffler der Einladung des Festring Perlachs und tanzten letztes Wochenende auf dem Pfanzeltplatz.	Foto: Karl Hirt

Zum dritten Mal folgten die Ismaninger Schäffler der Einladung des Festring Perlachs und tanzten letztes Wochenende auf dem Pfanzeltplatz. Foto: Karl Hirt

Perlach · Zahlreiche Zuschauer waren am letzten Wochenende zum Pfanzeltplatz in Perlach gekommen, um nicht den Auftritt der Schäffler zu verpassen. Zum dritten Mal hatte der Festring Perlach die Ismaninger Schäffler tanzen lassen.

Münchner Schäffler 2012

Bevor es los ging, gab es für mehrere Zuschauer einen schwarzen Punkt auf die Nase und am Ende Süßigkeiten für die Kinder sowie ein Gläschen Kirschlikör für die Erwachsenen. Wie es seit jeher Brauch ist, sind die Schäffler nur alle sieben Jahre zu sehen. Umso größer ist dann auch die Nachfrage. Der Terminkalender der Schäffler ist entsprechend voll. Bis zu 15 Auftritte am Tag haben sie zu stemmen. Vormittags tanzen sie vor allem in Schulen, später und am Wochenende sind sie bei verschiedenen Firmen, Festen und auf öffentlichen Plätzen zu Gast. Die meisten Tänzer opfern für eine Saison einen Großteil ihrer Freizeit und ihren ganzen Jahresurlaub.

Die Geschichte des Münchner Schäfflertanzes reicht bis ins Jahr 1517, wo nach der Legende in München die Pest wütete. Daran erin­nert übri­gens auch die schwarze Nase. In dieser Zeit verkrochen sich die Bewohner der Stadt in den Häusern. So kam das gesamte öffentliche Leben und der Handel zum Erliegen. Da kam ein kluger Münchner, so heißt es, auf die Idee, die Menschen durch ein lustiges Schauspiel aufzuheitern. Dieser wackere Bürger gehörte zu der Zunft der »Schäffler«, also zu jenen Handwerkern, die mit der Herstellung von Fässern und ähnlichen Gerätschaften ihr Geld verdienen. Die Schäffler zogen also in Festgewand zum Marktplatz, wo sie mit grün geschmückten Reifen einen Rundtanz aufführten und die »Gretl mit der Butten«, die inzwischen durch den Kasperl ersetzt wurde, trieb ihre Späße. Alles strömte aus den halb ausgestorbenen Häusern und feierten mit der bunten Schar.

Bald wurde es, so die Legende, wieder lebhaft in den Straßen und Ordnung und Leben kehrten zurück. Sicher hat sich der Münchner Schäfflertanz in der langen Zeit seines Bestehens in der Choreographie und in der Kleidung der Tänzer mehrmals verändert, vieles ist aber gleich geblieben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Schäfflertanz in die heutige Form ausgebaut. Auch das Schäfflerkostüm ist seit 1872 nahezu unverändert Ursprünglich war der Schäfflertanz nur den unverheirateten Angehörigen des Berufes vorbehalten und sollte sicher auch dazu beitragen, den kargen Lohn der Gesellen etwas aufzubessern. Mit dieser Tradition musste in den 1960ern gebrochen werden. Aus Personalmangel wurden auch verheiratete Schäffler zum Tanz zugelassen. Ab 1970 musste bereits teilweise auf berufsfremde Tänzer zurückgegriffen werden.

Seit nun fast 500 Jahren also und seit Gründung des Fachvereins der Schäffler in immer der gleichen Form wird der Schäfflertanz in München aufgeführt und ist aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Auch außerhalb des Sieben-Jahresrhythmus. Er ist fester Bestandteil der Oktoberfesteröffnung und ist alle zwei Jahre beim Brauertag auf dem Viktualienmarkt zu sehen. Im Turm des neuen Rathauses ist jeden Tag das Glockenspiel zu hören. Auch hierzu drehen sich die Schäffler, wenn auch nicht in Fleisch und Blut.

Artikel vom 24.01.2012
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