Experten plädieren für den Erhalt bezahlbaren Wohnraums

Maxvorstadt für alle

Eine Expertenrunde hat am Mittwoch über Luxussanierungen in Maxvorstadt diskutiert. Bezahlbarer Wohnraum soll im Viertel erhalten bleiben. 	Foto: js

Eine Expertenrunde hat am Mittwoch über Luxussanierungen in Maxvorstadt diskutiert. Bezahlbarer Wohnraum soll im Viertel erhalten bleiben. Foto: js

Maxvorstadt · Die Luxussanierungen im Viertel bereiten dem Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) in manchen Fällen Sorge. Nämlich dann, wenn Häuser von Investmentfirmen erworben werden und die angestammte Bevölkerung aus dem Stadtteil vertrieben wird, um die Gebäude luxuriös renoviert als sogenannte Opernwohnungen zu Höchstpreisen zu verkaufen oder zu vermieten.

Der BA hat am Mittwoch im Pfarrsaal der Ludwigskirche eine Podiumsdiskussion zum Thema veranstaltet. Wie manche Investoren vorgehen, um die Bewohner zum Auszug zu bewegen, berichtete Norbert Ott, Sprecher der Mietergemeinschaft Türkenstraße: »In die leer stehenden Wohnungen wurden Bauarbeiter einquartiert.« Die Häuser würden immer seltener gereinigt, die Wartung von Heizungen und Fenstern ganz eingestellt.

Tod eines Viertels? »Gentrifizierung – wem gehört die Stadt?«

Ähnliche Erfahrungen hat ein Betroffener aus der Damenstiftstraße gemacht. Über Wochen hinweg hätten im Haus lärmende Bauarbeiten stattgefunden, die Treppen seien nicht mehr geputzt, der Müll nicht mehr abgeholt worden. Von den ursprünglich 28 Parteien leben nun nur noch sieben in dem Anwesen, die restlichen Wohnungen stehen leer: »Die meisten von uns haben inzwischen das Handtuch geworfen.« Für diejenigen, die geblieben seien, komme ein Umzug jedoch nicht in Frage, sie wohnen seit Jahrzehnten in dem Haus. Sein 88-jähriger Nachbar sei sogar dort geboren worden. Fälle dieser Art kennt auch Beate Marschall, Rechtsanwältin beim Mieterverein München. Den Schikanen Stand zu halten, erfordere »gute Nerven«. Allerdings könne man sich dagegen wehren: »Das geht von der Unterlassungsklage bis zur Strafanzeige.«

Wichtig sei zudem, sich mit dem Nachbarn zusammenzuschließen und gemeinsam gegen die Eigentümer vorzugehen: »Wenn einer nach dem anderen auszieht und das Haus irgendwann leer steht, haben die Investoren nämlich freie Hand.« Betroffen seien von dem Problem vor allem Akademiker, die in der Innenstadt leben, erklärte der Stadtforscher und Architekt Markus Lanz. Vertrieben würden nicht die sozial Schwachen, sondern der besser verdienende Mittelstand, betonte auch BA-Chef Oskar Holl. Rudolf Stürzer, Vorsitzender des Haus- und Grundbesitzervereins München, sagt indes, dass Sanierungen nicht ausschließlich zu Spekulationszwecken vorgenommen würden. Gebäude, die in einem schlechten Zustand seien, müsse man renovieren. Zur Finanzierung solcher Projekte sei es oft nötig, Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umzuwandeln und zu verkaufen. Mieter so lange zu schikanieren, bis diese kündigen, sei jedoch unseriös: »Derartige Methoden unterstützt unser Verein nicht.« Julia Stark

Artikel vom 30.11.2010
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