Gedenktafel für bei Hitlerputsch getötete Polizisten

Zentrum · „Endlich würdige Form“

Auch für Kurt Eisner wird dieses Jahr ein Denkmal errichtet.  Foto: Baureferat

Auch für Kurt Eisner wird dieses Jahr ein Denkmal errichtet. Foto: Baureferat

Zentrum · Eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Tod von vier Polizeibeamten während des Hitlerputsches am 9. November 1923 haben am Dienstag, 9. November, Oberbürgermeister Christian Ude und Innenminister Joachim Herrmann enthüllt. Die Tafel befindet sich an der Westfassade der Münchner Residenz neben dem Durchgang zum Kaiserhof.

Im Rahmen einer kleinen Feier zusammen mit Nachfahren der damals Getöteten erinnerte die Stadt am 87. Jahrestag der Ereignisse an die bei einem Schusswechsel an der Feldherrnhalle getöteten Polizisten, Polizei-Oberwachtmeister Friedrich Fink, Polizei-Unterwachtmeister Nikolaus Hollweg, Polizei-Hilfswachtmeister Max Schoberth und Polizeihauptmann Rudolf Schraut.

„Mit diesem würdigen Akt des Gedenkens wird eine 17-jährige Kontroverse zwischen der Stadt und dem Freistaat Bayern beigelegt“, so Oberbürgermeister Christian Ude. Auf Initiative des Münchner Rechtsanwalts Dr. Otto Gritscheneder wurde zu Beginn der 90er Jahre im Münchner Stadtrat gefordert, den vier beim Hitler-Putsch erschossenen Polizeibeamten eine Gedenktafel zu widmen. Der Münchner Stadtrat hat dieses Anliegen am 20. Juli 1993 auf Antrag von Ude einstimmig unterstützt. „Trotzdem hat der Freistaat Bayern den städtischen Wunsch, am Ort des Geschehens eine Gedenktafel anzubringen, auf Ministerebene abgelehnt“, erklärte Ude. So sah sich die Stadt gezwungen, im November 1994 mit einer Bodenplatte an die republiktreuen Toten des 9. November 1923 zu erinnern.

Unter Hinweis auf den ersten republikanischen Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern, Kurt Eisner, sprach Oberbürgermeister Christian Ude bei der Enthüllung der Bodenplatte von einer „unglücklichen Häufung von Münchner Bodengedenktafeln“. Ude wörtlich: „Ich hoffe nicht, dass es in München Gewohnheit bleibt, zwar Könige oder Künstlerpersönlichkeiten mit großen Denkmälern zu ehren, nicht aber jene, die von rechten Gewalttätern niedergestreckt wurden.“ Erst im März 2009 – bei der Präsentation des Films „Hitler vor Gericht“ – konnte die Diskussion wieder aufgegriffen werden, weil Innenminister Joachim Herrmann spontan Gesprächsbereitschaft signalisiert habe.

Nach einem Briefwechsel wurde Einigung erzielt, eine Gedenktafel unmittelbar am Ort der Schießerei an der Fassade der Residenz anzubringen. OB Christian Ude: „Es ist sehr erfreulich, dass der vier Polizeibeamten, die wegen ihres Eintretens für Recht und Gesetz ihr Leben lassen mussten, jetzt in würdigerer Form an prominenter Stelle gedacht wird und nicht im Straßenschmutz.“ Auch für Kurt Eisner, „an den lange Jahre nur am Boden erinnert wurde, weil die Eigentümerin des Palais Montgelas eine Gedenktafel an der Fassade verboten hat“, so Ude, wird in diesem Jahr – wenn auch nicht am Ort des Attentats, sondern an anderer Stelle am Oberanger – mit einem angemessenen Denkmal erinnert.

Artikel vom 11.11.2010
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