Trotz schwerer Verletzungen bleibt der Deisenhofener dem Sport treu

Deisenhofen · Thomas Hartmann feiert 80. Sieg

Thomas Hartmann errang seinen 80. Sieg. Scheinbar nichts kann den 50-Jährigen stoppen.  Foto:  w³.hardi

Thomas Hartmann errang seinen 80. Sieg. Scheinbar nichts kann den 50-Jährigen stoppen. Foto: w³.hardi

Deisenhofen · Mountainbiker Thomas Hartmann erringt 80. Karrieresieg. Nach langer Verletzungspause fährt der Deisenhofener derzeit konstant in der Erfolgsspur. Der frühere Straßenprofi und Diplom-Trainer ist eine Rarität in der deutschen Radsportszene.

Der alpine Skirennläufer war als Quereinsteiger in den Radrennsport gekommen und fuhr 27 Jahre lang als A-Elitefahrer und einige Jahre als Berufsfahrer auf der Straße.

Vom Straßenrennen zum Mountainbike

Nach einer überstandenen Krebserkrankung 2003 kämpfte sich der Deisenhofener mit bereits 45 Jahren wieder zurück an die Spitze, organisierte wie schon vor seiner lebensbedrohlichen Krankheit gemischte deutsche Nationalmannschaften und fuhr auf der gesamten Welt exotische Etappenrennen. Schon immer faszinierte ihn das Mountainbike und nach einigen erfolgreichen Testrennen nahm er 2007 seinen Abschied von der Straßenszene und wechselte ins Lager der Mountainbiker. Trotz anfänglicher fahrtechnischer Schwierigkeiten war er auch dort sofort erfolgreich. Mit den Jahren zunehmende, nicht erkannte Herzrhythmusstörungen machten 2008 zwei schwere Kathetereingriffe und eine längere Ausheilungszeit notwendig.

Krankheit besiegt – Erfolge warten schon

Seit Beginn der Saison 2009 fühlt sich Hartmann jedoch wie neugeboren und scheint auf dem Bike immer besser zu werden. Nach einem umfangreichen Wintertraining im Kraftraum und auf der Skatingloipe verbrachte er seinen 50. Geburtstag im heurigen Januar im Trainingslager auf Lanzarote und absolvierte gleich zwei Rennen der »Kanaren-Challenge« auf den Ehrenplätzen. Hartmann, der sich selbst immer noch als »Biker in der gehobenen Lernphase« bezeichnet, beherrschte im ersten Halbjahr die CrossCountry-Rennserien des »Sparkassen- und des Südböhmen-Cups« und fuhr außerdem noch etliche andere Erfolge ein.

Erfolgsserie reißt nicht ab

Für die zweite Saisonhälfte waren vordere Plazierungen bei den Bayerischen und Deutschen Meisterschaften, sowie bei den Master-Europa- und Weltmeisterschaften angestrebt. Doch nach elf Saisonsiegen und sieben Ehrenplätzen wurden diese Ziele für den Diplomtrainer jäh zur Makulatur. Bei einem Testrennen eine Woche vor den nationalen Meisterschaften im Juli lag Hartmann deutlich und alleine fahrend auf Platz zwei im Eliterennen. Am Ende einer sehr schnellen, steilen Wiesenabfahrt gab es ohne Hinweise oder Absicherung durch den Veranstalter einen nicht einsehbaren Steilabbruch in eine sich anschließende Flachpassage hinein. »Ich war mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs und konnte gerade noch geistesgegenwärtig den Schwerpunkt nach hinten verlegen. So überschlug ich mich zwar nicht, kam aber ins Trudeln und stürzte stumpf in flaches Gelände – das Schlimmste, was einem passieren kann«. Neben reichlich Materialschrott wurden so eine Schlüsselbeinfraktur, eine schwere Gehirnerschütterung (der Helm zerbrach in sieben Teile), einige angebrochene Rippen sowie am ganzen Körper Prellungen und Schürfungen erzeugt. Hartmann gab jedoch nicht auf. Trotz aller Ungeduld durfte Hartmann erst acht Wochen nach seinem Unfall wieder sein erstes Rennen in Buk/CZ fahren. Überlegen gewann er die Masterklasse Ü40, damit auch die Gesamtwertung des Südböhmen-Cups 2010 und, weil auch für diese Rennserie zählend, vorzeitig die Jahresgesamtwertung des Sparkassen-Cups 2010. »Drei Siege an einem Tag sind für ein Comeback schon optimal«, schmunzelte »Hardi«, der seinen Spitznamen seinem ehemaligen Trainer Hennes Junkermann verdankt.

Goldener Herbst für Spitzensportler

Der goldene Herbst wurde mit Erfolgen bei einem internationalen Etappenrennen in Kroatien fortgesetzt. Beim Finallauf des Alpina-Cups setzte er sich vom Start weg an die Spitze und machte überlegen seinen 80. Karrieresieg fest. Das allerletzte deutsche Rennen im MTB-Kalender fand dann am vergangenen Sonntag im oberschwäbischen Riedlingen bei äußerst widrigen Bedingungen statt. Kälte, Regen, Wind und eine schlammige Strecke ließen das Feld des sehr gut besetzten »Engel-Cup«, einem Marathon über 46 km, auf 400 Starter schmelzen.

Hartmann focht dies alles nicht an, hielt sich nach gutem Start lange in der Spitzengruppe, dann in einer Verfolgergruppe hinter den MTB-Profis. Mit erneut guter Tagesform erkämpfte er sich den überlegenen Sieg bei den Masters und den 81. Karriereerfolg.

Mittlerweile steht die Saisonbilanz Hartmanns bei 18 Siegen, 10 Ehrenplätzen und 3 dritten Rängen. Bedingt durch die lange Verletzungspause fühlt sich Hartmann noch körperlich frisch, doch nun gehen ihm die Rennen im Terminkalender aus.

Artikel vom 03.11.2010
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