Kräuterbuschen-Weihe zum Patrozinium in Mariä Himmelfahrt

Gelting · Gebundene Heilkraft

Anni Numberger von der kfd Gelting (li.) beim Verkauf der Kräuterbuschen vor der Kirche Mariä Himmelfahrt in Gelting.	Foto: Privat

Anni Numberger von der kfd Gelting (li.) beim Verkauf der Kräuterbuschen vor der Kirche Mariä Himmelfahrt in Gelting. Foto: Privat

Gelting · In früheren Zeiten mussten die Frauen für die Buschen 99 verschiedene Kräuter sammeln. Was sich für uns stressig anhört, war damals mystischer Brauch. Die alten Zauberpflanzen sollten vor Krankheiten und allerlei Unbill schützen, Unwetter abhalten und Glück gewährleisten.

Heute zählen die Kräuterbuschen, die an Mariä Himmelfahrt gesammelt, gebunden und in der Kirche geweiht werden, nicht mehr so viele verschiedene Pflanzen. Anni Numberger, 2. Vorsitzende der kfd Gelting (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands), bindet schon seit Jahren mit ihren Mitstreiterinnen Kräuterbuschen: »Die Zahl ist nicht so wichtig. Aber in die Mitte sollte immer eine Königskerze eingebunden werden. Sie symbolisiert Maria, die Königin des Himmels.« Woher kommt die Verbindung zwischen Maria und den Kräutern? Im christlich-katholischen Glauben sollen die Apostel drei Tage nach dem Tod von Maria ihr Grab geöffnet haben: Statt des Leichnams fanden sie Blumen und Kräuter. Rund um die Königskerze, auch Muttergotteskerze genannt, werden Gerste, Weizen, Hafer und Roggen gebunden, sie zählen zu den sogenannten fundamentalen Kräutern. Dazu kommen die »Frauenpflanzen« wie Beifuß, Holunder, Baldrian, Eberraute, Schafgarbe, Salbei, Kamille und Lavendel. Fehlen nur noch die Pflanzen mit antibakterieller Wirkung, die bei Verletzungen und Infektionskrankheiten verwendet werden: Alant, Quendel, Eisenkraut, Wegerich, Johanniskraut, Ringelblume, Minze, Arnika.

Jedes Jahr treffen sich die Geltinger kfd-Frauen im Pfarrheim zum gemeinsamen Binden. Natürlich »plündern« sie ihre Gärten. »Wir freuen uns aber sehr über Spenden«, meint Marianne Bichler. Wer Kräuter und Blumen abgeben kann, soll sie am Samstag, 14. August, bis gegen 12.30 Uhr vors Geltinger Pfarrheim legen. Die gebundenen Sträuße werden dann am Sonntag vor dem Patroziniums-Gottesdienst vor der Kirche für einen geringen Betrag verkauft. Die feierliche Weihe des mitgebrachten Sträußchens ist in Bayern ein wichtiger Bestandteil der Liturgie am Mariä Himmelfahrtstag.

Der Buschen wird nach dem Gottesdienst in den Herrgottswinkel gehängt. Dort soll er den Bewohnern Heilung, Schutz und Segnung gewähren. Besondere Wirkkraft wird den Kräutern in den ersten 30 Tagen nachgesagt. In früheren Zeiten sollen die Buschen, im Dachboden aufgehängt, vor Blitzschlag geschützt, im Viehfutter für die Gesundheit der Tiere gesorgt und, unters Kopfkissen gelegt, das Eheglück bewahrt haben. Die Braut trug Kräuter daraus in ihrem Strumpf, damit die Ehe kinderreich werde. Am Dreikönigstag wurden die Kräuter in einer Glutpfanne angezündet und mit dem Rauch das Haus ausgeräuchert.

Gabriele Heigl

Artikel vom 10.08.2010
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