Erstes Erfinderseminar in der Hans-Sauer-Stiftung

Deisenhofen · Kreative Denker

Erfinder Stephan Augstin wurde von der Hans-Sauer-Stiftung für den Watercone gefördert.	Foto: VA

Erfinder Stephan Augstin wurde von der Hans-Sauer-Stiftung für den Watercone gefördert. Foto: VA

Deisenhofen · Von einer guten Idee bis zum fertigen Produkt ist es ein weiter Weg. Zu weit für viele Erfinder, die zwar tolle Ideen haben, aber niemanden, der ihnen bei deren Umsetzung behilflich ist. Hier bietet nun die Hans-Sauer-Stiftung all denen Rat und Tat an, die ihre Ideen nicht mehr länger in der Schublade aufheben wollen. Im Rahmen einer eintägigen Schulung zeigt die Hans-Sauer-Stiftung aus Deisenhofen in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland LGA Patentzentrum München interessierten Erfindern, wie aus guten Ideen erfolgreiche Produkte entstehen.

Alle Teilnehmer haben die Möglichkeit, mit einem Experten konkrete Fragen rund um ihre Erfindung zu erörtern und erhalten eine Mappe mit wichtigen Informationen und Ansprechpartnern. 

Die Veranstaltung findet am 17. Juli von 10 bis 16 Uhr in den Räumen der Hans-Sauer-Stiftung statt. Um eine Anmeldung wird unter www.hanssauerstiftung.de gebeten. Kosten: 25 Euro. Das Ziel der Stiftung, die 1989 von dessen Namensgeber, dem Erfinder und erfolgreichen Geschäftsmann Hans Sauer, gegründet wurde, ist es vor allem denjenigen Ideen auf den Weg zu helfen, die aus gesellschaftlicher Sicht besonders förderungswürdig sind, egal ob nun in medizinischer, gesellschaftlicher oder umwelttechnischer Hinsicht. Stiftungs-Vorsitzende Ulrike Sauer, Tochter des Begründers, erklärt die Notwendigkeit der Stiftungsarbeit. »Mit der Erfindung allein ist es nicht getan. Viele gute Ideen von freien Erfindern finden einfach ihren Weg auf den Markt nicht. Wir prüfen alle Anträge, führen Recherchen durch, ob es nicht vielleicht schon ein ähnliches Produkt gibt und ob es für den Markt von Interesse ist«, erklärt sie.

Aus ihrer täglichen Arbeit mit Erfindern weiß Ulrike Sauer, dass Not im wahrsten Sinne des Wortes erfinderisch macht. So passiert bei der leichten und klappbaren Toilettensitzerhöhung, die Leonore Kühn erfunden hat. Normale Toilettensitze, wie man sie überall in der Öffentlichkeit findet, sind für bewegungseingeschränkte Personen oft kaum oder gar nicht zu benützen. Für das eigene WC gibt es eine Reihe von Sitzerhöhungen, die aber allesamt zu sperrig sind, um sie mitzunehmen. Die unternehmungslustige Rheumapatientin wollte sich von dieser Tatsache aber nicht ausbremsen lassen und erfand eine kleine, leicht zusammenklappbare Toilettensitzerhöhung, die die Teilnahme am öffentlichen Leben nun wieder möglich gemacht hat. Technisch um einiges anspruchsvoller ist beispielsweise der Watercone von Stephan Augustin. Dieser ermöglicht auf einfachste Art und Weise eine unabhängige, billige und mobile solare Trinkwassererzeugung (1 bis 1,5 Liter pro Tag) aus Kondensat für jedermann.

Das salzige/schmutzige Wasser verdunstet durch Sonneneinstrahlung und kondensiert an der Innenseite des Kegels. Wassertropfen bilden sich und laufen an der Innenseite der Kegelwand herab in die Auffangrinne. Entleert wird die Rinne, indem man den Deckel an der Spitze abnimmt und den Inhalt durch Drehen des Kegels um 180 Grad in einen Behälter ausschüttet oder direkt aus der Kegelflasche trinkt. Zwar muss an der Herstellung des Watercones noch weiter gearbeitet werden, um ihn in der Massenherstellung noch günstiger zu machen, doch funktioniert das Produkt und wird in Zukunft sicher einen wichtigen Beitrag in der Wasserversorgung der Menschen beispielsweise in Afrika leisten. Die Palette an Erfindungen ist groß, die von der Stiftung betreut werden, aber nicht immer kann die Stiftung helfen. »Manchmal ergeben die Recherchen auch, dass es schon ähnliche Produkte am Markt gibt oder dass der zu erwartende Nutzen einfach zu klein ist, um die Idee weiter zu verfolgen. Für die Erfinder ist das natürlich nicht immer leicht einzusehen, denn ihre Ideen sind ein bisschen wie Kinder, die man natürlich nicht einfach loslassen möchte«, erklärt Ulrike Sauer weiter. Ist ein Produkt schließlich erfolgreich auf dem Markt lanciert, bezahlt der geförderte Erfinder einen Teil der erhaltenen Summe an die Stiftung zurück, damit die Mittel dann auch wieder für neue Projekte eingesetzt werden können. Bei dem Seminar, das die Stiftung im Juli nun zum ersten Mal geben wird, sollen die Teilnehmer über das Einmaleins der Erfindungen aufgeklärt werden und wichtige Kontaktdaten zur Verfügung gestellt bekommen.

Derzeit ist die Stiftung dabei, eine Ausstellung der von ihnen geförderten Produkte in ihren Räumlichkeiten in der Fichtenstraße 5 in Deisenhofen auf die Beine zu stellen. Eine Besichtigung ist nach telefonischer Absprache unter 0 89 / 61 36 72 10 auf jeden Fall möglich, so Ulrike Sauer. Gefragt, was auf ihrer Favoritenliste der Erfindungen ganz oben steht, kommt wie aus der Pistole geschossen der Wunsch nach etwas, womit man die schreckliche Ölkatastrophe, die momentan im Golf von Mexiko herrscht, eindämmen kann.

Heike Woschée

Artikel vom 06.07.2010
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