Grundschule am Pfanzeltplatz feiert 100. Geburtstag

Perlach · Insel der Glückseligen

Als es noch eifrige Schüler gab: Die vierte Klasse der Volksschule Pfanzeltplatz im Jahr 1952 mit Lehrer Lerner.	Foto: Privat

Als es noch eifrige Schüler gab: Die vierte Klasse der Volksschule Pfanzeltplatz im Jahr 1952 mit Lehrer Lerner. Foto: Privat

Perlach · Am kommenden Wochenende wird am Pfanzeltplatz gefeiert: Die Grundschule wird 100 Jahre alt. Ihre Geschichte beginnt 1910, als Pfarrer und Lokalschulinspektor Martin Pfanzelt 30.000 Mark für den Unterhalt eines dringend benötigten Mädchenschulhauses zusagt.

Es wurde am 31. Oktober 1910 an vier (Lehr-)Schwestern der Dillinger Franziskanerinnen übergeben, die über Jahrzehnte hinweg Hunderte Mädchen (und später auch Jungen) der Jahrgangsstufen eins bis sieben gläubig, streng und dabei mütterlich erzogen haben. Zeitweise sausten außer den Schülern noch 60 bis 100 zwei- bis sechsjährige Mädchen und Buben der Kinderbewahranstalt durch das Schulhaus.

Der zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an der Volksschule vorbei: »Die Angriffe auf München wurden immer schlimmer, Perlach lag zwischen zwei Flughäfen. Für unsere Lehrer war es keine leichte Aufgabe, die aufgeregten Kinder in Ruhe und Ordnung in die Luftschutzröhre auf der Schulwiese zu bringen«, erinnert sich Elfriede Ciesla aus Perlach, die »trotz allem Schweren gerne an ihre Schulzeit bei Schwester Winfrieda und Schwester Adelmunda zurück« denkt.

»Im September 1945 lag die Bubenschule in Trümmern. Ein gewaltiger Schuttberg und kahle Außenwände mit hohlen Fensteröffnungen ragten noch in die Höhe«, erinnert sich Dr. Martin Salzer aus Bad Griesbach. »Das war auch das Ende der getrennt geschlechtlichen schulischen Erziehung der Jugend. Die Not der Zeit führte die Geschlechter zusammen. Wir Perlacher Knaben wurden in der Mädchenschule eingeschult, in der sich zwölf Klassen nur vier Klassenzimmer teilten. Neben den Elementarfächern, in denen uns die allseits geschätzte Schwester Tarcisia unterrichtete, wurden wir Protestanten mit den katholischen Gebräuchen, Gebeten und einer Reihe von Marienliedern vertraut«, erzählt Salzer und betont, das sei »ohne seelischen Schaden« gewesen.

1951 konnten die Buben in ihr Schulhaus zurück. Es war mit Hilfe von Eltern, der Bevölkerung und Schülern der Oberklassen wieder aufgebaut worden. Mit dem Wachsen Neuperlachs stiegen ab 1968 in beiden Häusern die Schülerzahlen rapide, die Mädchenschule musste Wechselunterricht einführen. Mitten im Schuljahr 1969 begann der ersehnte Umzug der Mittel- und Oberklassen an die Albert-Schweitzer-Straße 59. Die beiden Häuser Perlachs waren Grundschulen geworden.

Adolf Hackenberg übernahm am 1. August 1971 die Leitung der »Bubenschule« und zwei Jahre später auch die Schlüssel des Mädchenschulhauses von Schwester Adelmunda Brandl. Die »Mädchenschule« hatte nach 63 Jahren aufgehört zu bestehen. Sie stand mit Ausnahme weniger Kriegsjahre unter Leitung der Dillinger Franziskanerinnen, deren letzte Ordensschwester, die hochgeschätzte Sr. Carla Mair, 1989 ins Mutterhaus nach Dillingen abberufen wurde. Bis 1985 war Adolf Hackenberg Direktor. »Als begeisterter Heimatforscher und tragendes Mitglied im Heimatverein Perlach e.V. hätte er sicher gerne und kompetent einen großen Beitrag zur Vorbereitung und Durchführung der Jubiläums-Feierlichkeiten geleistet«, sagt die aktuelle Rektorin Veronika Schäffer. Doch Hackenberg verstarb im Juni 2009 und bedauerte noch einen Tag vor seinem Tod, »bei der Festschrift nicht mehr mitwirken zu können«. (Südost-Kurier berichtete in seiner Ausgabe Nr. 27/2009).

Die Festschrift ist dennoch umfangreich und beim Schuljubiläum zu erhalten. Schäffer und Monika Badmann, seit 1998 Konrektorin, freuen sich auf ein fröhliches Fest mit ihren 238 Schülern und vielen Gästen auf der Wiese vor den 2009 fertig renovierten, denkmalgeschützten Schulhäusern. Hier soll gezeigt werden, was die Schule prägt: Trotz Bedenken angesichts der Schulpolitik eine tolle Stimmung in den wunderschönen Räumlichkeiten, kurzum: »Eine Insel der Glückseligen«, so Schäffer. Zum Jubiläumsfest am Freitag, 2. Juli, sind alle Eltern, ehemaligen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Freunde der Einrichtung eingeladen; zum Dorfschulfest am Samstag, 3. Juli, alle Perlacher und Freunde Perlachs. Gefeiert wird jeweils ab 18 Uhr auf der großen Wiese der Schule. Es spielen Perlacher Musikgruppen und Bands: Am Freitag das Blasorchester St. Michael und Simple-Union, am Samstag 4munixx, ehemals »gigolos«. Für Fußballfans gibt es im Salettl ein Public Viewing des WM-Achtelfinales. Gruppen ab acht Personen werden gebeten Plätze zu reservieren unter Tel. 6 70 11 07 oder E-Mail: gs-pfanzeltplatz-10@muenchen.de.

Ergänzt werden die Feiern durch eine Geschichtsausstellung und eine Klassenfoto-Ausstellung im Gebäude der ehemaligen Mädchenschule, Werkraum 1. Stock, die ab sofort bis Freitag, 2. Juli, von 8 bis 14 Uhr besichtigt werden kann, am Freitag und Samstag zusätzlich von 17 bis 20 Uhr. A. Boschert

Artikel vom 29.06.2010
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