Mit einer breiten Palette von Veranstaltungen und Events feiert die Innere Mission München heuer ihr 125. Gründungsjubiläum und blickt dabei zurück auf „eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, die Anlass zum Feiern gibt”, sagte Geschäftsführer Günther Bauer bei einer Pressekonferenz im Karl-Buchrucker-Haus.
Auf Betreiben des Münchner Dekans Karl Buchrucker konstituierte sich am 26. März 1884 der neue soziale Verein in den Räumen des bereits bestehenden Handwerkervereins in der Landwehrstraße. Aus dem beschaulichen Verein, der noch um die Jahrhundertwende bei einer Handvoll von Einrichtungen gerade einmal Ausgaben in Höhe von knapp 70.000 Mark hatte, ist 125 Jahre später eine soziale Unternehmensgruppe geworden, deren Jahresumsatz im Geschäftsbereich München derzeit konsolidiert bei mehr als 70 Millionen Euro liegt. Nimmt man den Geschäftsbereich Herzogsägmühle dazu, dann sind es sogar rund 130 Millionen Euro.
Ihre erste Einrichtung eröffnete die Innere Mission 1890 unter der damaligen Adresse Blutenburgstraße 162: In der Kinderbewahranstalt fanden Säuglinge und Kleinkinder aus prekären Familienverhältnissen und mit schweren körperlichen Belastungen einen Ort, an dem sie zu essen und zu trinken bekamen und gut „aufbewahrt” waren. „Damals ging es um das nackte Überleben; von Pädagogik war noch keine Rede”, so Bauer.
Die Einsatzfelder des Sozialunternehmens reichen heute von Kindertagesstätten bis zu Alten- und Pflegeheimen, von Angeboten in der Sozialpsychiatrie bis hin zu einem umfassenden Netzwerk in der Kinder- und Jugendhilfe; Zielgruppen sind unter anderem Obdachlose, Straffällige, Schuldner sowie Flüchtlinge und Asylbewerber. Zukünftige Arbeitsschwerpunkte sieht Bauer bei den Themen Bildung, Kinder- und Jugendhilfe sowie in einer quantitativen und qualitativen Weiterentwicklung der Altenhilfe.
Die Veranstaltungen im Festjahr stehen unter dem Jahresmotto „Menschen helfen – Netze knüpfen”. Günther Bauer: „'Menschen helfen' steht im Zentrum unserer Arbeit und fasst unsere Tätigkeit gut zusammen.” Hilfe als partnerschaftlicher Prozess finde jedoch nicht nur zwischen einzelnen Personen, sondern in der Zusammenarbeit zahlreicher Organisationen und Institutionen statt. Aus diesem Begriff des Netzeknüpfens leitete Bauer die aktuelle Verantwortung der Inneren Mission ab, an der Weiterentwicklung des Sozialstaates mitzuwirken: „Wir wollen sozialpolitische Akzente setzen, damit sich Notlagen zum Besseren wenden.” Dies gelte etwa beim Pflegeversicherungs- und beim Heimgesetz.
Den Auftakt der Festveranstaltungen bildet am 8. März um 10 Uhr ein Gottesdienst in der Christuskirche, den das Bayerische Fernsehen live überträgt. Mitarbeitende und Klienten aus den verschiedenen Arbeitsfeldern werden hier mitwirken und ihre Geschichte mit der Inneren Mission erzählen. Die Verleihung des Karl-Buchrucker-Preises – es ist die neunte – erfolgt dann am 26. März, also direkt am eigentlichen Gründungstag.
Im Mai und Juni stehen dann eher historische Betrachtungen im Fokus: Am 12. Mai stellt die Augsburger Geschichtsprofessorin Marita Krauss ihr Buch vor, das sie über Leben und Wirken von Vereinsgründer Karl Buchrucker verfasst hat. Landesbischof Johannes Friedrich wird dazu einführende Worte sprechen und Buchrucker als Gründervater der bayerischen Diakonie würdigen. Am 27. Mai folgt dann ein Vortrag von Helmut Baier, dem ehemaligen Leiter des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg, der in seinem Buch „Liebestätigkeit unter dem Hakenkreuz” das Wirken des ersten Vereinsgeistlichen Friedrich Hofmann während der NS-Zeit untersucht hat. Wassili Mylonas, Mitarbeiter in der Beratungsstelle Marikas, wird den historischen Reigen dann mit einem Vortrag über die Entwicklung der Inneren Mission in der Nachkriegszeit abschließen (17. Juni).
Der Dank an die haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht im Mittelpunkt eines an zwei Abenden stattfindenden Festes in der alten Kongresshalle auf der Schwanthalerhöhe, bei dem die Musikclowns „Gogol und Mäx” auftreten und ihr Publikum mit musikalisch-komischen Leckerbissen verwöhnen.
Der Festakt findet am 11. Oktober im Saal des Alten Rathauses statt. Als Festredner hat der Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, sein Kommen zugesagt. Unmittelbar daran schließt sich dann die letzte Veranstaltung im Zusammenhang mit dem Gründungsjubiläum an: Bei einer Tagung in der Evangelischen Akademie in Tutzing diskutieren Mitarbeitende und Fachleute über praktizierte Nächstenliebe im Christentum und Islam.