Veröffentlicht am 30.05.2016 11:46

Schlüssel aus Schlesien

Die wunderschön bemalte Hochzeitstruhe wurde mit auf die Flucht genommen. (Foto: Ruth Strähuber/Jexhof)
Die wunderschön bemalte Hochzeitstruhe wurde mit auf die Flucht genommen. (Foto: Ruth Strähuber/Jexhof)
Die wunderschön bemalte Hochzeitstruhe wurde mit auf die Flucht genommen. (Foto: Ruth Strähuber/Jexhof)
Die wunderschön bemalte Hochzeitstruhe wurde mit auf die Flucht genommen. (Foto: Ruth Strähuber/Jexhof)
Die wunderschön bemalte Hochzeitstruhe wurde mit auf die Flucht genommen. (Foto: Ruth Strähuber/Jexhof)

„Flucht“ - kein anderes Thema bestimmt derzeit mehr die Tagesordnung. Neu ist das Thema keineswegs. Viele ältere Menschen in Deutschland kennen das Gefühl fliehen zu müssen oder vertrieben zu werden aus eigenem Erleben. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten rund zwölf Millionen Menschen zwangsweise ihre Heimat verlassen. Damals wie heute brachte jeder Flüchtling seine eigene Biografie und die oft traumatischen Erlebnisse auf der Flucht als zusätzliches Gepäck mit. Rund um solches wie auch reeles Gepäck dreht sich die Sonderausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof bei Schöngeising. „Flucht, Flüchtlinge und ihre Habseligkeiten. Von 1945 bis heute“ lautet der Titel dieser Schau, die vor kurzem von stellvertretender Landrätin Martina Drechsler eröffnet wurde.

Eingebettet in biografischen Erzählungen von Geflüchteten stehen Objekte im Mittelpunkt. „Habseligkeiten“, die mit in das Reisegepäck gekommen sind und die für die Flüchtlinge eine ganz besondere Bedeutung hatten. Es sind Dinge, die an die alte Heimat und das frühere Leben erinnern und die im neuen Zuhause ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln sollen. Mal haben sie einen großen praktischen Wert wie beispielsweise das Werkzeug, das Sudetendeutsche über die Grenze geschmuggelt hatten, viele haben aber nur symbolischen Wert wie die Schlüssel vom Haus, das in Schlesien verlassen werden musste oder die Puppe, die auf dem Postweg aus der DDR dem illegalen Flüchtling nach Westdeutschland voraus geschickt worden war. „Stellen Sie sich vor, Sie haben noch eine Stunde Zeit und müssen packen. Was nehmen Sie mit auf die Flucht?“ Diese Frage können sich die Besucher bei dem Rundgang durch die Ausstellung stellen, um sich in die Situation der Flüchtenden hineinzuversetzen.

Hochzeitstruhe und abgenutzte Tasche

Auch die Transportbehälter erzählen eigene Geschichten. Die bunt bemalte Bauerntruhe beispielsweise. Sie war ursprünglich eine Hochzeitstruhe und diente Sudetendeutschen als Aussiedlungskiste; oder die Tasche mit den deutlichen Abnutzungsspuren, die aus der CSSR mitgebracht wurde. Dabei spannen die Ausstellungsmacher einen Bogen von den Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien, Böhmen oder dem Sudetenland bis hin zu den heutigen Flüchtlingen aus Afghanistan, Eritrea oder Syrien. Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede erschließen sich den Besuchern, die dadurch einen neuen Bezug zu dem Thema bekommen können. Zur Ausstellung ist eine Informationsschrift erschienen. Außerdem gibt es als Begleitprogramm Lesungen, Vorträge, Führungen sowie ein Erzähltheater. Die Öffnungszeiten des Bauernhofmuseums sind dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Die Sonderausstellung läuft noch bis zum 6. November 2016.

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