Baufahrzeuge schaufeln Erde auf einen Haufen, Bauzäune versperren den Durchgang, der aber angesichts des riesigen Lochs in der Erde sowieso nicht passierbar ist. Bauwägen sind bereits aufgebaut. Riesige Rohre und Leitungen liegen vor der ehemaligen Überquerung zum Gut Freiham. Die Gas- und die Wasserleitungen mussten verlegt werden. Danach sollen im Frühjahr 2014 die eigentlichen Arbeiten für die rund 80 Meter lange und über drei Meter tiefe Gleisunterführung beginnen. Die Zufahrt zu dem denkmalgeschützten Gutsensemble wurde vor ein paar Wochen gesperrt. Die Schranken wurden abgebaut, eine Autoverbindung wird es nicht mehr geben, dafür sollen Fußgänger und Radfahrer eine eigene Unterführung bekommen. D
Das Gut Freiham mit seiner Wirtschaft, dem Schloss, den alten Handwerksbetrieben und der Kirche ist ein beliebtes Ausflugsziel. Nicht nur für Münchner. Auch viele Germeringer schätzen das Gut, das nicht einmal ein Kilometer hinter der Ortsgrenze der Großen Kreisstadt liegt. In den nächsten Monaten bis voraussichtlich Frühjahr 2015 kann aber niemand über die Gleise an der Allee, auch die Radler und Spaziergänger nicht, denn ohne Schranken wäre eine Überquerung zu gefährlich. Wie es weitergeht, steht auf einem kleinen Schild, das am Anfang der Allee aufgestellt wurde. „Neue Zufahrt zum Gut Freiham, nach der Bahnunterführung zweite Straße rechts abbiegen“ steht darauf und ein Pfeil weist Richtung Geothermiewerk. „Für Ausflügler ist es jetzt viel zu umständlich nach Freiham zu gelangen“, klagte vor kurzem ein Leser dem Werbe-Spiegel. Oft sei er in der Vergangenheit zu Fuß nach Freiham gewandert. „Ich will doch in der Wirtschaft etwas trinken, dann fahre ich nachher nicht mit dem Auto oder Fahrrad“, erklärte er. Auf seine Besuche in der Wirtschaft werde er wohl in nächster Zeit verzichten. Der Weg nach Freiham hat sich nämlich von 300 Metern ab Bodenseestraße auf 1700 Metern verlängert. Jetzt müsste er entlang der Bodenseestraße wandern und dann ins Freihamer Gewerbegebiet abbiegen. Über die neue Centa-Hafenbrädl-Straße erreicht er dann von hinten das Gut Freiham. Eine kürzere Alternativstrecke gibt es für Wanderer aus Germering nicht. Ortskundige kennen allerdings einen Pfad durch die Felder, der in Harthaus beginnt.
Der Bahnübergang wurde im Rahmen der Fertigstellung der neuen S-Bahnstation Freiham gesperrt. Lange hatten sich Bürgerinitiativen in Aubing für eine Vollbeschrankung an der Freihamer Allee ausgesprochen, damit der Autoweg erhalten bleibt. Die Bahn forderte jedoch den Abbau der Schranken. Sie argumentierte mit dem Zehn-Minuten-Takt der S8, der dazu führen würde, dass die Schranken fast schon länger unten als oben hätten sein müssen. Außerdem befürchtete die Stadt München bei geschlossenen Schranken einen Rückstau bis zur Bodenseestraße. Schließlich sollen in den nächsten Jahrzehnten bis zu 20.000 neue Freihamer im neuen Stadtviertel angesiedelt werden, was zu einer Zunahme des Verkehrs führen werde. Die Gegner sahen das anders. Sie vermuteten eher finanzielle Gründe und kritisierten, dass alte Bäume der Baumaßnahme zum Opfer fallen müssen. Demonstrationen, Unterschriftensammlungen und Proteste folgten. Vergeblich. Die Stadtratsmehrheit stimmte den Wünschen der Bahn zu, um die S-Bahn-Freiham nicht zu gefährden. Zwei Millionen Euro wird die Unterführung kosten. Je zu einem Drittel tragen der Bund, die Bahn AG und die Stadt München die Kosten.