Von einem Sanierungsnotstand an der staatlichen Marieluise-Fleißer-Realschule an der Schwanthalerstraße zu sprechen, wäre wahrscheinlich noch untertrieben: In dem denkmalgeschützten Gebäude ist es vor allem im Keller viel zu feucht, der Putz bröckelt von den Wänden und es bildet sich Schimmel. Veraltet sind sowohl die Haustechnik als auch die Fenster und die Toiletten stinken aufgrund von Abnutzung – auch frisch geputzt – wahrlich zum Himmel. Aufgrund eklatanten Raummangels an der Schule werden zum Unterrichten auch Kellerräume genutzt. Hier unten im Flur und im Durchgang, der die Realschule mit der benachbarten Grundschule verbindet, ragen Kabel und Elektrik aus der Wand. „Wir sind lange über den Punkt hinaus, wo es nur darum geht, dass die Wände frisch gestrichen werden müssen, damit die Schule wieder schöner wird“, betont Elternbeiratsvorsitzende Claudia Vetter. „Wir fordern Sicherheit für unsere Kinder und die Behebung dieses unzumutbaren Zustands.“
Erst 2003 wurde die staatliche Marieluise-Fleißer-Realschule gegründet und in dem Gebäude an der Schwanthalerstraße untergebracht, in dem sich früher die städtische Friedrich-List-Wirtschaftsschule befand. Schon seit langem fordern Eltern die Sanierung der Schule, passiert ist bisher aber noch nicht besonders viel. Bei einem Anfang Februar abgehaltenen Runden Tisch, an dem es unter anderem auch um die schwierige personelle Situation an der Schule ging, waren neben der Schulleitung, der SMV, den Verbindungslehrern und dem Elternbeitrat auch Vertreter des Referates für Bildung und Sport (RBS) sowie der Ministerialbeauftragte Ernst Fischer anwesend.
„Das Gespräch verlief sehr positiv und wir haben kompetente Auskünfte vor allem zur personellen Situation erhalten, auch mobile Reserven haben wir bekommen“, so Schulleiter Michael Heimes. Der einzige, aber entscheidende Wermutstropfen bei der Veranstaltung: „Es waren keine Vertreter des Zentralen Immobilienmanagements (ZIM) der Stadt anwesend, trotz vorheriger Zusage“, so Vetter. Das ZIM ist für Bau, Planung und Betrieb von Schulgebäuden zuständig. „Wir fühlen uns ignoriert und in unseren Anliegen nicht ernst genommen“, so die Elternbeiratsvorsitzende. Auch auf einen Brief, den der Elternbeirat in dieser Sache bereits im April an das ZIM geschickt hat, hat sich noch niemand gemeldet.
„Der Zustand, in dem sich die Schule befindet, ist unverschämt“, stellt der CSU-Landtagsabgeordnete Georg Eisenreich fest. Er hatte im Januar 2013 Gelegenheit, sich einen Eindruck von den Räumlichkeiten an der Marieluise-Fleißer-Realschule zu verschaffen. „In München sind viele Schulen in einem nicht so guten Zustand, aber das hier ist der Hammer. Ich war schlicht schockiert.“ Gleichzeitig lobt er das Engagement und die Motivation der Schulfamilie: „Das Klima an der Schule ist toll: Die Eltern, Lehrer und Schüler stehen zu ihrer Schule und versuchen die äußeren Rahmenbedingungen so gut es geht auszublenden und das Schulleben attraktiv zu gestalten.“ In einem offenen Brief an Stadtschulrat Rainer Schweppe fordert Georg Eisenreich nun Abhilfe und zeitnahe Maßnahmen. In seinem Brief weist Eisenreich auch darauf hin, dass die am gleichen Standort befindliche Grundschule ebenfalls Probleme mit der baulichen Situation zu haben scheint. „Es ist schlicht inakzeptabel, dass eine Deutschförderklasse für ausländische Schülerinnen und Schüler, in einem beengten, schlecht belüfteten und schlecht beleuchteten Kellerraum untergebracht ist“, so der Abgeordnete.
Alarmiert durch den Landtagskollegen und die Elternschaft fordert jetzt auch die CSU-Stadtratsfraktion, dass noch vor der Sommerpause ein Konzept zur Sanierung der baulichen Bedingungen an der Marieluise-Fleißer-Realschule vorgelegt wird: Das Konzept müsse dabei einerseits die Umsetzung kurzfristiger Maßnahmen wie die Sanierung der Toilettenanlagen und der gröbsten Baumängel beinhalten. Andererseits müsse ein Gesamtplan zur Behebung der Platznot und zur Generalsanierung vorgelegt werden. 19 Klassen mit insgesamt 540 Schülern besuchen derzeit die Marieluise-Fleißer-Realschule, doch es gibt nur 16 Klassenräume. Das Problem kann nur dadurch gelöst werden, dass einige Klassen immer wieder umziehen, wenn Räume aufgrund von Sportstunden oder Fachunterricht frei werden.
Für die Eltern, Lehrer und Schüler hat SPD-Stadtrat und Landtagskandidat Andreas Lotte, der sich angeregt durch die Recherchen des Sendlinger Anzeigers nun auch für eine Verbesserung der Situation an der Marieluise-Fleißer-Realschule einsetzt, eine gute und schlechte Nachricht. „Die gute Nachricht ist, dass der Stadtrat bereits im Januar den Auftrag erteilt hat, dass bei Ortsbegehungen an der Marieluise-Fleißer-Realschule zunächst eine Bestandsaufnahme der anfallenden Maßnahmen gemacht wird“, so Lotte. Die schlechte Nachricht dagegen sei, dass an dem denkmalgeschützten Gebäude wohl so viel zu tun sein wird, dass es sich nicht mehr um ein Geschäft der laufenden Verwaltung handelt. „Es wird wohl eine richtige öffentliche Ausschreibung geben müssen und es sind viele Faktoren zu bedenken, wie beispielsweise, ob man den Schulbetrieb während der Sanierung überhaupt aufrechterhalten kann oder ob man die Schule auslagern muss“, so Lotte.
Es wird also wohl auf jeden Fall eine ganze Weile dauern, bis die groben Mängel an der Marieluise-Fleißer-Schule beseitigt werden können. Der Umbau des Eingangsbereichs sowie der Austausch des Bodenbelags im Werkraum sind allerdings noch für diesen Sommer zugesagt. „Ich kann die Enttäuschung und Wut der Eltern verstehen, vor allem weil da ja etwas an der Kommunikation zwischen den ZIM-Vertretern und dem Elternbeirat falsch gelaufen zu sein scheint“, so Lotte. Um Licht ins Dunkel zu bringen und das Verfahren für alle transparenter zu machen, will der Stadtrat die Eltern ins Rathaus einladen, um sich mit den Vertretern der zuständigen Stellen zu treffen und zu diskutieren, was man wie und wann machen kann. „Der Termin ist relativ kurzfristig möglich und ich denke, in dieser Sache ist schon viel gewonnen, wenn wir offen miteinander kommunizieren“, so Lotte.