Veröffentlicht am 08.08.2011 11:36

„Außergewöhnlich schönes Naherholungsgebiet“

Revierförster Josef Wöhrle (links) und Jan Linder, Betriebsleiter der Münchner Forstverwaltung, zeigen hier eine Standortskarte der Moosschwaige. (Foto: Eva Schraft)
Revierförster Josef Wöhrle (links) und Jan Linder, Betriebsleiter der Münchner Forstverwaltung, zeigen hier eine Standortskarte der Moosschwaige. (Foto: Eva Schraft)
Revierförster Josef Wöhrle (links) und Jan Linder, Betriebsleiter der Münchner Forstverwaltung, zeigen hier eine Standortskarte der Moosschwaige. (Foto: Eva Schraft)
Revierförster Josef Wöhrle (links) und Jan Linder, Betriebsleiter der Münchner Forstverwaltung, zeigen hier eine Standortskarte der Moosschwaige. (Foto: Eva Schraft)
Revierförster Josef Wöhrle (links) und Jan Linder, Betriebsleiter der Münchner Forstverwaltung, zeigen hier eine Standortskarte der Moosschwaige. (Foto: Eva Schraft)

War Ende letzten Jahres noch eine rund 25-köpfige Gruppe im Rahmen eines Forum 22, der informativen Veranstaltungsreihe des Bezirksausschusses Aubing-Lochhausen-Langwied, zu einer Waldführung in die Moosschwaige gekommen, als es insbesondere um das „Spannungsfeld von Wald und Wild“ ging, so waren diesmal bei einem Waldspaziergang zum Thema „Historie, Ökokonto und Waldumbau in der Moosschwaige“ neben Lokalpolitikern nur zwei interessierte Bürger gekommen. Dabei waren mit Forstwissenschaftler Jan Linder, Betriebsleiter der beim Münchner Kommunalreferat angesiedelten Forstverwaltung, dem zuständigen Revierförster Josef Wöhrle, Maria-Luise Seidl von der Grünplanung und Alfons Bauschmid, Leiter der Stadtgüter Münchens, hochkarätige Fachleute vor Ort, die viel Interessantes zu berichten wussten.

Die Städtische Forstverwaltung besitze im Umkreis von mehr als 50 Kilometern rund um München 5000 Hektar Wald, das entspreche etwa 10.000 Fußballfeldern, erklärte Jan Linder zu Beginn: Damit sei München der zweitgrößte kommunale Waldbesitzer Bayerns; mit 22 Leuten bewirtschafte man diese Waldflächen, die unterschiedlichste Funktionen wie zum Beispiel Wasserschutz, Naherholung oder Holzgewinnung hätten. Anhand eine topografischen Karte zeigte Revierförster Josef Wöhrle auf, dass die Moosschwaige verglichen mit den großen Waldflächen im Süden Münchens nur ein kleiner, grüner Fleck ist, der noch dazu kaum Wald aufweist, „jedoch für Klima und als grüne Lunge wichtig ist“.

Niedermoor-Reliktflächen

Dass es kaum Wald gebe, habe mit der Lage der Moosschwaige am Rande der Münchner Schotterebene zu tun: Das Grundwasser, das durch den Schotter sickere, trete hier aus, wodurch das Moor entstehe. Früher sei hier teilweise sogar Torf gestochen worden – doch „die ursprünglichen Niedermoore gibt es fast nicht mehr“, so Wöhrle. Und genau die Pflege dieser „Niedermoor-Reliktflächen“ sei ein wichtiger Bestandteil, dass die Moosschwaige als ökologische Umbaufläche geeignet sei, hakte hier Maria-Luise Seidl von der Grünplanung ein: „2004 war es ein glücklicher Umstand, dass die Stadt München mehr als 100 Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen in der Moosschwaige für das Ökokonto aufkaufen konnte. Es ist selten, dass Eingriffs- und Ausgleichsflächen so nahe beieinander liegen.“ Durch die Bebauung Freihams entstehe ein „zusätzlicher Erholungsdruck“ und die Moosschwaige sei ein „außergewöhnlich schönes Naherholungsgebiet“.

Zum Thema Landwirtschaft auf rund 40 Hektar der städtischen Flächen in der Moosschwaige erklärte Alfons Bauschmid, Leiter der Stadtgüter München: „Vor 150, 200 Jahren hätten wir hier nicht auf trockenen Wegen stehen und gehen können, es war alles nass, Moorgebiet eben. Erst durch Entwässerungsgräben ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier Land urbar, landwirtschaftlich nutzbar gemacht.“ Zuerst allerdings nur als Weideflächen für Schafe; doch dann sank der Grundwasserspiegel durch die Bebauung im Umland der Moosschwaige – die Ackernutzung begann. „Wir haben hier einen sehr hohen Humusgehalt, weil Stickstoff freigesetzt wird, allerdings durch die Feuchtigkeit auch einen sehr hohen Schädlings- und Pilzdruck“, so Bauschmid.

Ökologischer Landbau

Als die Stadtgüter die landwirtschaftlichenFlächen vor sieben Jahren übernommen hatten, herrschten Ackerfächen vor, inzwischen wurde auf ökologischen Landbau umgestellt und auf eine Nutzung als „artenreiche Grünlandfläche“. In der Moosschwaige gebe es eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, die „nur auf mageren Flächen gedeihen“. Im Endeffekt mache man nichts anderes, „als die Nutzung früherer Jahre nachzuahmen, um zum gleichen Ergebnis zu kommen“, erklärte Bauschmid. Pufferzonen zum Waldrand und Streuobstwiesen sollen angelegt werden. „Man darf die ökologischen Ausgleichsflächen nicht rein auf Biodiversität reduzieren – es geht auch um Klimaschutz“, betonte der Leiter der Stadtgüter.

Ein hohes Aufwertungspotenzial im Sinne einer Ausgleichsfläche für das Münchner Ökokonto bieten auch die Waldflächen, die einst für die Privatjagd der vormaligen Gutsbesitzer von Maffei überwiegend mit Fichten und Weißerlen aufgeforstet worden waren. „Das war relativ einfach. Man bekam so am leichtesten einen guten Wildeinstand“, erklärte Wöhrle, „aber die Fichten bereiten eben zunehmend Probleme.“ So habe zum Beispiel der Sturm schon so manche Schneise in die Fichtenreihen „geschlagen“. Als erstes habe die Stadt ein Standort- und Vegetationsgutachen anfertigen lassen. Ziel sei es nun, in den nächsten 30 Jahren den Wald so umzubauen, dass ein standortgerechter Laubmischwald mit Eschen, Spitz- und Bergahorn, Eichen, Ulmen und Linden entstehe.

Herkulesstaude

„Es ist Wald und wird Wald bleiben“, brachte Jan Linder es auf den Punkt. Mit Laubwäldern könne man den Folgen des Klimawandels aber besser begegnen. Nur die ökologische Aufwertung des Waldes werde als Ausgleich für das Ökokonto München verrechnet. Diese Maßnahmen seien dann unwiderruflich, die Flächen des Ökokontos würden verbindlich festgelegt und im Grundbuch verzeichnet. Die Bekämpfung der Herkulesstaude beziehungsweise des Riesen-Bärenklaus war letztes Thema des rund zweistündigen Waldspaziergangs: Dieser sei früher durch Imkervereine verbreitet worden, nun sei es kein leichtes Unterfangen ihn wieder loszuwerden. Im Forst müssen man die Herkulesstauden „händisch bekämpfen“; da die Pflanze jedoch noch bis zu zehn Jahre nach dem Aussamen keimfähig bleibe, ist ein Erfolg erst dann absehbar. Auch hier setzen die beiden Förster auf den Waldumbau: Die Pflanze brauche viel Licht, der dichtere Baumbestand des Laubwaldes könne letztendlich bei der Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus mithelfen.

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