Münchens Bürgermeisterin Verena Dietl und Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek haben die Öffentlichkeitskampagne zur Akutversorgung nach Vergewaltigung vorgestellt. Ziel der Kampagne ist, dass potenzielle Betroffene und ihre Bezugspersonen von der Möglichkeit der medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung erfahren, um diese dann auch nutzen zu können. Die Kampagne wurde vom Gesundheitsreferat zusammen mit der Beratungsstelle Frauen*notruf, mit der Gleichstellungsstelle für Frauen, mit der Initiative für Münchner Mädchen (IMMA e.V.) und mit der München Klinik konzipiert.
Laut Sicherheitsreport des Polizeipräsidiums werden in München rund 300 Vergewaltigungen im Jahr registriert. Die Dunkelziffer liegt weit über den gemeldeten Zahlen, da viele Opfer aus Scham oder Angst keine Anzeige erstatten. Auch nehmen Opfer sexueller Gewalt noch zu selten professionelle medizinische oder psychosoziale Hilfe in Anspruch, vor allem in der Akutphase nach einem sexuellen Übergriff. Äußerst selten erreichen Hilfsangebote besonders gefährdete Gruppen wie Frauen mit Behinderung oder geflüchtete Frauen.
„Es ist wichtig, dass Opfer von Vergewaltigung sich trauen, schnell Hilfe in Anspruch zu nehmen”, betonte Bürgermeisterin Verena Dietl. „Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit über medizinische Versorgung und professionelle Dokumentation nach sexualisierter Gewalt sind dringend erforderlich, damit Hilfsmöglichkeiten in München bekannter werden. Daher ist die neue Kampagne zur ersten Hilfe nach Vergewaltigung wichtig und setzt ein Zeichen: Sexualisierte Gewalt wird nicht toleriert. Wir stehen an der Seite der Betroffenen und wir setzen uns für bestmögliche Versorgung und Hilfe ein.“
Das Gesundheitsreferat setzt seit 2020 unterschiedliche Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Akutversorgung von Opfern sexueller Gewalt in München um. Zusammen mit der Rechtsmedizin der LMU, der Beratungsstelle Frauen*notruf München und fünf Frauenkliniken hat das Gesundheitsreferat Qualitätsstandards zusammengestellt. Die Standards beziehen sich auf Aufklärung und Information der Patientinnen und Patienten, Anamnese inklusive Angaben zum Übergriff, körperliche Untersuchung und Abklärung von weiteren Maßnahmen (z.B. Pille danach oder Nachsorge). Um eine rechtssichere Untersuchung zu garantieren, verwenden die Kliniken einen einheitlichen Dokumentationsbogen und darauf abgestimmte Spurensicherungskits und haben ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult.
„Wir möchten jede*n in München umfassend informieren über die Möglichkeit der medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung, durch die nach einer Vergewaltigung entscheidende Beweise für eine spätere Anzeige gesichert werden können”, sagte Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek. „Vergewaltigungsopfer sollen wissen, an wen sie sich wenden können. Die Akutversorgung nach einer Vergewaltigung sollte genauso selbstverständlich sein wie der Gang in die Notaufnahme, wenn jemand sich ernsthaft verletzt hat.“
Mehr Informationen zur Kampagne sowie eine Liste der Frauenkliniken, die in München medizinische Akutversorgung und vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung nach einheitlichen Standards anbieten, sind unter www.frauennotruf-muenchen.de/erste-hilfe zu finden.
Medizinische Fachkräfte und Kliniken können sich beim Gesundheitsreferat (Tel. 089-23347927, fachstellen.gsr@muenchen.de) beraten lassen.