„Schön, dass Tradition zu leben, wieder normal wird“, findet Ingeborg Staudenmeyer von Verein für Stadtteilkultur Neuhausen-Nymphenburg. Der Verein setzte sich dafür ein, dass das „Wasservogelfest“, das 179 Jahre lang nicht mehr in Neuhausen begangen wurde, heute wieder gefeiert wird. 2007 wurde der Brauch wiederbelebt und findet seither alle zwei Jahre statt. Am 30. Juli wird das Fest seit seinem „Revival“ und nach der Coronapandemie nun zum 8. Mal begangen.
Ursprünglich wurde die Tradition Jahrhunderte lang gepflegt, bei der ein Bursche zum „Wasservogel“ bestimmt und mit Blättern geschmückt wurde. Er ritt durch die Winthirstraße und erhielt bei den dort ansässigen Bauernhöfen Lebensmittel im Gegenzug zu einem aufgesagten Spruch. Am Rotkreuzplatz angekommen, wurde der „Wasservogel“ in den Dorfteich geworfen. Aus den eingesammelten Lebensmitteln wurden beim „Großwirt“ Küchlein gebacken und gemeinsam gegessen und feucht fröhlich gefeiert. Nach einer Schlägerei am Schloss Nymphenburg verbot der König das Fest, das daraufhin über die Jahre fast in Vergessenheit geriet.
„Die Tradition im allgemeinen hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen“, sagt Ingeborg Stauenmeyer. Der Verein für Stadtteilkultur Neuhausen-Nymphenburg bedauerte dies und wollte Brauchtum wieder aufleben lassen. Im Gespräch mit der Geschichtswerkstatt Neuhausen kam man auf das einstige „Wasservogelfest“. Jetzt wird dies – fast so wie einst – wieder gefeiert. „Mich freut das sehr“, sagt Staudenmeyer.
Die Freie Turnerschaft Gern stellt traditionell den „Wasservogel“. Am Sonntag, 30. Juli, ab 10 Uhr treffen sich dann alle teilnehmenden Vereine am Rotkreuzplatz, wo ab 11 Uhr der „Wasservogel“ seine Sprüche verliest. Im Anschluss zieht ein Festzug durch die Winthirstraße bis zur Gerner Brücke, von der der „Wasservogel“ in den Schlosskanal geworfen wird.