Aircrush bläst Moosacher um

Moosach · Mit Groove in den Posaunenhimmel

Stellte sein Debütalbum »After The Blue« vor : das Ensemble »Aircrush«.	Foto: Eva Speckner

Stellte sein Debütalbum »After The Blue« vor : das Ensemble »Aircrush«. Foto: Eva Speckner

Moosach · »Eines der besten Konzerte in unserer Reihe«, so strahlte Veranstalter Uli Krautwasser von der »Linie 1« nach dem umjubelten Konzert. Und er muss es wissen, denn er betreute und besuchte alle 50 Veranstaltungen der Jazz-Reihe »Moosach Swingt«.

»Aircrush« stellte in Moosach sein Debütalbum »After The Blue« vor. Auf dem Titelfoto kürzlich im Moosacher Anzeiger blasen die renommierten Posaunisten gerade ihre Sängerin um. Genau so erging es den Jazzfreunden im ausverkauften Pelkovenschlössl: Die Band »Aircrush« blies sie einfach um. Bandleader Johannes Herrlich führte einladend und stolz durch den Abend, und das mit Recht. Seine sieben weiteren Kollegen kannten sich meist von der Musikhochschule München, sei es als Professor oder Schüler, viele sind Opernorchester erfahren und mit Preisen ausgestattet. Jedenfalls spielten sie zum Ohraufstellen. An diesem einen Abend wurde dem Publikum präsentiert, wofür es sonst Jahre benötigen würde: Die ganze Bandbreite des Posaunenrepertoires, vom Kenner und Liebhaber Johannes Herrlich ausgesucht, arrangiert und aufbereitet. Und die ganze Wandlungsfähigkeit dieses gelegentlich unterschätzten Instruments obendrein.

Wolfram Arndt schmeichelte unglaubliche Klangfarben aus seiner Posaune, die jede Stimmung im Stück genau aufnahmen. Roman Sladek folgte ihm mit den weichen aber groovenden Klängen des klassisch ausgebildeten Bläsers. Johannes Herrmann aber fügte souverän und launig all die spritzigen Improvisationen hinzu, die ein Jazz-Akkord dafür hergibt. Uwe Füssl schließlich, der vierte im Bläser-Bunde, beeindruckte mit seinen vollen, runden Noten an der Bassposaune. Zusammen wirkten sie wie Quartettsolisten, so raffiniert und filigran »sangen« die einzelnen Instrumente ihre Melodien. Aber zum Jazz-Klassiker ertönte Bigband-Sound nach dem Motto: Ach ja, das können wir auch.

So unerschütterlich wie eine Atomuhr lieferte Drummer Sebastian Wolfgruber den vier Edelbläsern seinen Takt. Und er reicherte ihn lässig mit allerlei Einlagen und ungewöhnlichen Kombinationen an. Als Meister und Tüftler seines Faches kam ihm Sebastian Gieck am Bass gleich. Selten hatten die Moosacher so tonreich schwingende Saiten den Rhythmus geben hören, vom eigenen Stil ganz abgesehen. Hier begegneten sich Vollblutmusiker auf Augenhöhe, und der kurzfristige eingesprungene Leopold Betzl gehörte unbedingt dazu. Das spröde Klavier im Bürgerhaus von der Marke Schimmel verwandelte er in einen abhebenden Hengst, so perlend-schimmernd interpretierte er die Pianoparts, (trotz schlechtem Leselicht, dafür mit bester Laune). Die Stimmperfektionistin Antonia Dering setzte ihre Glanzlichter auf diese Crossover-Zusammensetzung.

Zum Leben erweckte sie die Jazztexte von Latins, Standards oder Musicalmelodien, erzählte deren Geschichten neu. Und aus ihrer Scat-Interpretation hörten die Moosacher heraus, wie sehr auch sie das Posaunenfieber gepackt hatte. Um überhaupt nach Hause zu dürfen, verfielen die Musiker auf einen Trick: Mit einem Bewunderungsstück an den berühmten Joe Gallardo leiteten die Musiker über auf das nächste Konzert von »Moosach Swingt«: Schrack Martin Trio featuring Joe Gallardo am 3. Juni.

Artikel vom 24.05.2016
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