Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Von der Geierwally zum Bullen von Tölz

Gehört mittlerweile zu den bayerischen Kult-Heimatfilmen. Der Bulle von Tölz mit Ottfried Fischer.  Illustr.: Fabian Hofmann, schallplae.com

Gehört mittlerweile zu den bayerischen Kult-Heimatfilmen. Der Bulle von Tölz mit Ottfried Fischer. Illustr.: Fabian Hofmann, schallplae.com

München · Am vergangenen Montag sind wir mit zahlreichen Besuchern in die neue Saison des Freilichtmuseums gestartet. Nur das Wetter hätte uns fast ein bisschen getratzt. Aber wie soll es am 1. April auch anders sein? Da kann in unseren Breiten durchaus noch einmal Schnee fallen.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

„So ist es halt bei uns!“, sagt man dann ganz selbstverständlich. Bei uns, in unserer Heimat. Was ist eigentlich Heimat? Da hat jeder Einzelne für sich eine andere Definition. Für manchen ist es ein Ort oder eine Landschaft, für andere sind es die Menschen, die sie lieben und ich glaube, es ist ein biss-chen was von beidem. Und gerade heute, in einer Zeit, in der man in wenigen Stunden ans andere Ende des Globus gelangen kann und mancher von sich behauptet, er sei überall in der Welt daheim, ist es umso wichtiger, dass man einen Ort hat, wo man wirklich heimkommen kann.

Karl Valentin hat einmal gesagt: „Verreisen tue ich eigentlich nicht gerne, weil mir gefällt es daheim schon meistens nicht“ Das hat er natürlich mit einer guten Portion Ironie gesagt und der Grund, warum er nicht verreisen wollte, dürfte eher ein anderer gewesen sein. Valentin liebte nämlich die malerische Schönheit unserer Heimat, nur hatte er eben eine spezielle, eigene Art das auszudrücken. Diese Schönheit unserer Landschaft hat natürlich nicht nur Valentin begeistert. Schon in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Filmemacher davon inspiriert und so entstand das Genre des Heimatfilms, das es in dieser Art nur bei uns gibt. Es ist eine große Vielfalt entstanden, von der Geierwally über den Bullen von Tölz bis hin zu den Filmen des Markus H. Rosenmüller. Zusammen mit dem Museums-pädagogischen Zentrum München zeigen wir Ihnen im Freilichtmuseum hier in Schliersee die gesamte Bandbreite des Genres in unserer Ausstellung „Heimatfilm und Wilderergeschichten“.

Zahlreiche Exponate und Requisiten lassen uns die Geschichten der Jäger, Förster und Wilderer lebendig erleben und Sie können auch einen Blick hinter die Kulissen und Produktionstechniken werfen. So haben wir beispielsweise eine originale Filmkamera aus den 50er-Jahren ausgestellt, der großen Blütezeit des Heimatfilms. Die Menschen damals wollten die schrecklichen Bilder des Krieges vergessen und da war der Förster vom Silberwald, der durch grüne Täler und Wälder streifte, eine willkommene Abwechslung. Und in gewisser Weise war der Heimatfilm auch Reiseersatz.

Zugegeben, im Film überwiegt meist das Idyll, wohingegen es die Bergbauern und Holzknechte im wahren Leben mit harter Arbeit und viel Entbehrung zu tun hatten, da blieb wenig Raum die Natur zu genießen. Aber der Heimatfilm wirkte wie eine Werbekampagne für unsere Gegend und so konnte sich die Landbevölkerung mit dem Tourismus einen Nebenerwerb schaffen, was ihr das Leben deutlich leichter und erträglicher machte. Heute ist es vielerorts so, dass der Tourismus zum Haupterwerb wurde und die Landwirtschaft das Zubrot ist.

Der Wandel der Zeit ging auch am Heimatfilm nicht vorbei und trotzdem ist er gerade heute wieder sehr beliebt und erfolgreich. Zwar widersetzen sich heute viele Autoren den traditionellen Motiven und bearbeiten andere Themen; trotzdem kommen Regisseure wie Markus H. Rosenmüller dem Wunsch vieler Menschen nach Heimat und Geborgenheit in dieser mitunter schnelllebigen Zeit entgegen.

Wenn auch Sie ein wenig aus der Hektik des Alltags entfliehen wollen, dann sind Sie bei uns im Museum genau richtig. Machen Sie sich ein Bild über den Heimatfilm in unserer Ausstellung und genießen Sie dann im Biergarten vor dem altbayerischen Wirtshaus unsere Heimat. Lassen Sie das Museumsdorf und unsere Berge auf sich wirken. Ich verspreche Ihnen, die sind hier noch viel schöner als auf der Leinwand.

Ihr Markus Wasmeier

Das Markus Wasmeier Freilichtmuseum befindet sich am Südufer des Schliersees auf über 60.000 qm.
Um dem bäuerlichen Alltag des 18. Jahrhunderts neues Leben einzuhauchen, wurden zwölf historische Gebäude aus dem Oberland detailgetreu restauriert und auf dem Museumsgelände wieder aufgebaut.
Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee, Brunnbichl 5, 83727 Schliersee
Öffnungszeiten ab 2013: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 Uhr bis 17 Uhr
Infotelefon 0 80 26 / 9 29 22-0, Reservierungen unter 0 80 26/ 9 29 22-22, www.wasmeier.de, www.facebook.com/wasmeier

Artikel vom 03.04.2013
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