Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München · Erntedank

München · Wenn einem eine Bedienung in einem Gasthaus das Essen serviert, dann bedankt man sich. Des is irgendwie ganz normal. Aber bedankt man sich auch, wenn man daheim ein Essen auf den Tisch gestellt bekommt?

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Eher selten, weil es ja irgendwie selbstverständlich ist, dass jeden Tag was auf dem Teller liegt. Ich will jetzt gar ned drauf rumreiten, dass wir wirklich sehr privilegiert sind, weil wir alles im Überfluss haben und jederzeit essen können, wonach uns grad der Sinn oder vielmehr unser Naserl steht. Deshalb geht auch an vielen Menschen der Erntedank spurlos vorüber. Man weiß ja in der heutigen Zeit schon gar nicht mehr, wann welche „Erntezeit“ für was ist, weil wir das ganze Jahr über einfach ALLES haben können. Aber es gibt auch viele Menschen, die mit den „Ernährungs-Jahreszeiten“ leben und den Erntedank richtig feiern.

Dazu gibt es vorweg schon mal ein Gedicht, es gibt natürlich viele, aber das ist eines meiner liebsten:

Ein Samenkorn lag auf dem Rücken – die Amsel wollte es zerpicken.
Aus Mitleid hat sie es verschont – und wurde dafür reich belohnt.
Das Korn, das auf der Erde lag – das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.
Jetzt ist es schon ein hoher Baum – und trägt ein Nest aus weichem Flaum.
Die Amsel hat das Nest erbaut – dort sitzt sie nun und zwitschert laut.

Was ist die Ernte denn eigentlich, wie wird sie erklärt? Die Ernte fasst eigentlich alle Arbeiten zusammen, die zum Einholen aller landwirtschaft-lichen Erzeugnisse und Früchte notwendig sind. Im Internet hört sich das Ziel einer Ernte sehr gestelzt an: „Ziel aller zur Ernte angewandten Verfahren ist es, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in dem Zeitpunkt, in dem sie den Anbauzweck (menschlicher oder tierischer Verzehr oder sonstige Nutzung, z.B. Fasergewinnung) bestmöglich erfüllen, weitestgehend verlustfrei vom Anbaustandort wegzunehmen.“ Man könnte auch sagen: „Pass auf dassd des ganze Sach hoam bringst und ned wieder d’ Hälfte verlierst...“

Die Ernte war zu allen Zeiten schon immer der wichtigste Zeitraum von einem landwirtschaftlichen Jahr. Das erfolgreiche Einbringen und Lagern sicherte schließlich das Überleben des darauffolgenden Winters. Und deshalb war man dankbar, wenn man eine gute Ernte hatte und feierte dies gebührend. Die Idee des Erntedankfestes geht schon auf vorchristliche Religionen zurück. Schon im Judentum und in römischen Religionen feierte man im Herbst die lebensnotwendigen Gaben der Erde.

In früheren Jahrhunderten fanden vom Gutsherren veranstaltete Festlichkeiten statt, auf denen die Landarbeiter vom Betriebsinhaber bewirtet wurden. Bräuche daraus sind immer noch das sogenannte „Erntebier“ und der „Erntekranz“ (oder auch die „Erntekrone“). Der Kranz oder die Krone bestehen aus geernteten Ähren und wurden, oder werden auch noch immer, dem Betriebsleiter (oder dem Gutsherrn) von der Belegschaft auf einer Mistgabel übergeben, womit von ihm der Arbeitslohn und ein Festessen eingefordert wird. Überlegen‘s mal, was Sie ihrem Vorgesetzten auf der Mistgabel präsentieren könnten, um ihr Gehalt einzufordern... schon a lustige Vorstellung, gell?

In Deutschland ist der erste Sonntag im Oktober als Termin für das Erntedankfest erst 1972 von der Bischofskonferenz festgelegt worden. In manchen katholischen Gegenden wird auch am Sonntag nach dem Michaelisfest (heute!) gefeiert. So auch bei uns. Deshalb feiern wir morgen hier im Museum unser Erntedankfest mit bayerischer Musik und kulinarischen Schmankerl. Bei einem Umtrunk gemeinsam mit lieben Menschen den Sommer ausklingen lassen – auch des is‘ irgendwie Erntedank und ich würde mich freuen, wenn Sie dabei wären!

Ich freu mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Gumboot-Tanz aus Südafrika

13. / 14. Oktober 2012
Zu Gast: Die Corroboration-Dance-Company
und Ausstellung „Zu schön, um Müll zu sein“
mit südafrikanischer Recyclingkunst
Weitere Informationen unter www.wasmeier.de

Artikel vom 27.09.2012
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