Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Gaggalgelb und Kriachalblau

Bayerischer Farbenrausch: Hier strahlen der Himmel blauer und die Wiesen grüner, oder? 	Foto: Leonid Tit – Fotolia.com

Bayerischer Farbenrausch: Hier strahlen der Himmel blauer und die Wiesen grüner, oder? Foto: Leonid Tit – Fotolia.com

München/Schliersee · Unser Leben ist eine Welt voller Farben. Irgendwie gehören Farben und ein schönes Leben unbedingt zusammen. Ein Leben ohne Farben? Sauber fad und blass. Nur grauer Alltag. Ein Sonnenuntergang in schwarzweiß? Da fehlt jede Romantik.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Farben machen unser Leben doch erst richtig schön. Eben bunter. Mir geht jedes Mal mein Herz auf, wenn ich bairische Farbbezeichnungen höre. Wenn ein dottergelbes Auto vorbeifährt nennen wir das „gaggerlgelb“. Hat jemand im Urlaub keine Bräune angenommen hat er „a Farb wia a Weißwurscht“ oder ist ein saubres „Kaasloawe“. A Madl mit Backerl so rot wia frisch brockte Äpfe in am himmeblaua Dirndl mit grosgreane Bandl in de hoslnussbrauna Hoor – einen schöneren Anblick kann man sich kaum wünschen. Was wesentlich weniger schön ist: Ein blauer Fleck, also eine kleine Blessur, fachmännisch auch als ‚subkutanes Hämatom’ bezeichnet, wird in Bayern gerne mit der Farbe „kriachalblau“ beschrieben.

Diese Farbbezeichnung hat auch noch Gültigkeit, wenn die Verletzung bereits langsam am Abklingen ist und in die gelbliche Richtung verblasst. Es gibt nämlich auch gelbe Kriachal. Nein, Kriachal sind keine kleinen lustigen Viecherl! Es hat nichts mit dem Kriechen auf allen Vieren zu tun. Kriachal sind essbares Obst. Das sind Ringlo, also Ringlotten, also Renecloden, also wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Reineclauden aus der Familie der Pflaumen. Besser sind sie deshalb, weil sie nicht veredelt und noch wild wachsend sind! Wenn sie vollreif sind, dann sind sie nicht größer wie so Kirschtomaterl.

Und vielleicht kommt ja der Ausdruck daher, weil man früher beim Kriachal-Stehlen oft vom Baum gefallen ist. Eigentlich ist es ja kein richtiger Baum, mehr so ein großer fester Strauchbuschbaum und deshalb war auch der Halt nicht so gut und schon ist man runter gefallen, hat am Boden gelegen und halt an diversen Stellen blaue Flecken gehabt, die dann eben von kriachalblau bis kriachalgelb die Farbe gewechselt haben. Aber wer kennt des schon noch? Wenn heut Buben auf Obstbäume kraxeln und „Mundraub“ begehen – anstatt dass man froh ist, wenn Kinder überhaupts ein Obst essen – dann gibt’s ja mindestens einen Nachbarschaftsstreit, wenn nicht eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Und da ist der Reiz, in Nachbars Garten was vom Baum zu stibizen gleich gar nimmer so groß. Schad eigentlich. Es war früher schon immer lustig, wenn der Nachbar vor lauter Ärger einen ribislroten Kopf gehabt hat und wir deshalb die Farbe verloren haben und kaasweis vor lauter Angst waren, ob die Eltern recht schimpfen.

Warum man allerdings beim Schafkopfen mit der Blauen spielt, wenn man eigentlich die Grassau meint, das weiß ich jetzt auch nicht. Weil so bairisch kann ich gar ned reden dass ich anstatt „grosgrea“ auf einmal „grosblau“ sagen täte. Wie dem auch sei, vielleicht ist ja Ihr Auto „lilablassblau“ in das Sie sich setzen und mit dem Sie eine Fahrt ins „Blaue“ machen. Nehmen Sie Ihre „bunte“ Familie mit, eventuell auch einen „semmeblondn“ Hund (was überhaupt gar nix mit einem „platterten Semmegeist“ zu tun hat). In meinem Museum im „Grünen“ legen Sie eine große Pause ein, damit Sie sich nicht „koirabnschwarz“ ärgern, weil Sie im Stau rumstehn. Diese Verkehrsteilnehmer werden „gelb“ vor Neid, wenn Sie sich vor den Wofen setzen, den weiß-blauen bayrischen Himmel genießen, während Ihnen ein goldenes Getränk mit weißem fluffigem Schaumhauberl dazu serviert wird. Sie suchen sich aus unserer farblich bestens sortierten Speisekarte ein essbares Schmankerl aus, welches in unserer Küche traditionell mit besten Zutaten zubereitet wird, da brauchen Sie sich keine „grauen“ Haare wachsen lassen und dann, da verspreche ich Ihnen mit Sicherheit nicht das „Blaue“ vom Himmel runter, sehen Sie die Welt durch die berühmte „rosarote“ Brille und es geht Ihnen rundum gut!

Ich freu mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 16.08.2012
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