Einweihungskonzert des neuen Glockenspiels am 1. Mai

Au · »Let it be« auf dem Carillon in Mariahilf

Boudewijn Zwart genoss sichtlich die Ehre, das Glockenspiel einzuweihen.	Fotos: Gabriele Heigl

Boudewijn Zwart genoss sichtlich die Ehre, das Glockenspiel einzuweihen. Fotos: Gabriele Heigl

Au · Kaum je ist in München ein Musiker weiter von seinem Publikum entfernt als an diesem 1. Mai. Boudewijn Zwart, der Stadtcarillonneur von Amsterdam, sitzt in einer Glockenstube im Turm der Auer Kirche Mariahilf.

München hat wieder ein Carillon

90 Meter und dicke Turmmauern trennen ihn von den begeisterten Zuhörern, die sich unten zwischen den Ständen der Auer Maidult auf dem Mariahilfplatz versammelt haben. Ihren Applaus kann er nicht hören. Und trotzdem strahlt Zwart über das ganze Gesicht. Er hat die Ehre, das neue Glockenspiel, das Mariahilf-Carillon, einzuweihen. »Es hat einen wunderbaren Klang«, schwärmt er mit weichem holländischen Akzent.

Davon können sich nun auch die Auer Bewohner bei diesem Einweihungskonzert überzeugen. In nur zwei Jahren hatte Mariahilf-Pfarrer Markus Gottswinter die nötigen Spenden in Höhe von 500.000 Euro beisammen. Jetzt hängen nicht mehr nur fünf Läuteglocken oben im Turm, sondern auch noch 60 weitere in unterschiedlichsten Größen. Alle 65 Glocken kann der Carillonneur zum Klingen bringen, indem er an seinem Spieltisch an einer Art Klaviatur Spielstäbe anschlägt. Er tut dies mit geöffneten Fäusten; die ganz großen Läuteglocken in der oberen Glockenstube und die größte Glocke des Carillons, die »Paulanerin«, kann er mit seinen Füßen an Pedalen anschlagen.

Das Konzert eröffnet Zwart mit der Bayernhymne »Gott mit dir, du Land der Bayern« – der passende Einstieg für ein Instrument, das zwar in einem Gotteshaus steht, dort aber nicht nur sakrale Stücke zum Klingen bringen soll. Der holländische Carillon-Professor präsentiert die ganze Palette musikalischer Stilrichtungen: Bach-Choräle, Opernarien, Volkslieder, ja sogar den Beatles-Song »Let it be«! Dabei tanzen nicht nur seine Hände und Füße auf dem Instrument. Sein ganzer Körper gleitet auf der Sitzbank hin und her, er beugt und streckt sich, während mit jeder Berührung der Stäbe die Klangfülle der Glocken, die über ihm hängen, zunimmt. Außerhalb der hölzernen Einhausung des Spieltisches ist die Lautstärke schier unerträglich.

Unten auf dem Platz ist das natürlich anders. Die Zuhörer freuen sich über das kostenlose Konzert. Sie bleiben mit dem Blick hoch zum Turm stehen und lauschen. Eine Dult-Besucherin: »Ich wusste gar nichts von dem Glockenspiel. Es klingt schön, so melodiös und nicht so laut wie die normalen Kirchenglocken.« Das Carillon wird ab jetzt öfter erklingen. Wann steht noch nicht genau fest, die Kirche wird die Termine noch bekannt geben. Gabriele Heigl

Artikel vom 08.05.2012
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