Erste Ausstellung des neuen Vereins »Haus der kleinen Künste«

Zentrum · Kunst statt Stress

Bahar Auer hat mit viel Idealismus anfangs allein an der »Kunstfront« gekämpft. Ab jetzt gibt es mit Gleichgesinnten den Verein »Haus der kleinen Künste«. 	F. scy

Bahar Auer hat mit viel Idealismus anfangs allein an der »Kunstfront« gekämpft. Ab jetzt gibt es mit Gleichgesinnten den Verein »Haus der kleinen Künste«. F. scy

Zentrum · Hat irgendwer gezählt, wie viele Schokoladennikoläuse es in dieser Stadt gibt? »Keine Ahnung«, sagt Ingrid Müller. »Doch eines weiß ich: Es sind viel zu viele«, sagt die Künstlerin. »Ich kann die Dinger echt nicht mehr sehen.«

Und weil sie die Nase gestrichen voll hat von Vollmilch-Zipfelmützen-Männern mit ihren Alufolien-Rauschebärten, die fast überall glotzen, glitzern und grinsen, hat sie ihnen den Kampf angesagt. In einem ihrer aktuellen Werke übt sie gezielt Kritik. Die Malerin erklärt: »Der Schoko-Nikolaus ist nur eines von vielen Symbolen für den Weihnachtsstress in diesen Tagen. Wir hetzen, wir sind gestresst. Und ich frage mich: muss das wirklich sein?« Wer mehr darüber wissen will, der kommt einfach am Samstag, 18. Dezember, ab 19 Uhr ins »Haus der kleinen Künste« an der Buttermelcherstraße 18. Dort wird die Ausstellung »Kauf Scheiß statt Kunst« eröffnet. Ein provokanter Titel. »Passend zur Weihnachtszeit wollen wir den überall herrschenden Konsumzwang beleuchten«, erklärt Geschäftsführerin Bahar Auer. Neben Ingrid Müller zeigen zwanzig weitere Künstler, auf welche Weise sie sich mit diesem Thema auseinander gesetzt haben.

Neu ist, dass sich das »Haus der kleinen Künste« bei der Ausstellungseröffnung erstmals als Verein präsentieren wird. »Die Gründung eines Vereins war eine logische Konsequenz, um das stimmige Konzept weiter auszubauen«, sagt Bahar Auer. Es gehe auch weiterhin um das Schaffen von Kultur, gemeinsam mit Künstlern aus allen Bereichen, die durch den Verein eine Plattform finden sollen, um sich zu zeigen und zu vernetzen. »Hier bekommt Kunst eine Chance, die sonst oft vergebens um Öffentlichkeit und Anerkennung kämpft«, so die 37-Jährige.

Bereits seit vier Jahren betreibt Bahar Auer das »Haus der kleinen Künste« im Münchner Gärtnerplatzviertel. In dieser Zeit hat sich die kleine Galerie einen Namen gemacht, der für außergewöhnliches Kunst- und Designangebot steht. Vor einem Jahr wurde außerdem im Hinterhof der »Keller der kleinen Künste« eröffnet, in dem wechselnde Kulturveranstaltungen stattfinden. Geplant sind hier auch in Zukunft Lesungen, Workshops, Ausstellungen und Konzerte. Und nun kommt noch der neue Verein dazu, der ebenfalls »Haus der kleinen Künste« heißen wird: Anfangs, von einer riesengroßen Portion Idealismus getrieben, kämpfte Bahar Auer noch alleine an vorderster Front. »Ab jetzt geht es im Team weiter«, sagt sie. Nach viel Überzeugungsarbeit, konnte sie mehrere Kulturinteressierte begeistern. Diese zwölf Leute machten Ernst und unterschrieben die Vereinssatzung. »In der Satzung ist festgehalten, dass der Verein eine gemeinnützige Begegnungsstätte für Künstler und Kunstinteressierte sein soll«, sagt Auer. Die Gründungsmitglieder des Vereins haben sich viel vorgenommen. Es sollen vor allem Menschen mobilisiert werden, die Lust haben, sich als Künstler oder fördernde Kulturschaffende mit Ideen und Engagement einzubringen.

Am Freitagabend gibt es die erste Möglichkeit, mehr über den Verein, sein Konzept und seine Ziele zu erfahren. Und gemütlich gefeiert werden darf auch. Unter anderem gibt es Musik von der »Kapelle Koralle«. Auer hofft, dass an diesem Abend »nicht nur Party gemacht, sondern auch neue Gedanken angestoßen werden. Und so soll es auch in Zukunft sein. »Kunst ist ein Sprachrohr. Wir wollen es nutzen, um sozialkritische Themen, die uns beschäftigen, ins Bewusstsein zu bringen.« Sagts und ihre dunklen Augen funkeln. So als könnte sie die nächste Aktion kaum noch erwarten… Die Ausstellung »Kauf Scheiß statt Kunst« ist bis zum 31. Januar 2011 von Mittwoch bis Samstag jeweils von 11.30 bis 19 Uhr im »Haus der kleinen Künste« zu sehen. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 14.12.2010
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