Am Ende hat es nicht sollen sein. Die WWK Volleys Herrsching verlieren binnen vier Tagen beide Spiele gegen die Helios Grizzlys Giesen und scheiden zum zehnten Mal in Folge im Play off-Viertelfinale aus. Das Meisterschafts-Halbfinale bleibt weiterhin ein Traum für die Herrschinger. Ab Mitte Oktober nimmt Cheftrainer Thomas Ranner, dann wahrscheinlich mit einer neu zusammengestellten Mannschaft, einen neuen Anlauf.
Vier Tage nach der 2:3-Hinspielniederlage in Hildesheim setzte es im heimischen BMW Park eine 1:3 (25:23, 19:25, 21:25, 20:25)-Niederlage gegen die Niedersachsen. Am Ende herrschte jede Menge Wehmut, einige Spieler ließen ihren Tränen freien Lauf. Denn vielen war bewusst, dass man in dieser Konstellation nie wieder gemeinsam auf dem Feld stehen würde. Einige Spieler werden den Verein verlassen.
Wie schon im Hinspiel war es auch im Rückspiel Giesens Gold-MVP Michael Ahyi, der nach 120 Minuten den Deckel auf die Play off-Serie machte. Der belgische Diagonalangreifer in Diensten der Grizzlys war der entscheidende Faktor im Spiel der Gäste. Herrsching-Trainer Thomas Ranner versuchte unmittelbar nach dem Spielende die richtigen Worte zu finden. „Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft, wir haben gefightet bis zum Schluss.“ Aber gegen diese starken Grizzlys war einfach nicht mehr drin. „Giesen hat fantastisch gespielt“, erkannte Ranner die Niederlage an. Auch Geschäftsführer Max Hauser zeigte sich trotzig-kämpferisch. „Das wird uns nicht umhauen.“
Ausgerechnet in der wichtigsten Saisonphase hatten die WWK Volleys Herrsching großes Verletzungspech. Gefühlt der halbe Kader ging angeschlagen ins Spiel. Als Ausrede wollte das Ranner freilich nicht gelten lassen. Aber wer weiß, wie das Spiel verlaufen wäre, wären Eric Burggräf, Filip John, Daniel Gruvaeus, Victor Rodriguez Perez und Jannes Wiesner im Vollbesitz ihrer Leistungsfähigkeit gewesen. „Wir haben uns vorgenommen, alles reinzuhauen“, sagte Eric Burggräf. Dabei war es ohnehin schwer, „mental zurückzukommen nach der 2:3-Hinspielniederlage. Aber ich denke, das haben wir gut gemacht.“
Es begann gut für die Hausherren vor knapp 1400 Zuschauern im BMW Park. Mit einem 113 km/h-Servicewinner zurrte Victor Rodriguez Perez den zuvor sehr ausgeglichenen ersten Satz fest (25:23). Auch der zweite Durchgang begann verheißungsvoll, bis Mitte des Satzes spielten es die Ammerseer von vorne, doch die Gäste steigerten sich und konnten den Satz noch umbiegen (19:25). In der Folge übernahmen die Gäste das Heft des Handelns, bei Herrsching machte sich die fehlende Frische sowie die kleineren und größeren Wehwehchen mehr und mehr bemerkbar. Relativ souverän holte sich die Mannschaft von Grizzlys-Coach Itamar Stein den dritten (21:25) und vierte Satz (20:25) deutlich an die Niedersachsen. Auch weil das Aufschlag-Annahme-Duell deutlich an die Gäste ging (Herrsching 24 Aufschlagfehler, Giesen 15). Auch im Block packten die Grizzlys-Hünen Jakob Günthör und Noah Baxpöhler ordentlich zu.
Wenn die Tränen getrocknet sind, wird vielleicht doch der Stolz überwiegen. „Ich bin total stolz, was meine Mannschaft über die Saison geleistet hat“, sagte Ranner. „Klar, am Ende überwiegen gerade die schlechten Emotionen.“
In der kommenden Saison werden die WWK Volleys Herrsching einen neuen Anlauf in Richtung Meisterschaftshalbfinale nehmen. Dann allerdings mit einer anderen Mannschaft. Einige Spieler werden den Verein verlassen, einige bleiben an Bord. „Wir werden neu anfangen“, meinte Ranner vielsagend. Namen wurden noch nicht genannt. Für Filip John, so viel ließ Ranner jedoch durchblicken, war es das letzte Spiel im Lederhosen-Trikot. Mit schmerzverzerrtem Gesicht trotzte der 23-Jährige seiner Wadenverletzung und schleppte sich durch die Partie. In seinem letzten Einsatz im Herrschinger Trikot kam der Nationalspieler auf starke 21 Punkte. Vermutlich wird es im Spätsommer auch kein Wiedersehen mit Eric Burggräf, Victor Rodriguez Perez und Daniel Gruvaeus geben, die sich mit starken Auftritten ins Rampenlicht und quasi ins Blickfeld größerer und (finanz-) stärkerer Vereine gespielt haben. Wenn man so will, ist es die Schuld des eigenen Erfolgs. Aber auf diesem Muster ist die Arbeit ausgelegt. Etliche Spieler reiften in Herrsching zum Bundesliga- und später zum Nationalspieler. Wie zum Bespiel Johannes Tille. Der Mühldorfer trifft mit seinen Berlin Recycling Volleys -ein zweiter Sieg gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen vorausgesetzt- im Halbfinale auf die Helios Grizzlys Giesen. Danach wechselt Deutschlands Zuspieler Nummer eins in die polnische Liga.
Im Play off-Halbfinale bekommen es die Grizzlys Giesen mit dem Liga-Primus Berlin Recycling Volleys zu tun. Im zweiten Semifinale duellieren sich der VfB Friedrichshafen und die SVG Lüneburg.