Von Carsten Clever-Rott
Die Deutschen sind mehrheitlich dagegen, die EU hat fleißig darüber debattiert, Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat im vergangenen Herbst bereits vorausgesagt, sie könnte in diesem Frühjahr zum letzten Mal kommen: die Zeitumstellung auf Sommerzeit. Ganz so schnell geht es zwar nicht, 2021 soll sie abgeschafft werden. Die jetzt anstehende Stundenschieberei kommt nicht überraschend. Mittlerweile kennen sich die meisten ganz gut aus: Am letzten Märzwochenende in der Nacht auf Sonntag wird die Zeit um zwei Uhr um eine Stunde vorgestellt. Und das ist kommende Nacht.
Wie schwierig es ist, viele Meinungen auf eine gemeinsame Linie zu bringen, sieht man aktuell in London, wo die Zeit bis zu einem wie auch immer gearteten Brexit langsam verstreicht, ohne dass auch nur der kleinste Verdacht entsteht, es könnte irgendwie konstruktiv debattiert werden. Aber was wissen auch wir schon, hier auf dem Kontinent?
Ähnlich kompliziert wird es in den verbleibenden 27 EU-Staaten werden, wenn es um die Abschaffung der Zeitumstellung geht. Soll dauerhaft die Sommerzeit beibehalten werden oder doch die Normalzeit? Die einen sagen so, die anderen sagen so. Deshalb soll auch jedes Land für sich entscheiden, welche Lösung es haben möchte - wobei auch da wieder jeweils viele Meinungen aufeinanderprallen. So ganz unabhängig sind die Staaten in der Entscheidung dann aber doch nicht, denn die EU möchte ganz gerne ein Zeitzonenchaos vermeiden. Konkret heißt das: Sollte sich Deutschland für eine dauerhafte Normalzeit entscheiden, Österreich aber für die Sommerzeit, würde das eine Zeitumstellung an der Staatsgrenze bedeuten. Immer. Und die Schweiz, die sich einer übergreifenden EU-Lösung sicher anschließen würde, müsste sich ebenfalls für ein Modell entscheiden, mit der Folge eines Zeitunterschieds zu Deutschland oder Österreich. Genau das soll aber eben nicht passieren und so sind Deutschland und Österreich auf eine Verständigung angewiesen. Und die Beneluxländer. Und Deutschland und Frankreich…
Für Otto Normalverbraucher wäre das nur lästig bis ärgerlich, solange er nicht auf die Idee kommt, ein EU-Land mit der Bahn oder dem Flugzeug zu bereisen. Denn dann müsste man sicher wissen, woran die Zeitangaben ausgerichtet sind. Noch schwieriger wird es bei individuellen Terminplanungen, da wäre eine Verständigung über die Anwendung der richtigen Zeitzone unvermeidbar.
Die Terminierung der aktuellen Zeitumstellung am 31. März mag sich ja noch ganz gut für einen Aprilscherz eignen - aber die Aussicht auf eine Zeitzonendebatte ohne Ergebnis ist schon jetzt nicht zum Lachen.