Die gute Nachricht gleich vorneweg: Es ist diesmal nichts Schlimmeres passiert. Doch was sich in der vergangenen Woche im Norden Haidhausens ereignet hat, dürfte nicht nur Eltern das Blut in den Adern gefrieren lassen: Ein Lastwagen hat dort einen Kinderwagen erfasst, in dem zwei kleine Buben saßen. Die Kinder wurden zum Glück nur leicht verletzt.
Anlässlich dieses Unfalls hat die Münchner Polizei darüber informiert, was die einzelnen Verkehrsteilnehmer tun können, um solche gefährlichen Situationen zu vermeiden.
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Mit Schürfwunden wurden die Buben im Alter von zwei und drei Jahren in ein Krankenhaus gebracht, teilte die Polizei München mit. Wie schwer verletzt die Psyche der Kinder ist, weiß freilich keiner, ebenso wenig, wie es in der Mutter und dem Lastwagenfahrer aussieht, die beide laut Polizeibericht einen Schock erlitten. Die Prinzregentenstraße musste nach dem Unfall am Nachmittag des 6. August stadteinwärts zeitweise gesperrt werden, der Verkehr wurde umgeleitet.
Abgespielt hatte sich das Ereignis an der Kreuzung zwischen Prinzregentenstraße und Ismaninger Straße, die derzeit wegen einer Baustelle schwer zu überblicken ist. Der 54-jährige Lastwagenfahrer fuhr auf der Prinzregentenstraße in Richtung Westen. Trotz stoppenden Verkehrs fuhr er in die Kreuzung ein und kam kurz vor der querenden Fußgängerfurt zum Stehen. An der Fußgängerampel, die auf Rot stand, wartete eine 28-jährige Frau mit einem Kinderwagen, in dem ihre beiden Söhne saßen.
Dann schaltete die Ampel auf Grün, der Lkw-Fahrer wollte die Kreuzung räumen und über die Fußgängerfurt fahren. Einen ersten Fußgänger ließ er noch passieren, doch die unmittelbar dahinter gehende Mutter mit dem Kinderwagen übersah der Lastwagenführer: Er fuhr los und erfasste den Wagen, der sich gerade mittig vor dem Lkw befand. Der Kinderwagen kippte zur Seite, die Kinder stürzten auf die Straße. Nach Angaben der Polizei München schob der Lastwagen den Kinderwagen mit den Buben noch zwei Meter vor sich her, bevor er zum Stehen kam.
Glück im Unglück das mag hier zwar gelten. Doch nicht alle Unfälle, an denen Lkw beteiligt sind, gehen so glimpflich aus. Oft sind Radfahrer die Opfer. Ein Jahr ist es her, dass die Münchner Schauspielerin Silvia Andersen in der Au von einem abbiegenden Lastwagen erfasst wurde und noch an der Unfallstelle starb. Das Ghostbike an der Ecke
Regerstraße/Welfenstraße erinnert daran. Im August 2016 war eine 88-jährige Frau in der Humboldtstraße von einem tonnenschweren Kieslaster überrollt worden. Anfang Mai diesen Jahres trauerte ganz München um ein neunjähriges Mädchen, das morgens in Milbertshofen zur Schule radelte und von einem Lkw überfahren wurde. Die schwarze Liste ließe sich quasi beliebig fortsetzen.
Wie lassen sich solche Unfälle vermeiden, die Angehörige in tiefe Trauer stürzen, doch auch für den Verursacher traumatische Folgen haben? Die Polizei München gibt anlässlich des Unfalls in Haidhausen einige Ratschläge:
Bedenken Sie als Fußgänger und Radfahrer, dass Fahrer von Lastwagen oder Bussen manche Bereiche vor, neben und hinter ihren Fahrzeugen nicht oder nur schlecht einsehen können. Als Faustregel gilt hierbei: Nur wenn Sie selbst den Fahrer sehen, kann auch er Sie sehen!
Suchen und halten Sie Blickkontakt mit Fahrern von Lastwagen und Bussen, wenn Sie Straßen, Kreuzungen oder Einmündungen queren. So können Sie sicherstellen, dass Sie gesehen wurden. Verzichten Sie im Zweifelsfall lieber auf Ihr Vorrecht, wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie bemerkt worden sind.
bs/red