Es geht um Leben und Tod

Im Münchner Norden schon drei tote Radfahrer - Polizei gibt Tipps

Schon drei Rad-Tote im Münchner Norden: Radler setzen ein Zeichen. Etwa in der Nähe der Bushaltestelle Moosacher Straße. Foto: privat

Schon drei Rad-Tote im Münchner Norden: Radler setzen ein Zeichen. Etwa in der Nähe der Bushaltestelle Moosacher Straße. Foto: privat

Milbertshofen/Nymphenburg · Das Mädchen, das auf dem Weg zur Schule in Milbertshofen vom LKW erfasst wurde, Ende Juli erwischte ein LKW einen jungen Mann nur wenige Straßen weiter und in Nymphenburg kam es zu einem fatalen Unfall mit einem rückwärtsfahrenden Auto: nur drei Beispiele von tödlichen Radunfällen in München 2018, die allesamt hätten verhindert werden können.

Nun gibt es Vorschläge und Impulse.

»Die-in«: Gedenkminute mit 350 Radlern

Die ansonsten fröhliche Radfahrt »Critical Mass«, die jeden letzten Freitag im Monat in München und vielen anderen Städten auf der Welt die Straßen erobert, setzte ein eindrucksvolles Zeichen mit einem stillen Gedenken in Form eines »die-in« an der Milbertshofener Kreuzung, an der das Mädchen von einem abbiegenden LKW getötet wurde. »Kreuzungsdesigns und Ampelschaltungen bevorzugen den Autoverkehr«, ist die Meinung von Thomas Sarnowski, der selbst Teilnehmer der Radl-Aktion war. »Längst verfügbare Abbiegeassistenzsysteme und 360°-Kameras für LKWs sind immer noch nicht verpflichtend«, fügt er entsetzt hinzu. An der Protestaktion, an der die Radler auf der Straße liegend ein Zeichen setzen wollen, beteiligten sich rund 350 Menschen. Die letzte Fahrt fand am 27. Juli statt und wurde dem in der Schleißheimer/Detmolder Straße getöteten Radler gewidmet.
Hoffentlich ist bald wieder »Ruhe« mit solchen traurigen Anlässen. Milbertshofen hat es schließlich gleich zweimal in kurzer Zeit erwischt.

Warum traf es gleich zweimal Milbertshofen?

Ein Zufall? Oder ist der starke Verkehr mit Schuld? Einen weiteren Lösungsansatz hat Dr. Claus Wunderlich (FDP) vom Bezirksausschuss 11. Er plädiert auf die Verlegung der Bushaltestelle in der Moosacher Straße, in deren Nähe das Mädchen verunfallte: »alle paar Minuten kommt es aufgrund eines wartenden Linienbusses zu Rückstaus im Kreuzungsbereich. Immer wieder rollen die haltenden Fahrzeuge nach Weiterfahrt des Busses über den Fußgängerüberweg, obgleich dieser bereits für Fußgänger und Radfahrer mittels Grünlicht freigegeben ist. Dadurch entstehen Gefahrensituationen, die schon mehrfach zu sehr schweren Unfällen führten.«
Die MVG reagierte auf laute Stimmen zur Haltestellenverlegung vor die Kreuzung. »Für verkehrstechnische Untersuchungen wird diese Haltestelle ab Freitag, 3. August bis auf Weiteres nach vorne verlegt«, lautet nun ein Hinweisschild an der Moosacher Straße.

»Gscheid radln« mit verstärkten Polizeikontrollen

Neben infrastrukturellen Nachteilen für Radler gibt es noch zahlreiche andere Gefahrenpunkte. Um die Münchner Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren des Toten Winkels aufmerksam zu machen, die Verkehrssicherheit von Radlern zu erhöhen und das Unfallaufkommen im Zusammenhang mit Rechtsabbiegeunfällen zu reduzieren, führte das Polizeipräsidium in diesem Jahr jüngst verstärkte Schwerpunktkontrollen durch. An von Radfahrern stark frequentierten Kreuzungen und Einmündungen fanden Kontrollen durch zivile und uniformierte Beamte statt, wobei eben besonderes Augenmerk auf Rechtsabbiegevorgänge gelegt wurde.

»Rad«-Schläge zum sicheren Fahren

Fahrer von Kraftfahrzeugen, Radfahrer und Fußgänger werden bei solchen Aktionen auf Gefahrensituationen aufmerksam gemacht und erhalten bei Gesprächen mit den Beamten Verhaltenshinweise, wie sie zukünftig solche Situationen vermeiden können. Festgestellte Verstöße werden vor allem bei einer Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer konsequent geahndet. Etwa abzubiegen, ohne einen in gleicher Richtung fahrenden Radfahrer durchfahren zu lassen, kann mit einer Verwarnung von mindestens 20 Euro geahndet werden. Im Falle einer Gefährdung anderer ist sogar ein Bußgeld möglich.
Daniel Mielcarek

Um weitere Unfälle und Verkehrstote zu verhindern, rät die Polizei allen Verkehrsteilnehmern:
  • im Bereich von Kreuzungen und Einmündungen an den Toten Winkel zu denken,
  • als Kraftfahrer beim Rechtsabbiegen an den Schulterblick zu denken und vorsichtig und umsichtig in den Kreuzungsbereich einzufahren,
  • als Radler Blickkontakt zu den Fahrern von rechtsabbiegenden Fahrzeugen herzustellen sowie (niemals vergessen)
  • bei Unsicherheit, ob der Fahrer einen gesehen hat, lieber auf sein Vorrecht zu verzichten.

Artikel vom 09.08.2018
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