Veröffentlicht am 25.06.2018 00:00

Von »Betreten verboten« zu Erholung pur

Erste Rekrutenvereidigung 1935.	 (Foto: Archiv)
Erste Rekrutenvereidigung 1935. (Foto: Archiv)
Erste Rekrutenvereidigung 1935. (Foto: Archiv)
Erste Rekrutenvereidigung 1935. (Foto: Archiv)
Erste Rekrutenvereidigung 1935. (Foto: Archiv)

Ob Jogger, Radler, Hundebesitzer oder Skater – alle lieben den Landschaftspark Hachinger Tal. Die 126 Hektar große Fläche rund um die alte Rollbahn, die an die Gemeinden Unterhaching, Neubiberg und Ottobrunn grenzt, ist als Naherholungsgebiet nicht mehr wegzudenken.

Vor 20 Jahren wurde die Vision – nach jahrzehntelangen, zähen Kämpfen – endlich Wirklichkeit.

Ausstellung eröffnet

Das Jubiläum des beliebten Bürgerparks wurde Ende April mit einer Auftaktveranstaltung im Kubiz in Unterhaching eingeläutet; bis in den Herbst sollen viele Aktionen, Veranstaltungen und Events folgen (siehe Kasten). Darüber hinaus wurde eine Ausstellung über den Landschaftspark eröffnet, die den Park als Erholungsraum für Menschen und als Lebensraum für Flora und Fauna zeigt. Interessant ist auch die geschichtliche Dokumentation des langen Weges vom ursprünglich landwirtschaftlichen Gebiet über einen Militär- und Sportflugplatz bis zum heutigen Park.

Kurzer Abriss der Geschichte

Lange Zeit galt für die Bewohner der angrenzenden Gemeinden »Betreten verboten«, da im Oktober 1933 auf dem ursprünglich landwirtschaftlichen Gebiet ein Fliegerhorst errichtet wurde; erste Pläne gab es bereits 1932. Der Fliegerhorst bekam zunächst einen zivilen Tarnnamen, da dem Deutschen Reich laut Versailler Vertrag eine Luftwaffe verboten war. Am 1. Juli 1934 wurde die Hauptfliegerübungsstelle vom Oberwiesenfeld mit 40 Schulflugzeugen nach Neubiberg verlegt. Damit begann der Flugbetrieb. Hitler setzte sich über den Versailler Vertrag hinweg und führte im März 1935 die allgemeine Wehrpflicht ein. Im Fliegerhorst wurden vor allem Piloten ausgebildet.

Zwischen 1945 und 1958 diente der Flughafen als US-Airbase. In dieser Zeit musste die Start- und Landebahn verlängert werden. Daher wurden im September 1949 – zum Entsetzen der etwa 85 Bewohner – die 17 Häuser der Schrenk-Siedlung beschlagnahmt.

Am 5. Mai 1958 übergab die US-Airforce den Fliegerhorst an die Luftwaffe der deutschen Bundeswehr. Als 1965 bekannt wurde, dass der militärische Flugbetrieb in Neubiberg eingestellt wird, freuten sich die Bewohner der angrenzenden Gemeinden auf den Wegfall des Fluglärms – zu früh. 1967 ließ sich auf dem Gelände der Fliegerclub München mit 100 Sportflugzeugen nieder. Der enorm gewachsene Fluglärm führte am 5. April 1968 zur ersten Protestversammlung in der Unterhachinger Turnhalle. Der Protest sollte noch fast 30 Jahre andauern.

Drei Bürgermeister,

eine Vision

Im Jahr 1991 fand ein folgenreicher Spaziergang auf dem Gelände statt: Die Bürgermeister der drei angrenzenden Gemeinden Unterhaching, Neubiberg und Ottobrunn – Walter Paetzmann, Josef Schneider und Prof. Dr. Sabine Kudera – entschieden nach der Besichtigung, dass hier ein naturnahes Erholungsgebiet entstehen sollte. Sie entwarfen einen entsprechenden Flächennutzungsplan, der 1995 genehmigt wurde. Auch der jahrzehntelange Widerstand der Sportflieger konnte letztlich nicht verhindern, dass die Gemeinde Unterhaching den entscheidenden Schritt in Richtung Landschaftspark tat: Sie kaufte 1997 das Gelände für etwa 15,5 Millionen DM.

Ende des Flugbetriebs

Am 31. Dezember 1997 wurde der Flugbetrieb endgültig eingestellt. Die große Fläche brachte so manchen Geschäftsmann auf Nutzungsideen: Ob Golfer; Ponyhof, Open-Air-Veranstalter oder BMW, das dort eine Teststrecke bauen wollte – die Gemeinde Unterhaching lehnte alle Anträge ab.

Die Vision war klar: ein langfristig überörtlich bedeutsamer Park mit Freizeiteinrichtungen und Erholungsmöglichkeiten, der gleichzeitig auch Flächen zum Schutz der Natur enthält.

Hinter dem neuen Horizont

Um Ideen für die Umsetzung zu bekommen, wurde 2001 ein Landschaftsarchitekten-Wettbewerb ausgeschrieben, den das Atelier Loidl gewann. In den

folgenden Jahren wurden Loidls Pläne schrittweise umgesetzt – mit aktiver und kreativer Bürgerbeteiligung. Charakteristisch für Loidls Konzept war und

ist das Spiel mit den Dimensionen, Horizonten und Weiten.

»Der Horizont ist dort, wo der Himmel scheinbar die Erde berührt. Den Horizont sehen, bedeutet die Weite spüren«, so Loidl. Mit Hilfe von Schollen schuf der Landschaftsarchitekt neue Horizonte, da sie die Gebäude optisch niedriger machten oder ganz hinter dem neuen Horizont verschwinden ließen.

Die breite Start-/Landebahn sollte laut Loidl bestehen bleiben; sie teilt den Park in einen nördlichen Bereich mit einer großen Obstwiese und verschiedenen Sport- und Spielmöglichkeiten sowie in die südliche, offene Wiesenlandschaft. Diese Wiese nimmt den größten Teil des Landschaftsparks ein und bleibt hauptsächlich Naturschutzzwecken vorbehalten. Sie sollte lediglich durch eine große Promenade durchbrochen werden, die durch die Wiese »schwingt«.

Renaturierung von Bach und Wiesen

Zum Landschaftspark gehört auch der Hachinger Bach, der renaturiert wurde. Auch artenarme gedüngte Wiesen wurden umgewandelt in artenreiche Mager- und Glatthaferwiesen. Darüber hinaus wurde eine Streuobstwiese geschaffen. Und mittendrin thront die über hundert Jahre alte Hainbuche. In den entstandenen Schongebieten brüten inzwischen sogar Vogelarten, die auf der Roten Liste bedrohter Tierarten stehen: Feldlerche, Neuntöter, Dorngrasmücke, Saatkrähe und Wachtel haben im Landschaftspark ein neues Zuhause gefunden.

Günter Staudter / MO

Veranstaltungen zum Jubiläum (Auswahl)

Geschichte des Flughafenareals von der Eiszeit bis zum Landschaftspark, Do 21.06. und Do 27.09., jeweils um 19.30 Uhr, Wo: Heimatmuseum Unterhaching

Naturführung für Kinder

Sa 21.07., 15.00 Uhr, Treffpunkt: Landschaftspark – Brücke am Westende der ehem. Startbahn

Wanderung am Hachinger Bach bis zur Quelle

Mo 06.08., 17.00 Uhr , Treffpunkt: Gasthaus Kammerloher an der Brücke, Unterhaching, Ottobrunner Straße

Sommer-Schnittkurs an jungen und alten Obstbäumen

Sa 11.08., 14.00 Uhr, Westseite Landschaftspark, Streuobstwiese beim Pavillon

Nacht-/Vollmondwanderung mit Überraschungen

Di 25.09., 20.00 Uhr, Treffpunkt: Landschaftspark – Brücke am Westende der ehem. Startbahn (Taschenlampen mitbringen)

Volkslauf im Landschaftspark für Jung und Alt /

»Ökumene läuft« (Neubiberger Kirchengemeinde)

Sa 13.10., 14.00 Uhr, Start: Sportpark Neubiberg

Ausstellung: 20 Jahre Landschaftspark Hachinger Tal

Di 20.11. bis Di 27.11. , Wolf-Ferrari-Haus

north