Das Truderinger Familienzentrum wagt sich mit seiner nächsten Stadtteilführung in ein ehemals wenig geachtetes Stadtviertel Münchens. Unter der Leitung von Dr. Willibald Karl, langjähriger Leiter der VHS München-Ost, Herausgeber zahlreicher Stadtteilbücher und intimer Giesing-Kenner, wird die Grenzzone zwischen Giesing und der Au erkundet.
Und damit ein Gebiet, das über Jahrzehnte als »Glasscherbenviertel« galt. »Glasscherbenviertel«: man meint damit eine Häufung und Mischung von »Negativ-Einrichtungen« und schlechter Bausubstanz, gefüllt mit Unterschichten, Arbeits- und Obdachlosen, Taglöhnern und Angehörigen »unehrbarer Berufe« und deren zahlreichen Kindern »Krattlern« eben. Nicht leicht wird einem so ein Etikett angehängt. Deshalb verwendet man heute lieber das Fremdwort »Prekariat«. Hier in diesem Glasscherbenviertel lagen der Falkenhof und die »Isolierstation« des Hofbediensteten-Krankenhauses, das zum ersten Münchner »Narrenhaus« wurde. Das Giesinger Armenhaus trug den Namen »Pfündner-Anstalt«, bis die Bahntrasse darüber hinweg ging - im wahrsten Sinn des Wortes! Der Gestank der Lederfabrik verpestete die Luft und im »Marianum« wurden ledige Arbeiterinnen aufgenommen.
Immerhin, das Schyrenbad, die Radrennbahn und das Brause- und Wannenbad verbesserten die Lebensqualität, bis an der Stelle der Turnhallenruine des TSV Turnerbund die »Pilgersheimer« im Übernachtungsheim des Kath. Männerfürsorgevereins einzogen: Obdachlose, »Gestrandete«, »St. Adelheimer«, die sich am Kiosk an der Wittelsbacher Brücke versorgten, sich unter ihr einrichteten und Kostgänger bei den nahe gelegenen Klöstern der Kapuziner und Templer waren.
Kurzum: nach dieser Führung mit Willibald Karl wird man diesen interessante Münchner Fleck mit ganz anderen Augen sehen und gerne auf eigene Faust mal zurück- und einkehren.
Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung erforderlich bis spätestens Dienstag, 23. Juni. Die Führung findet am Donnerstag, 25. Juni, um 10 Uhr statt. Die Führung kostet 10 Euro. Der Treffpunkt ist um 9.20 Uhr S-Bahn Gronsdorf oder 9.55 Uhr im ASZ Untergiesing, (Kolumbusplatz). Anmelden kann man sich unter Telefon 45 24 20 70.