Am 1. Mai ist Bayern in seinem Element. Alles was Einheimischen, Zuagroasten und Touristen am Freistaat so gefällt wird an einem Tag gebündelt: weißblau die Fahnen, weißblau die Maibäume, weißblau der Himmel, weißblau die Bräuche, weißblau die Musi. Viele Auswärtige haben immer den Oktober im Blick wegen der Wiesn ein Fehler.
Denn die ist inzwischen chic und nicht mehr so urig. Gewiss alte Trachten und Landhausmode gibt es hier wie da. Aber dem gfühligen Brauchtum wird beim Maibaumaufstellen mehr gefrönt.
Das beginnt schon beim Einholen des geschäpsten Baums (durch die Burschen), der Verköstigung im Wachstüberl (Kesselfleischessen), dem Klau (Rückgabe nur gegen viel Bier und Brotzeiten). Viele Bäume werden inzwischen aus Sicherheitsgründen, zumal in der Stadt, mit dem Kran aufgestellt. Aber auf dem Land wollen die Burschen das Stangerl oft noch händisch in die Senkrechte bringen. Da kommen die Schwaiberln zum Einsatz, da ertönt ein vielstimmiges sonores Hauruck! damit auch alle gleichzeitig anpacken. In der Verschnaufpause vor dem nächsten Schub erholen sich Kraftmeier und Zuschauer mit viel Bier. Steht der Baum dann endlich, kommt der Auftritt der Trachtler und Bandltänzer, der Schuaplattler und der Blasmusiker.
Und wenn dann erst das Gott mit dir, du Land der Bayern ertönt, haben Einheimische und Fremde eins entdeckt: ihre bayerische Seele. Es gibt nichts Schöneres. So seh ich das.
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