Langsam werde er ein wenig müde. »Die Zeit läuft, im Sommer werde ich 68 Jahre alt. Aber momentan fühle ich mich noch so, dass ich neue Aufgaben übernehmen kann«, erzählt Pfarrer Jakob Blasi. Bereits im September wird der sympathische Seelsorger die Pfarrei St. Korbinian verlassen und Aufgaben in Bad Reichenhall übernehmen.
Mit seiner Entscheidung gehen eine Reihe von Umstrukturierungen einher: Bereits in 2011 wird St. Korbinian, die größte der drei katholischen Pfarreien Unterhachings, dem Pfarrverband St. Alto/St. Birgitta angegliedert. Dessen neuer Leiter wird Kilian Thomas Semel, derzeit Leiter des Pfarrverbands Bad Kohlgrub. Der 43-Jährige tritt die Nachfolge des verstorbenen Pfarrers Willi Abt an.
»Auch Kirche muss unterwegs sein, und ein solcher Schnitt bedeutet immer eine neue Herausforderung«, ist sich Blasi sicher. Das sei zwar nicht immer bequem, und es stünde ihm schließlich wieder ein Umzug bevor. Momentan sei aber der Zeitpunkt gekommen, die eigene Lebensperspektive zu überdenken. Die Pfarrei sei kein Kinderspiel, sie sei sehr verwaltungslastig. Er mache sogar abends noch das Licht aus, wenn die letzten Gruppen das Gemeindehaus verlassen haben. Als Seelsorger möchte Jakob Blasi seine Kräfte konzentrieren und für die Menschen in der Gemeinde da sein. Das wird auch seine Aufgabe in Bad Reichenhall sein, »nur nicht mehr als Erstverantwortlicher, sondern aus der zweiten Reihe«, erzählt er lächelnd. Dreimal sei er dort auch schon zur Kur gewesen, er habe sich immer wohlgefühlt. Am meisten vermissen wird der 67-Jährige die Buben und Mädchen aus dem Kindergarten der Pfarrei. Dort habe er einige der schönsten und fröhlichsten Alltagserlebnisse gehabt, erinnert er sich und seine Augen strahlen.
Was aber geschieht nach seinem Weggang mit St. Korbinian? Dann kommt ein Stein ins Rollen, die Strukturreform im Erzbistum weitet sich aus. Vermutlich werde Dekan Helmut Fried die Pfarrei ein Jahr lang als Pfarradministrator begleiten, dies sei jedoch noch Spekulation, so Pfarrer Blasi.
Sicher sei, dass St. Korbinian bereits im September 2011 in den Pfarrverband St. Alto/St. Birgitta angegliedert werde, ein Jahr früher als geplant. An seinem 70. Geburtstag wäre Pfarrer Blasi ohnehin in den Ruhestand verabschiedet worden. Dies bestätigte auch ein Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariates auf Anfrage des Südost-Kuriers. Die Angliederung findet im Rahmen des Projekts »Dem Glauben Zukunft geben« statt. Dabei handele es sich darum, Modelle für eine zukunftsfähige Seelsorge zu entwickeln und die Besetzung aller Pfarreien sicherzustellen ein umfassender Prozess zur geistigen Neuorientierung. Derzeit gebe es im Erzbistum 150 errichtete Pfarrverbände mit 437 Pfarreien und noch 311 Einzelpfarreien. Nach Abschluss des Projekts, so der Sprecher, werde es 230 Pfarrverbände und lediglich noch 40 eigenständige Pfarreien geben.
An der Reform führe kein Weg vorbei, urteilt Blasi. Der Priestermangel zwinge zu derartigen Konzentrationen. Aber Kirche lebe von Person zu Person, vom Kontakt von Priester zu Mitchrist. »Der Priester, der im Zentrum der Gemeinde steht, darf nicht in die Position eines Obermanagers oder Funktionärs gedrängt werden«, warnt der Geistliche.
Auch im Pfarrverband St. Alto/St. Birgitta kündigen sich erste Veränderungen bereits an. Schon in diesem September werde Pfarrer Kilian Thomas Semel nach Unterhaching kommen, erläutert dazu Dr. Peter Türkes, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats St. Birgitta.
Semel habe dann ein Jahr lang Zeit, um sich mit den Gegebenheiten in seiner neuen Gemeinde vertraut zu machen. Seine offizielle Einführung sei für den 3. Oktober in St. Alto vorgesehen. Gleichzeitig, so Türkes, verließen die Gemeindereferentin Sylvia Stöckelmayer und die Pastoralreferentin Martha Hellinger den Pfarrverband, um sich neuen Aufgaben zu zuwenden.
Zusätzlich könne Schwester Angelika, eine Ordensschwester, willkommen geheißen werden, die die Nachfolge Martha Hellingers antrete. Viele organisatorische Fragen gelte es jedoch noch zu klären. Seit dem Tode Willi Abts im November letzten Jahres, der den Pfarrverband St. Alto/St. Birgitta aufgebaut hatte, habe beispielsweise die Zahl der Gottesdienste schon reduziert werden müssen. Gemäß dem Projekt »dem Glauben Zukunft geben« sollen Priester aber für die Seelsorge da sein und nicht fürs Management.
»Wie das letztlich umgesetzt werden kann, bedeutet eine große Herausforderung für die Menschen vor Ort«, beurteilt Türkes. Folglich müsse einem Pfarrer auch einmal zugestanden werden, sich zurück zu ziehen. »In jeder Veränderung liegt die Möglichkeit zu einem Neubeginn, für einen Richtungswechsel«, blickt Dr. Peter Türkes dennoch mit großer Zuversicht auf das Kommende. K. Kohnke