Saatkrähen wurden vergrämt

Ottobrunn · Erstmal Ruhe

Ottobrunn · Das Gezanke um die Saatkrähen-Kolonien in der Zaunkönig-Siedlung dürfte der Vergangenheit angehören – vorläufig zumindest: Die Nester sind jetzt kurz vor der Brutzeit der Vögel von einer privaten Gartenbaufirma entfernt worden. Das bestätigte die Vorsitzende der Ottobrunner Bürgervereinigung (BVO), Erika Aulenbach, am Tag nach dem Termin, der in der Öffentlichkeit nicht bekannt gegeben worden war: »Nun kehrt hoffentlich Ruhe ein – sowohl in der Siedlung, als auch bei dem Thema«, sagte sie mit einer Stimme, aus der Erleichterung, aber auch Nervosität und Anspannung herauszuhören waren.

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Seit Juli 2009 macht sich die Lokalpolitikerin gegen den heftigen Widerstand von Naturschützern und Vogelkundlern für die Interessen von Anliegern stark, die sich wegen des bereits um 4.00 Uhr in der Früh einsetzenden Gekrächzes der Vögel seit Jahren um den Schlaf gebracht sehen und die Situation nicht mehr hinnehmen wollten: Sie forderten eine Vergrämung der rund 20 Nist- und Brutplätze in der Zaunkönig-Siedlung. Mit Unterschriftenlisten hatten die von der BVO ins Leben gerufenen Interessengruppen zahlreiche Anhänger gewinnen können, bis an die Türen der Regierung von Oberbayern war man vorgestoßen.

Eine im Herbst eingereichte Petition war nach einer kritischen Würdigung durch einen regelrechten Stab von Fachleuten und Regierungsvertretern im Ottobrunner Wolf-Ferrari-Haus für positiv befunden worden, obgleich die Saatkrähe als geschützte Tierart gilt. Seitdem ging es vor allem darum, den geeigneten Zeitpunkt für die Aktion zu finden. Die drohte allerdings zuletzt wegen der noch ungeklärten Kostenfrage zu platzen: Die Gemeinde lehnte es ab, sich finanziell an der etwa 2.000 Euro teuren Maßnahme zu beteiligen. Mit 20:3 Stimmen hatten sich die Gemeinderatsmitglieder auf der jüngsten öffentlichen Sitzung gegen eine Übernahme ausgesprochen. Grund: Man befürchtete, einen Präzedenzfall zu schaffen.

So betonte Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), dass die Angelegenheit Privatsache sei und die Betroffenen die Kosten selbst zu tragen hätten. Deswegen hatte sich das Gremium dagegen ausgesprochen, die Ottobrunner Feuerwehr zum Zuge kommen zu lassen. Deren Zweiter Kommandant Klaus Ortmeier hatte in der Sitzung erklärt, dass man zur Verfügung stehe: »Wenn die Feuerwehr den Auftrag bekommt, führt sie ihn auch aus.« Die Kosten sind jetzt privat vorgestreckt worden, ob man sie bei der Gemeinde erneut einfordern wird, wusste Aulenbach noch nicht. Erst einmal überwiegt die Dankbarkeit: »Das ist ein großartiges Geschenk der Regierung von Oberbayern an die Bürger«, freute sich die BVO-Vorsitzende. Naturschützer sehen die Aktion skeptisch. So haben Experten wie Manfred Siering, Erster Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern, immer wieder darauf verwiesen, dass Vergrämungsaktionen von Krähen-Kolonien nicht zu dem erhofften Ergebnis führen würden. Das Problem werde lediglich in andere Wohngebiete verlagert.

mst

Artikel vom 10.03.2010
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