Mohr-Villa zeigt Werke von Gustav Arthur Gräser und Bruno Wersig

Freimanns Naturpropheten

Die Maler Gusto Gräser (links) und Bruno Wersig waren stark durch den Münchner Maler und Lebensreformer Diefenbach geprägt. 	Fotos: Mohr-Villa

Die Maler Gusto Gräser (links) und Bruno Wersig waren stark durch den Münchner Maler und Lebensreformer Diefenbach geprägt. Fotos: Mohr-Villa

Freimann · Er war sicher ein eigenwilliger Mensch und darüber hinaus eine markante Erscheinung: Der Münchner Maler und Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851 - 1913) trug weite, lange Gewänder, Haare und Bart waren gleichfalls lang und seine asketisch-vegetarische Lebensweise, die Freikörperkultur, die er propagierte, sowie seine Lehre von der »Göttlichkeit der Natur« waren vermutlich nicht jedermanns Sache.

Zwei junge Maler jedoch, die später beide lange Zeit in Freimann lebten, prägte und beeindruckte Diefenbach derart, dass es sich in ihren Bildern und ihrer gesamten Lebensführung niederschlug: Gustav Arthur Gräser (1879 - 1958) und Bruno Wersig (1882 - 1970).

Die Mohr-Villa in Freimann will nun in einer Ausstellung mit dem Leben und den Werken dieser beiden außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten bekannt machen. Dabei soll etwas von der starken Wirkung, die von Karl Wilhelm Diefenbach ausging, sichtbar werden. Auf Diefenbach wurde man in München durch die große Ausstellung im Museum Villa Stuck von Oktober 2009 bis Januar 2010 aufmerksam. Bei aller Verschiedenheit von Gräser und Wersig haben beide gemeinsam, dass sie infolge der Begegnung mit Diefenbach ihr Leben radikal und konsequent nach seinen Idealen ausrichteten. Beide brachen eine erfolgreiche Karriere als Kunstmaler ab, um ganz für das als »wahr« Erkannte zu leben. Gusto Gräser hatte sich Diefenbach 1898 für kurze Zeit angeschlossen, Wersig hatte ihn 1907 nach einer monatelangen Wanderung durch Italien auf Capri aufgesucht.

Bruno Wersig zog im Jahr 1926 nach Freimann, wo er ein Haus erwarb. Ende der zwanziger Jahre war er immer wieder auch länger abwesend von Freimann, behielt jedoch sein Haus dort und kehrte immer wieder dorthin zurück. Ab 1960 lebte er dann ständig in Freimann. Gusto Gräser war 1942 nach Freimann gekommen, wo er bis zu seinem Tod 1958 lebte.

»Beide Künstler haben ganz sicher ihre Spuren im Gedächtnis der Menschen in Freimann hinterlassen«, erklärt Brigitte Fingerle-Trischler vom »Mohr-Villa Archiv Freimann«. Darüber hinaus gibt es natürlich auch zahlreiche Bilder, in der Hauptsache von Wersig, der sich als Landschaftsmaler betätigt hatte, während Gräser sich nach der Begegnung mit Diefenbach mehr dem Schreiben zugewandt hatte. So sind in der Ausstellung in der Mohr-Villa unter anderem auch fünf Freimanner Ansichten, alle in den zwanziger Jahren entstanden, zu sehen.

Zu der Ausstellung die am vergangenen Freitag eröffnet wurde und noch bis zum 28. Februar zu sehen sein wird, gibt es ein interessantes Rahmenprogramm. So findet am 31. Januar, um 17 Uhr, eine Lesung statt, bei der der Schauspieler und Rezitator Wolf Euba Texte von und an Gusto Gräser und Bruno Wersig liest. Am 5. Februar, gibt es um 18 Uhr einen Vortrag von Hermann Müller vom Gräser-Archiv in Freudenstein. Unter dem Titel »Gusto Gräser – Ein Dichter in Freimann« berichtet er von seinen Forschungen.

Am 19. Februar wird Christoph Kühns Film »Gusto Gräser – der Eremit vom Monte Verità« zu sehen sein. mka

Artikel vom 12.01.2010
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