Neue Ehrenbürgerin für die Gemeinde Unterhaching

Unterhaching · Marianne Gamperl ausgezeichnet

Betrachten das Porträt der Ehrenbürgerin (v.l.): ­Marianne Gamperl, der Künstler Ivo Krizan und Bürgermeister Wolfgang Panzer. Foto: Kohnke

Betrachten das Porträt der Ehrenbürgerin (v.l.): ­Marianne Gamperl, der Künstler Ivo Krizan und Bürgermeister Wolfgang Panzer. Foto: Kohnke

Unterhaching · Marianne Gamperl, der Gründerin der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWU), wurde auf der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Unterhaching die Ehrenbürgerwürde verliehen. Die Laudatio hielt Altbürgermeister Dr. Erwin Knapek. Mit stehenden Ovationen zollten Gemeinderäte wie auch Gäste ihren Respekt. Gekommen waren eigens auch die Ehrenbürger Rosa Bauer, Rudolf Felzmann und Christian Kriz.

Die vitale 84-Jährige genießt heute den wohlverdienten Ruhestand, hinter ihr liegt ein erfülltes wie auch erfolgreiches Arbeitsleben im Dienste Unterhachings. 46 Jahre lang (1941 bis 1987) war Marianne Gamperl für ihre Gemeinde aktiv und machte hier in ihrem Geburtsort Karriere. Sie stieg bis zur Oberamtsrätin auf. Ohne den Namen des Betreffenden zu nennen, verglich Knapek den Werdegang der neuen Ehrenbürgerin mit dem eines Unternehmers, dem es gelungen war, ein marodes Unternehmen auf Erfolgskurs zu bringen. 1999 sei dieser 47-jährig als Topmanager des Jahres ausgezeichnet worden. Zu dieser Zeit erhielt Marianne Gamperl die Silberne Ehrennadel der Gemeinde Unterhaching. »Heute beträgt der Umsatz seines zuvor maroden Unternehmens das 50-fache, also 300 Millionen Euro, und ist eines der wenigen in der Branche, das jährlich Gewinne ausweisen kann«, fuhr Knapek mit seiner geheimnisvollen Parallele fort. Spätestens jetzt aber zeigte sich auf manchem Gesicht der Zuhörerschaft ein wissendes Lächeln.

Na, klar: der Altbürgermeister bezog sich in seiner Laudatio auf Uli Hoeneß, vormals Manager des FC Bayern. »Ich nenne aber bewusst seinen Namen nicht. Ich brachte ihn nur ins Spiel, weil seine Geschichte als Top-Manager Parallelen zu Frau Gamperl aufweist, die ihm das eigentlich vorgelebt hat«, erklärte sich Knapek. Und an die 84-Jährige gewandt, bat er um Verzeihung für diesen »etwas kryptisch erscheinenden Umweg«, weil es fast so aussähe, dass er eine andere Person bevorzugen würde. Trotz vergleichbarer Eigenschaften hätte sie nachhaltige Werte geschaffen und unterstütze Menschen in Not, er hingegen böte kurzweilige Zerstreuung und Träume, die auch hin und wieder zerplatzten.

Einer Hebamme gleich habe Marianne Gamperl als eine der Hauptpersonen am 15. Juni 1982 die GWU aus der Taufe gehoben, betonte Knapek. Von diesem Tag an sei deren Erfolgsgeschichte mit anfänglich 42 fertig gestellten Wohneinheiten 1985 gestartet. »Bis 2010 wird die Gesellschaft 300 Wohnungen als Vermögen vorweisen können, was einem Wert von nahezu 30 Millionen Euro beträgt«, betonte der Laudator. In ihrer langjährigen Tätigkeit für die Gemeinde hatte es die heute 84-Jährige mit fünf Bürgermeistern zu tun, die, »wenn sie schlau waren, Ihnen stets folgten«, lächelte Knapek und betonte anerkennend:

In der aktiven Zeit bei der Gemeindeverwaltung sei sie in der Öffentlichkeit sogar bekannt gewesen als »Die Gemeinde Unterhaching«, quasi als deren Personifizierung. Ziemlich treffend beschrieb der damalige Bürgermeister Engelbert Kupka ihre Fähigkeiten: »Es gibt Menschen, die haben zwei linke Daumen. Frau Gamperl hat nachgewiesenermaßen zwei rechte Hände«. Nach dem Eintritt in den offiziellen Ruhestand entschied sie sich dafür, die Geschicke der GWU weiterhin ehrenamtlich zu lenken. Die 46-jährige Tätigkeit bei der Gemeinde sei von großem Sachverstand geprägt gewesen, Wissen über jede Kleinigkeit, Großzügigkeit und Menschlichkeit, Identifikation mit den Problemen der Gemeinde und deren Bürgerschaft und Loyalität. Und, mit einem erneuten Vergleich mit Hoeneß: »Die erstaunlichste Eigenschaft, die gleich ist, dass auch sie bewiesen habe, das eine erfolgreiche Geschäftsführung nicht unbedingt von elektronischer Datenverarbeitung abhängig sein muss«, lächelt Knapek.

Der Erfolg habe ihr über die Jahre Recht gegeben. Zudem hätte die Art der computerlosen Geschäftsführung der GWU einen sehr personenbezogenen Charme verliehen. Das setzte freilich eine direkte Kommunikation mit den Mietern voraus, jeder Fall sei ihr so persönlich bekannt gewesen und entsprechend behandelt worden. »Das schafft die beste Softwareprogrammierung der Welt nicht«, fasste Knapek bewundernd zusammen und ergänzte: »Nur Sie, Frau Gamperl, schaffen das und der besagte Top-Manager hat es Ihnen mit Erfolg nachgemacht, denn Sie waren vor ihm dran«.

Bewegt und gerührt war Marianne Gamperl den Ausführungen Knapeks gefolgt und dankte mit der ihr eigenen sympathischen Bescheidenheit: »Ich war in meiner Dienstzeit immer bestrebt, meine Aufgabe zu erfüllen«. Für sie sei ein gutes Einvernehmen mit den Bürgermeistern, den Gemeinderäten und gerade auch ihren Mitarbeitern stets von Wichtigkeit gewesen – alle hätten mitgezogen. So habe sie zum Ende der Dienstzeit geordnete Finanzen übergeben können. Über ihre Zeit bei der GWU betont die 84-Jährige: »Der schönste Lohn war stets, bei der Unterzeichnung der Mietverträge in die glücklichen Gesichter der Wohnungssuchenden schauen zu können«.

Als ­Zeichen der Ehrenbürgerschaft überreichte Bürgermeister Wolfgang Panzer neben der Urkunde auch den goldenen Siegelring mit dem Wappen der Gemeinde. Ein Porträt der Ehrenbürgerin, das der Unterhachinger Künstler Ivo Krizan angefertigt hat, wird künftig im Rathaus zu sehen sein.

Kohnke

Artikel vom 05.01.2010
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