Kindergarten engagiert sich für ein behindertes Kind

Unterhaching · Mitten im Leben

Heike Glaser (l.) findet Susanne Seegerer (r.), Kindergartenleiterin vom Regenbogenkindergarten ist ein echter Engel. Finden wir auch!  Foto: Woschée

Heike Glaser (l.) findet Susanne Seegerer (r.), Kindergartenleiterin vom Regenbogenkindergarten ist ein echter Engel. Finden wir auch! Foto: Woschée

Unterhaching · In diesem Jahr heißt der Weihnachtsengel des Südost-Kuriers im Hachinger Tal Susanne Seegerer.

Unter den zahlreichen Einsendungen haben wir uns für die Unterhachingerin entschieden, weil sie mit ihrer mutigen Entscheidung nicht nur eine Familie besonders glücklich gemacht hat, sondern sich darüber hinaus auch dafür stark macht, dass Behinderte ihren Platz in der Gesellschaft finden können.

»Endlich hat uns mal jemand zugehört«, erklärt Heike Glaser, die die Kindergartenleiterin Susanne Seegerer für den Weihnachtsengel 2008 vorgeschlagen hat. Die Mutter zweier Söhne (5 und 3 Jahre) erhielt vor zwei Jahren die Nachricht, dass ihr Jüngster, Nicki, an Muskelschwund leidet.

Diese unheilbare, immer weiter fortschreitende Krankheit prägt seitdem den Alltag der Unterhachinger Familie. Damit wenigstens etwas Normalität stattfinden kann, versuchte Familie Glaser einen Regel-Kindergartenplatz für Nicki in Unterhaching zu bekommen. Aber es hagelte lange Zeit nur Absagen. In der Nachbargemeinde Taufkirchen gibt es einen Integrativen Kindergarten, den die Familie Glaser anfangs ins Auge gefasst hatte.

Nickis älterer Bruder brachte vor rund einem Jahr dann den Stein ins Rollen, als er wissen wollte, warum man seinen Bruder in Unterhaching nicht haben wollte. Zunächst sah es auch so aus, denn kein Kindergarten fand sich, der Nicki aufnehmen wollte. Der Dreijährige kann nicht laufen oder stehen und fährt abwechselnd in einem normalen und in einem Elektrorollstuhl. »Es geht nicht um den pflegerischen Aufwand, denn Nicki hat einen Zivildienstleistenden zur Seite gestellt bekommen, sondern darum, sich mit dieser ganz besonderen Situation, in der sich Nicki befindet, auseinander zu setzen«, weiß Heike Glaser. Ihr selbst steigen immer noch die Tränen in die Augen, wenn Nicki wissen will, ob er auch einmal wie seine Spielkameraden herumtoben kann, wenn er erst einmal älter ist. »Da muss man die Zähne zusammenbeißen und ihm erklären, dass er das nie können wird«, so die engagierte Mutter.

Hier kommt Susanne Seegerer, Leiterin des Kindergarten Regenbogens, ins Spiel. Vor mehr als 25 Jahren hat sie zwei ihrer Kinder wegen der Krankheit, unter der auch Nicki leidet, verloren. »Ich habe mit der Familie Glaser gesprochen, aber nichts versprochen, denn ohne mein Team geht so etwas nicht«, erklärt die Pädagogin bescheiden. Annehmen wollte sie ihren Engel auch nur als Auszeichnung für das gesamte Team, denn hier seien alle gefragt, betont sie. Gemeinsam beschlossen sie nach reiflicher Überlegung, das Wagnis einzugehen und sich dem Alltag mit einem schwer behinderten Kind zu stellen. Bereut hat sie diesen Schritt bisher keine Minute, denn das Miteinander der Kinder, gerade in Nickis Gruppe sei vorbildlich, ohne dass man den Kindern viel über einen rücksichtsvollen Umgang miteinander erzählen müsse.

»Nicki kann sich nicht durch Schubsen oder Ähnliches wehren, wenn er etwas nicht will. Ein einfaches ›Nein‹ muss da genügen«, erklärt Heike Glaser. Auch Susanne Seegerer kann nur bestätigen, dass die Kinder im Umgang mit Nicki besonders rücksichtsvoll sind und die Gruppe als solche besonders gut miteinander umgeht. Nicki ist beliebt in seiner Gruppe, denn immer fällt ihm etwas Lustiges ein, der Schalk sitzt dem blonden Buben ganz sichtlich im Nacken. Am wichtigsten ist aber, dass Nicki sich wohlfühlt und überall mit von der Partie ist, wo es ihm seine Krankheit erlaubt. »Er kann zwar nicht laufen, aber er ist voll dabei«, strahlt seine Mutter, für die Susanne Seegerer nicht nur in diesem Jahr ein wahrer Engel ist.

hw

Artikel vom 23.12.2008
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