Gemeinde muss einspringen

Neubiberg · Betreuungsbedarf

Neubiberg · Mittlerweile müssen Schulen Alles-Könner sein: Unzureichende Ernährung der Kinder, Jugendliche, die zu Gewalt neigen oder sich auffällig verhalten, Sucht- und Drogenprobleme – wo die Eltern versagen, springen immer öfter pädagogische Institutionen in die Bresche.

Auch Neubiberg will sich jetzt diesen Aufgaben stellen: Auf seiner jüngsten öffentlichen Sitzung beschloss der Sozialausschuss, die Jugendsozialarbeit an den beiden Grundschulen in Neu- und Unterbiberg deutlich aufzustocken. So sollen zum einen ab dem kommenden Schuljahr an den beiden Einrichtungen Sozialpädagogen eingesetzt werden. Außerdem wird die Gemeinde ab dem 1. Januar 2009 an einem gemeindeübergreifenden Projekt für Mobile Sozialarbeit teilnehmen. Ferner ist ab 2009/2010 geplant, eine Fachkraft auf Halbtagesbasis zu engagieren, um sich gezielt individuellen Problemen der Kinder im Rahmen der »Gebundenen Ganztagesschule« widmen zu können. Letzteres geht auf die Anregung der beiden Schulleiter Hans-Christoph Wünsch und Karin Berentz zurück, die auf Missstände in diesem Bereich aufmerksam gemacht hatten. Wie Wünsch ausführte, müsse es darum gehen, drei Konfliktzonen in den Griff zu bekommen: Probleme im Elternhaus, Schwierigkeiten beim Lernen sowie den Schulalltag selbst, in dem oft Streitigkeiten das Geschehen prägten. Auch Berentz sprach sich dafür aus, die Jugendsozialarbeit fest in der neuen Schule am Hachinger Bach zu verankern: »Immer mehr Aufgaben wie Suchtprävention werden vom Elternhaus auf die Schule übertragen«. Interessant werden dürfte die Mobile Sozialarbeit, die bereits von der Nachbargemeinde Ottobrunn in die Wege geleitet wurde und im Ottobrunner Gemeinderat mehrheitlich befürwortet worden war. Das Konzept sieht vor, Jugendliche nicht nur an Brennpunkten im Ort aufzusuchen, sondern sie auch gemeindeübergreifend zu betreuen. Ihr Büro hat die Sozialarbeiterin im bevölkerungsreichen Ottobrunner Osten, der mit Neubiberg fließende Gemeindegrenzen hat. So wird die Realschule nahe der Putzbrunner Straße sowohl von Neubibergern als auch von Ottobrunnern besucht, das Viertel »Am Brunneck« geht unmittelbar in die Nachbargemeinde über. Neubiberg will deswegen das Projekt ab 2009 zu einem Drittel mitfinanzieren. Doch ob die Gemeinde die Kosten von jährlich mindestens 60.000 Euro stemmen kann, ist noch längst nicht gesichert. So gab Hauptamtsleiter Thomas Schinabeck zu bedenken, dass angesichts der prekären Finanzlage diesen Wünschen ein Strich durch die Rechnung gemacht werden könne: Es werde sich zeigen, »ob wir diese Kosten tragen können«. Falls ja, müssten an anderer Stelle Abstriche gemacht werden. Die finanzielle Situation Neubibergs ist in diesem Jahr überaus schlecht: Wegen unerwarteter Rückzahlungen von Gewerbesteuereinnahmen hat die Gemeinde derzeit für Investitionen kaum einen Handlungsspielraum.

red

Artikel vom 03.12.2008
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