Erweiterung nicht ohne Weiteres möglich – Planungen diskutiert

Haar · Haarer Rathaus platzt aus allen Nähten

Haar · Es ist das Wahrzeichen Haars, denkmalgeschützt – und es platzt aus allen Nähten: Das Haarer Rathaus. Nach gut 21 Jahren nach dem großen Umbau sind die Büros nun wieder übervoll, Arbeitsplätze fehlen, von Meeting-, Kopier- und Pausenräumen gar nicht zu sprechen.

Der Gemeinderat diskutierte nun über die Erweiterungsmöglichkeiten, die von Architekt Gert Goergens vorgestellt wurden. Das Nachbargrundstück kaufen, sich in die Alte Schule ausdehnen, den Setzerhof renovieren, die Reserven im Haus wie etwa Speicherräume nützen: Die Liste der Möglichkeiten scheint zunächst lang. Tatsächlich zeichnete Architekt Goergens auch sieben verschiedene Alternativen zur Raumgewinnung auf. Doch bis auf eine scheinen die meisten entweder zu teuer, haben zu wenig Platzgewinn, würden dem bestehenden Rathausensemble optisch schaden oder anderen bewährten Haarer Einrichtungen in die Quere kommen.

Bedauert wird allgemein, dass das Nachbargrundstück, auf dem das alte Hausladen-Lagerhaus steht, nicht zum Verkauf steht. Ein Anbau an den alten Rathauskomplex scheint deshalb unumgänglich. Die Überlegungen, den Anbau südlich an das ehemalige Beamtenwohnheim anzuschließen, wurden mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Zum einen würde die schöne Fassade des alten Gebäudes unter dem Anbau verschwinden. Als »gewaltigen Eingriff in das Gesamt-ensemble« bezeichnete auch Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) diesen Schritt. Zudem müsse zu viel Grün des Parks dafür geopfert werden.

Deutlich besser gelöst sah das Gremium den Anbau, indem man den derzeit rein erdgeschossigen Teil des Rathauses abreißt und mit einem weiteren Geschoss wieder errichtet. Goergens schlug vor, den Neubau dann nur noch mit einem Flachdach zu versehen – dann käme man zu einer zusätzlichen Höhenentwicklung von gerade einmal 1,50 Meter. »Da gibt es keine weitreichende Veränderung in der Wahrnehmung«, betonte der Architekt. Selbst mit der Statik gäbe es wohl keine Schwierigkeiten, jedoch müsse man den Neubau in Leichtbauweise ausführen.

Damit das Erdgeschoss und vor allem der bislang gläserne Gang nicht zu dunkel werden, schlägt Goergens vor, den Gang der 1. Etage brückenartig anzulegen und allgemein viel Glas zu verwenden. Als zweiter Rettungsweg würde ein Balkon zur Parkseite angebracht. Die direkte und kurze Anbindung an das alte Rathaus wäre durch Lift und Treppenhaus perfekt zu realisieren.

»Die Stärke dieses Hauses ist natürlich die große Nähe, die wir haben. Es gibt einfach keine weiten Wege. Und mit dieser Lösung hätten wir eine ernsthafte Raumerweiterung ohne in ein externes Gebäude ausweichen zu müssen«, lobte Dworzak. Bis zu 22 neue Arbeitsplätze könnten im Neubau untergebracht werden – ohne dafür nur einen Quadratmeter Grünfläche verbauen zu müssen.

Etwas Bedenken zeigte CSU-Rat Paul Wieser: Er fragte an, wie lange diese Erweiterung wohl ausreichen wird. »Die Kosten für den Umbau sind enorm. Umgerechnet 150.000 Euro kostet uns ein zusätzlicher Arbeitsplatz. Wenn die Erweiterung nur für wenige Jahre reicht, dann würde sich diese Investition nicht lohnen«, gab Wieser zu bedenken. Man könne mit diesem Anbau sicherlich die Entwicklungen auf dem Krankenhausgelände und dem Neubaugebiet Eglfing auffangen, sagte Dworzak. Wann der Platz dann wieder zu eng wird, das könne er jedoch beim besten Willen nicht sagen. Die Baustelle selbst wäre jedoch recht kompliziert, da wegen der Tiefgarage ein Kran sämtliche Materialien und großen Arbeiten über das Rathaus hinweg vornehmen müsste. Das heißt, dass die Bahnhofstraße immer wieder gesperrt werden müsste.

Noch ist man sich nicht sicher, ob man den Bau in einem Zug oder auf zwei Etappen realisieren will. Auf jeden Fall müssen zeitweise Abteilungen aus dem Rathaus ausgelagert werden. Angedacht ist eine Unterbringung in Ottendichl. Doch wie lange soll diese Bauphase dauern? Diese Frage lässt sich laut Goergens nicht so einfach beantworten: Nachdem alles vorbereitet ist, wird es wohl auf jeden Fall neun Monate dauern, bis das Rathaus im neuen Glanz dasteht.

Claudia Erl

Artikel vom 01.10.2008
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