Ulrich Hoppe kümmert sich um Entwurzelte – Live-Sendung auf BR 2

Haar · Der grüne Rebell vom Gnadenacker

Ulrich Hoppe im Gespräch mit BR-Redakteur Werner Buchberger. Foto: Rammelsberger

Ulrich Hoppe im Gespräch mit BR-Redakteur Werner Buchberger. Foto: Rammelsberger

Haar · Ein ausgeblichener roter Fiat Panda, an seinem Steuer eine große Palme, davor ein Warnschild: »Vorsicht: Palme am Steuer!«. Eine ganze Reihe ausgelatschter Schuhe am Gartenzaun, die sich »Boulevard of Broken Dreams« nennen. Ein grüner Bauwagen mit der Aufschrift »Arche Flora«: Er ist schon ein Blickfang, der »Gnadenhof« in Salmdorf – genau wie sein Bewohner und Erfinder Uli Hoppe.

Einst hatte er den »Gnadenacker« gegründet, eine Obdachlosensiedlung in der Nähe von Salmdorf, die kurz vor Eröffnung der Bundesgartenschau am 15. April 2005 von der Stadt München zwangsgeräumt wurde. Nun kümmert er sich wieder um »Entwurzelte«: Um Pfanzen, die Leute wegwerfen wollten oder einfach ramponiert sind.

Jetzt ist der Bayerische Rundfunk noch einmal auf den »grünen Rebellen«, wie er sich selbst nennt, aufmerksam geworden. Am Montag, den 18. August, zwischen 10.00 und 11.00 Uhr wird direkt vom »Gnadenhof« live in Bayern 2 gesendet. Die Radiosendung »Notizbuch« nimmt sich von hier aus eine Stunde lang dem Thema Obdachlosigkeit in München und Alternativen Lebensformen an. BR-Redakteur Werner Buchberger lädt zu diesem Ereignis alle Nachbarn, Interessierten, egal ob Kritiker oder Befürworter ein, sich an der Sendung live und spontan zu beteiligen.

Die ursprüngliche Idee zu dieser Sendung sei es gewesen, nachzusehen was aus den ehemaligen Bewohnern des Gnadenackers geworden sei, erklärt die Moderatorin Sabine Winter. Einen der insgesamt 34 Ex-Bewohner habe man bereits aufgetan, sagt sie.

»Der soziale Wind ist in den letzten Jahren kälter geworden. Wir wollen mit der Sendung versuchen, die Toleranz in der Gesellschaft zu verändern«, erklärt Buchberger. Schließlich stecke hinter manchem Obdachlosen auch ein Absturz aus einem prallen Leben mit tollem Job und Familie.

Auch Uli Hoppe hat eine ganz andere Vergangenheit – auch wenn man bei seinem Rückblick schnell das Gefühl bekommt, dass sich eine gewisse Rebellion wie ein roter Faden durch sein Leben zieht. Als Beamtensohn wollte er genau das Gegenteil von dem machen, was er aus seinem Elternhaus kannte. Er arbeitete lange als Journalist, schrieb eine ganze Reihe Bücher, lebte dann als Hausmann mit Frau und zwei Töchtern. Finanziell war es für ihn als Freischaffenden immer schon eher schwierig, die Gerichtsvollzieher kannten seine Adresse sehr gut. Irgendwann kam er dann auf den alten Hof in Salmdorf. Ursprünglich wollte er sich hier eine Art Dichterwerkstatt einrichten, da es ihm nicht möglich war, zuhause zu schreiben. Doch dann führte ihn sein Weg immer seltener heim zu Frau und Kindern.

Heute hat er einen Gnadenhof für Pflanzen, vor allem lebt er aber von seiner Familie und einigen Gönnern. »Ich sehe mich als Robinson Crusoe, denn eigentlich meide ich die Menschen. Ich spiele hier natürlich auch eine Rolle, wie ein Charakter in einem Comicbuch. Schauen Sie mich doch an«, sagt Hoppe schmunzelnd. Seine Schuhe sind grellgrün lackiert, der Cowboyhut auf dem langen ergrauten Haar strahlt in der gleichen Farbe, selbst der Bart leuchtet grün und die Jeans hat auch einige Farbtupfer abbekommen: Es ist sein Alltags-Outfit.

Und trotzdem hat er eine Menge Ideen und Visionen für ein besseres Miteinander der verschiedenen Lebensformen. »Es gibt so viele einsame alte Damen in irgendwelchen Reihenhäusern. Wenn man denen je einen Obdachlosen in einem Wohnwagen in den Vorgarten setzen würde, wäre allen geholfen«, schlägt er voll Enthusiasmus vor. Über solche und andere Ideen wird man auch in der Radiosendung diskutieren, doch auch der Mensch Uli Hoppe soll hinterfragt werden, kündigt Buchberger an. Und man möchte sogar versuchen, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude mit hinzuzuholen, um mit ihm über das Prinzip des Gnadenackers zu diskutieren.

C. Erl

Artikel vom 13.08.2008
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