Immer mehr und immer brutalere Körperverletzungen

Berg am Laim · Polizei sucht brutalen Schläger

Berg am Laim · Wie die Polizei erst jetzt mitteilte, wurde ein 22-jähriger Münchner am 1. Mai vor einer Disko auf dem Gelände der »Kultfabrik« zusammengeschlagen und dabei lebensgefährlich verletzt. Die Polizei sucht Zeugen.

Zwischen dem damals 21-Jährigen und einem bislang unbekannten Mann war es zu einem Streit gekommen. Letzterer schlug den ledigen Drucker zu Boden und trat mit den Füßen gegen dessen Kopf. Angestellte eines privaten Sicherheitsdienstes konnten die beiden trennen. Das Opfer, das zunächst wieder aufstehen konnte, verzichtete auf eine Anzeige, worauf man den Täter wieder laufen ließ, ohne die Personalien festzustellen oder die Polizei zu verständigen.

Erst am nächsten Tag ging das Opfer zum Arzt. Dieser stellte eine Schädelfraktur fest und wies ihn in eine Klinik ein. Dort musste er aufgrund seiner schweren Verletzung, die mit Einblutungen im Gehirn einherging, stationär behandelt werden. Aus der Körperverletzung wurde somit ein versuchtes Tötungsdelikt, die Münchner Mordkommission übernahm damit den Fall und sucht dringend Zeugen und bittet um Mithilfe aus der Bevölkerung: Wer hat den Vorgang beobachtet und kann sachdienliche Hinweise geben? Hinweise nimmt die Mordkommission unter Tel. 29 10-0, entgegen oder jede andere Polizeidienststelle.

Das ist nur einer der vielen Fälle von immer brutaleren Körperverletzungen in der Stadt, vor allem auf den Feiermeilen am Ostbahnhof, die der Münchner Polizei Sorgen bereiten und eine gewisse Tendenz bestätigen. Die Gewaltkriminalität (dazu gehören Raub, Vergewaltigung und Körperverletzungen) nimmt in München nämlich immer mehr zu: vergangenes Jahr um 11,2 Prozent. So hoch waren die Zahlen noch nie. Darüber informierte Ende Juli der jährliche Sicherheitsreport der Münchner Polizei.

In den letzten zehn Jahren hat die Gewaltkriminalität um 18,7 Prozent zugenommen, während die Gesamtkriminalität um 0,1 Prozent abgenommen hat. Bei nahezu dreiviertel aller Gewaltdelikte handelt es sich inzwischen um gefährliche und schwere Körperverletzungen: 1995 lag der Anteil bei gut 59 Prozent, 2004 bei 74 Prozent. Dagegen fiel der Anteil der Raubdelikte um 13 Prozent-Punkte auf 19,9 Prozent.

Die Polizei erklärt sich diese hohe Zahl bei den Gewaltdelikten unter anderem damit, dass insbesondere Körperverletzungen immer mehr angezeigt werden: 3.076 waren es vergangenes Jahr, 20,3 Prozent mehr als 2003 und 51,5 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Rund 85 Prozent dieser Fälle konnte die Polizei aufklären. Die deutliche Zunahme spiegelt sich auch bei den 3.743 ermittelten Tatverdächtigen (plus 14,2 Prozent) wider.

Besonders erschreckend: vor allem 25- bis 30-Jährige treten negativ in Erscheinung: in dieser Altersgruppe finden sich die meisten Schläger, hier gibt es den meisten Zuwachs von 21,4 Prozent.

Artikel vom 16.08.2005
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