Damen verlieren und Herren siegen – da sind sogar die Gegner überrascht

Verkehrte Welt in Lohhof

Jubel über den ersten Sieg: Die Volleyball-Herren des SV Lohhof boten den als Favoriten gehandelten Sonnebergern kräftig Paroli. 	Fotos: gf

Jubel über den ersten Sieg: Die Volleyball-Herren des SV Lohhof boten den als Favoriten gehandelten Sonnebergern kräftig Paroli. Fotos: gf

Lohhof · Der SV Lohhof steht seit dem vergangenen Sonntag Kopf. Auf den ersten Blick blieb bei den Volleyballern zwar alles beim Alten: Die einen siegten, die and’ren verloren – aber diesmal waren die Rollen vertauscht.

Während die Damen-Mannschaft des SV im Lokalderby gegen den ASV Dachau gewaltig Federn ließ, berauschten sich die Herren an ihrem ersten Sieg in der laufenden Saison.

»Totgeglaubte leben länger«, verkündete der stellvertretende Abteilungsleiter Matthias Kock kurz nach Abpfiff der Partie SV Lohhof gegen 1. Sonneberger VC. Dabei zitterte auch er mit bis zur letzten Sekunde, denn die Lohhofer machten es spannend. Vor heimischem Publikum konnten die Gastgeber zunächst keinen klaren Vorteil erringen. Zwar gelang es dem SVL bereits im ersten Satz, dem als Favoriten gesetzten Tabellenzweiten Schwierigkeiten zu bereiten, aber von Siegerstraße wollte da noch niemand sprechen. Kein Wunder, denn in Spielzeit zwei schlug der Motivationskiller wieder zu – der SVL fabrizierte einen Patzer nach dem anderen, Satz zwei ging an die Gäste. Die Lohhofer verloren zusehends an Bissigkeit.

Ebenso Satz drei, in dem die Spieler um Trainer Peter Meyndt ihren Gegner stark machten. Denn sie zeigten deutlich Nerven. Kaum ein Aufschlag setzte die Sonneberger unter Druck und die Gastgeber liefen einem Fünf-Punkte-Rückstand hoffnungslos hinterher.

Selbst eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung zu Gunsten des SVL sorgte nur für einen kleinen Motivationsschub, den die Gäste mit konsequentem und weitgehend fehlerfreiem Spiel sofort wieder zunichte machten. Nach einem enttäuschenden 20:25 aus Lohhofer Sicht wollte der Zwischenstand von 2:1 Sätzen für die Gäste nichts Gutes verheißen.

Wie ausgewechselt traten die Lohhofer dagegen in Satz vier auf. »Wir haben nichts zu verlieren – und so spielen wir auch«, diagnostizierte Kock bereits zuvor am Spielfeldrand. Als hätten sie diese Worte ihrem Abteilungsleiter in den Mund gelegt, spielten sie auch auf, die verloren geglaubten. Ballwechsel für Ballwechsel kauften die Lohhofer ihrem Gegner den Schneid ab. Sonneberg stärkte zudem die Gastgeber durch zunehmende Unsicherheiten in den eigenen Reihen. Immer wieder über rechts donnerten Tobias Kuhn und Andreas Obermeier die Bälle in den Block der Sonnerberger.

Kurze Verwirrung, ein paar Schlenker und der Ball strauchelt ins Aus. Das Rezept von Meyndt ging in dieser Phase voll auf. Der Tabellenzweite machte zwischenzeitlich einen desolaten Eindruck.

Und dennoch: Weyndt drückte auf die Euphoriebremse. Beschwichtigende Gesten am Spielfeldrand als wollten sie sagen: »Nur nicht zu früh jubeln!«. Und der Trainer sollte recht behalten, reichten den Gastgebern im vierten Spielabschnitt ihre sieben Satzbälle schließlich nur knapp zum 25:21. Bezeichnend: Ein Fehler der Sonneberger beendete Satz vier. Nun war alles wieder offen. Nach Sätzen 2:2 gingen die Lohhofer mit breiter Brust (und massiver Fan-Unterstützung) in den fünften und entscheidenden Spielabschnitt.

Was keiner für möglich hielt: Von Anfang an hielten die Lohhofer das Spiel offen, jeder Punkt hart umkämpft – absetzen konnte sich bis zum Seitenwechsel keine der beiden Mannschaften. Die Gastgeber nicht, weil sie sich, offensichtlich überrascht, immer wieder in Nervositätsfehler verrannten. Die Gäste dagegen waren inzwischen völlig aus ihrem Konzept geworfen. Den 12:10-Vorsprung Lohhofs holten sie schließlich nicht mehr ein. Die Sensation perfekt machte schließlich Obermeier mit seinem Siegtreffer zum 15:13 am rechten Netzrand.

Völlig neben dem Platz dagegen standen offenbar die Regionalliga-Damen des SV Lohhof bei ihrem Match gegen den ASV Dachau am vergangenen Sonntag. »Dachau hat seine Sache souverän gemacht«, attestierte Co-Trainerin Claudia Pavlicek den Gästen. Und sie bescherten den Volleyballerinnen ihre erste Niederlage in dieser Saison. Als hätten sie Angst vorm gewinnen, so die Co-Trainerin, hätten die Lohhoferinnen gespielt, während der ASV sein Spiel konsequent durchzog. Mit einem klaren 0:3 trennten sich die beiden Mannschaften schließlich.

Damit rücken die Verfolger aus Dachau dem Aufstiegskandidaten in der Tabelle einen wertvollen Schritt näher. Die Herren indes schöpfen neue Hoffnung, nicht mehr länger die rote Laterne zu halten. Das nächste Spiel gegen Frankfurt sollte die Wende bringen. Da tritt Trainer Weyndt wieder auf die Euphoriebremse: »Die Mannschaft hat heute deutlich über ihrem Niveau gespielt«, so die erste Analyse. Einen Heimvorteil gibt es in Hessen nicht für die Lohhofer. Bis dahin müssten also auch die Nerven gestählt werden. Gerald Feind

Artikel vom 18.01.2005
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