Auf der Suche nach dem idealen Kandidaten

Trainerkarussell beim TSV 1860 München

 In Schwung: das Löwen-Karussell. Fotomontage: KI

In Schwung: das Löwen-Karussell. Fotomontage: KI

München/Giesing · Beim TSV 1860 München fahnden die Verantwortlichen nach einem neuen Trainer für die Profimannschaft. Die stets etwas rätselhaft wirkende Verpflichtung des Italo-Schweizers Maurizio Jacobacci entpuppte sich als sportlicher Fehlgriff und endete nach gut acht Monaten mit der vorzeitigen Freistellung des 60-Jährigen. Für ihn übernimmt interimsweise bis zur Winterpause Junglöwen-Ausbilder Frank Schmöller das Training an der Grünwalder Straße. Spekulationen darüber, wer künftig das Amt des Cheftrainers bekleiden soll, sind Festspiele für die den Klub begleitenden Medien.

Ein in der Presse heiß gehandelter Kandidat ist bereits wieder passé: Tobias Schweinsteiger. Beim Tabellenletzten der 2. Liga, VfL Osnabrück, wurde der ältere Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger Mitte November entlassen. In der Vorsaison hatte er die Niedersachsen noch zum Aufstieg gecoacht. Osnabrück war die erste Station des gebürtigen Rosenheimers als Cheftrainer. Zuvor arbeitete er als Assistent in Hamburg und Nürnberg. Bei den Fans des FC Bayern genießt der frühere Führungsspieler der Reservemannschaft Kultstatus. »Der FC Bayern war für mich immer eine große Herzensangelegenheit«, wurde Tobias Schweinsteiger bei seinem Abschied im Dezember 2018 auf der Website des Rekordmeisters zitiert. Die Süddeutsche Zeitung beschrieb seine Rolle zusammenfassend: »Für die Fans des FC Bayern ist Tobias Schweinsteiger einer der ihren. Ein spielender Anhänger.«

Löwen-Präsident Robert Reisinger wurde von einem Journalisten der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) angerufen, um in Erfahrung zu bringen, ob Schweinsteiger möglicherweise neuer Trainer in Giesing werde. Zum laufenden Prozess der Trainersuche wollte sich der Präsident nach Angabe der NOZ nicht öffentlich äußern. Auf Nachfrage des Journalisten, ob der Oberbayer denn nicht geradezu eine Idealbesetzung darstelle, schließlich habe er Stallgeruch, antwortete Reisinger: »Er hat Stallgeruch, ja. Aber den falschen!« Im über 600 Kilometer entfernten München sorgte die Bemerkung für ein kleines Erdbeben.

Die viel wichtigere Frage, wer in der mit Fußballkompetenz nicht gerade üppig ausgestatteten TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA eigentlich die Suche nach dem neuen Übungsleiter fachlich anführt, wird dagegen weniger erregt diskutiert. Befürchtungen, das in der Saisonplanung unglücklich auf eigene Faust agierende Triumvirat aus dem kaufmännischen Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer und den rührigen Vertretern von Kreditgeber und Anteilseigner Hasan Ismaik, Anthony Power und Athanasios »Saki« Stimoniaris, könnte erneut auf den Plan treten, wollen die Vereinsvertreter durch eine Berufung des promovierten Sportwissenschaftlers Christian Werner zum Sport-Geschäftsführer begegnen. Doch der formale Vorgang zieht sich. Bis dahin soll Werner seine Expertise auf freiberuflicher Basis einbringen.

Beim Mutterverein der Löwen wirkt vieles organisierter und das Führungspersonal qualifizierter als in der Profifußball-Tochter. Sowohl der Leiter des weiß-blauen Nachwuchsleistungszentrums, Manfred Paula, wie auch der für Fortbildung- und Personalentwicklung zuständige Ralf Santelli sind Sportwissenschaftler und Inhaber der UEFA-Pro-Level-Lizenz, der höchsten Stufe für ausgebildete Trainer. Seit dem Weggang des früheren Sport-Geschäftsführers Günther Gorenzel zum österreichischen Bundesligisten Austria Klagenfurt, sei der kontinuierliche fachliche Austausch zwischen der Nachwuchsabteilung und den Profis nicht mehr von der gleichen Intensität, berichtete Paula in diplomatischem Tonfall den Mitgliedern auf der Versammlung der Fußballabteilung. Unter Jacobacci kamen auch kaum mehr Nachwuchskräfte aus dem eigenen Haus zum Einsatz. Beides wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, zählt fortan wohl zu den Aufgaben Werners.

(as)

Artikel vom 11.12.2023
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