Auftakt des ZiB-Projekts des Hospizvereins

Neuperlach/Ramersdorf/Berg am Laim · Geschenkte Zeit

Freuen sich auf den ZiB-Projektstart (v.l.). Barbara Mallmann, Geschäftsführerin des Hospizvereins mit vier der beteiligten ZiB-Mitarbeiterinnen: Sevil Güve, Alzbeta Reiser, Alina Kawelczyk und Sandra Wuttig. Foto: hw

Freuen sich auf den ZiB-Projektstart (v.l.). Barbara Mallmann, Geschäftsführerin des Hospizvereins mit vier der beteiligten ZiB-Mitarbeiterinnen: Sevil Güve, Alzbeta Reiser, Alina Kawelczyk und Sandra Wuttig. Foto: hw

Neuperlach/Ramersdorf/Berg am Laim · Anfang Mai fiel der Startschuss für ein neues Projekt des Hospizvereins Ramersdorf/Perlach. In drei Pflegeheimen (Caritas Altenheim St. Michael/Pflegeheim St. Michael Berg am Laim und Pflegeheim AWO-Föhrenpark) werden sieben Pflegekräfte je auf 520 Euro-Basis sich in besonderer Weise um die Bedürfnisse von hochaltrigen Menschen bzw. von Menschen, die aufgrund ihrer Krankheit oder ihres Alters bald sterben werden, kümmern.

"Zeit haben für die Menschen, die nicht mehr so viel Zeit haben", lautet das Motto des Projekts. Schon heute, so Anne Mallmann, Vertreterin der Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung bei der Auftaktfeier des Hospizvereins Ramersdorf-Perlach, sterben 30 Prozent der Menschen im stationären Bereich, Tendenz steigend. Umso wichtiger ist es also, diesen Bereich personell zu stärken, um ein Ende in Würde zu ermöglichen. Verwirklicht wurde dieses Projekt durch die Unterstützung der Otto Diegel Stiftung und der Paula Kubitschek-Vogel Stiftung.

Anne Rademacher berichtete, dass man in den letzten 17 Jahren der Stiftungsarbeit rund 12 Millionen Euro in die Verbreitung des Hospizgedanken investiert habe. Nachdem man viel dafür getan habe, die Idee der Hospizarbeit auf breitere Füße zu stellen, habe man nun das Projekt ZiB (Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim) mit ins Leben gerufen. Die Pflegekräfte, die bereits auf Teilzeitbasis in den Pflegeeinrichtungen arbeiten, werden von den jeweiligen Hospizvereinen auf 520-Euro-Basis für das Projekt angestellt. In dieser Zeit (20 Stunden pro Monat pro Pflegenden + 10 Stunden, die jeweils von den Pflegeeinrichtungen selbst finanziert werden) werden sich die Pflegekräfte ausschließlich den Bedürfnissen schwerkranker Menschen und deren Angehörigen widmen. Damit dieses Zeitfenster auch für alle sichtbar ist, bekommen die Pflegekräfte dafür eine eigens entwickelte Dienstkleidung, die allen demonstrieren soll, jetzt stehe ich im Dienst der ZiB und stehe für andere Arbeiten nicht zur Verfügung.

Untersuchungen hätten gezeigt, so Anne Rademacher, dass sich diese Investitionen auch für das Gesundheitssystem und die teilnehmenden Einrichtungen lohnten. So seien beispielsweise die Zahlen der Krankenhauseinweisungen deutlich zurückgegangen. Insgesamt sei festgestellt worden, dass sich die Situation in den beteiligten Pflegeeinrichtungen entspannt habe, die Zufriedenheit der Mitarbeiter gestiegen sei und die Fluktuation verringert wurde. Neue Ideen seien von den teilnehmenden Mitarbeitern entwickelt und umgesetzt worden.

Aber die Arbeit von ZiB geht noch tiefer. So ist es ein weiteres Anliegen allen Mitarbeitern der teilnehmenden Pflegeeinrichtungen einen 40-Stunden Grundkurs in Palliativarbeit anzubieten, um die Menschen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Das Ziel sei es, durch begleitende Studien die Finanzierung dieser Arbeit auf lange Sicht in die Regelförderung zu übertragen, so Rademacher.

Die Geschäftsführende Koordinatorin des Hospizvereins Ramersdorf-Perlach, Barbara Mallmann, dankte dem Vorstand des Vereins, für seine Bereitschaft sich in diesen herausfordernden Zeiten auf das Projekt, eingelassen zu haben. Der Hospizverein steht für die ZiB-Kräfte als Ansprechpartner zur Verfügung und tritt offiziell als Arbeitgeber der ZiB-Kräfte auf. Viel Arbeit sei in das Projekt gesteckt worden, Arbeit, die sich am Ende aber auszahlen werde, so Mallmann. Eine der frisch gebackenen ZiB-Kräfte, Alzbeta Reiser, erklärte ihre Motivation für dieses Engagement: "Mein Mann ist letztes Jahr gestorben. Ich habe erlebt, wie es sich anfühlt auf der anderen Seite zu stehen und wie es sich anfühlt als Angehöriger einen sterbenden Menschen zu begleiten. Ich möchte dazu beitragen, den Menschen ihre Angst zu nehmen und ihnen die Zeit zu geben, die sie brauchen."

Mehr über die Arbeit des Hospizvereins findet man im Internet unter www.hospiz-rp.de

Heike Woschée

Artikel vom 09.05.2023
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