30 Jahre Lebens- und Erziehungsberatung

Milbertshofen · Jugend in Krisenzeiten

Stadträtin Anne Hübner würdigte als einer der Ehrengäste bei der Jubiläumsfeier die Leistungen der Lebens- und Erziehungsberatung. Foto: mha

Stadträtin Anne Hübner würdigte als einer der Ehrengäste bei der Jubiläumsfeier die Leistungen der Lebens- und Erziehungsberatung. Foto: mha

Milbertshofen · Vor 30 Jahren, 1993, tobte im damaligen Jugoslawien der Bürgerkrieg – mit der Folge, dass viele Menschen nach Deutschland und dabei auch nach München flüchteten. Doch auch hier waren die Neuangekommenen mit vielerlei Problemen konfrontiert.

Wo Probleme sind, ist aber oft ein Lösungsangebot nicht weit: Um alkoholsuchtgefährdeten Vätern aus dem damaligen Kriegsgebiet zu helfen, gründete der Verein Stadtteilarbeit zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) einen Beratungsdienst, der in der Georgenschwaigerstraße wöchentliche Treffen abhielt. Im Laufe der Jahre hat sich der Aufgabenbereich in Richtung der klassischen Tätigkeiten einer Familienberatungs-Stelle geändert und aus dem kleinen Kreis ist die Lebens- und Erziehungsberatung für den 11. Stadtbezirk geworden.

Ehrengäste sprechen zur Situation der Jugendhilfe

Vergangenen Mittwoch konnte sie nun ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. Verschiedene Ehrengäste von der Stadt und aus der Politik gratulierten im Rahmen einer bunten Feier in der Jugendwerkhalle und würdigten die Verdienste der Institution. Die erste Rede hielt Stadträtin Anne Hübner in Vertretung der dritten Bürgermeisterin Verena Dietl, die wegen eines beruflichen Auslands-Aufenthaltes leider nicht kommen konnte. Die Stadt München investiert, so Frau Hübner, jährlich 1,6 Milliarden Euro in Soziales. Dadurch können soziele Probleme, wie sie andere Städte haben, in München um einiges verringert werden. Auch die Tätigkeit der Lebens- und Erziehungshilfe trage dazu bei. Als ein Beispiel nannte sie die Vermeidung und Abschwächung von Konflikten, die in ärmeren Familien bei Scheidungen schon allein durch die räumliche Enge auftreten und bei denen sehr oft die Kinder die Leidtragenden sind.

Die Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann, selbst in Milbertshofen aufgewachsen, lobte die Integrationsarbeit, welche die Lebens- und Erziehungsberatung leistet und würdigte die Wandelbarkeit des Vereins, der sich über die Jahre stets auf neue Bedürfnisse der Bewohner des Stadtteiles eingestellt hat.

Zusammen mit der AWO ist der Verein Stadtteilarbeit e.V. Träger der Lebens- und Erziehungshilfe. Geschäftsführer Michael Schrauth nannte als Ziele der beiden Institutionen im Zusammenhang mit der Lebens- und Erziehungsberatung neben dem Aufspüren und Bewerten von Bedarfen das Erarbeiten von Konzepten und die Einspeisung in politische Entscheidungsprozesse. Die Lebens- und Erziehungsberatung sei heute ein fester Bestandteil in Milbertshofen, der er wünschte, sich immer weiter entwickeln zu können.

Leiter der Einrichtung kam mit 19 Jahren aus Ex-Jugoslawien

Einrichtungsleiter Danijel Reth-Jovanovic, der selbst aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt, danke den Trägern und den Gründern der Einrichtung ebenso wie dem Sozialbürgerhaus Nord, der Grundschule an der Nadistraße, mit der zusammen die Institution Projekte verwirklicht, den früheren Leiterinnen und den muttersprachlichen Psychologen und Ärzten aus Ex-Jugoslawien.

Im Anschluss hielt Dr. Alexandra Langmeyer vom Deutschen Jugendinstitut München einen Vortrag zum Thema "Aufwachsen in Zeiten von Krisen", in dem sie die besondere Situation der Kinder und Jugendlichen während der Pandemie beleuchtet. Gerade sie haben sehr unter den Einschränkungen gelitten, denn Kinder brauchen für ihre Entwicklung den Austausch mit Gleichaltrigen. Auch die Familie ist eine zentrale Ressource für eine positive Entwicklung. Deshalb ist es wichtig Familien zu stützen, wie es die Lebens- und Erziehungsberatung Milbertshofen seit 30 Jahren beispielhaft macht.

Vertrauliche Beratung bei allen Familienproblemen

Das Team der Lebens- und Erziehungsberatung berät heute zu Fragen rund um das Thema Erziehung und bietet professionelle Hilfe bei allen familienbezogenen Themen. Es ist die erste Anlaufstelle im 11. Stadtbezirk. Das Besondere an der Einrichtung ist, dass sie auch für die Beratung von Erwachsenen offensteht. Es wird bei Entwicklungsproblemen von Kindern und Jugendlichen, bei Problemen im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung oder bei Fragen zum Umgangs- und Sorgerecht geholfen. Die Beratung kann in Form von Gesprächen mit der ganzen Familie stattfinden oder als Einzelgespräch mit Müttern oder Vätern, Kindern und Jugendlichen. Außerdem gibt es eine Paarberatung sowie pädagogische und therapeutische Gruppenangebote.

Beratungsmöglichkeit in sieben Sprachen

Gesprochen werden Armenisch, Bosnisch, Deutsch, Englisch, Kroatisch, Serbisch, Spanisch und Türkisch; und auch der jeweilige kulturelle und religiöse Hintergrund wird berücksichtigt. Die Beratung ist immer kostenlos, freiwillig und stets vertraulich. Auch mit anderen Fachkräften und Institutionen arbeitet die Beratungsstelle vertrauensvoll zusammen und vermittelt weiterführende Hilfsangebote.

Beraten werden außer Familien, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch andere Personen, die mit Erziehungsfragen betraut sind, Paare und Alleinerziehende sowie Menschen mit Behinderung. Täglich von Montag bis Freitag steht das Team aus dem Diplom-Psychologen Danijel Reth-Jovanovic, der Pädagogin Dr. Maria Uhanyan und dem Sozialpädagogen Johannes Biersack zwischen 9 und 16 Uhr unter der Telefonnummer 089/35651503 zur Verfügung. Zu den anderen Zeiten kann man eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen oder eine E-Mail schreiben an lebensunderziehungsberatung@awo-muenchen.de

Marion Habeder

Artikel vom 08.05.2023
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