Blaublütiger Kindersegen im Obstgarten

Oberschleißheim · Neue Schloss-Schaferl

Lea (10) und Hofgartenleiter Alexander Bauer halten das Schaf-Mädel Leopoldine Eleonore im Arm. Foto: Rosi Bauer

Lea (10) und Hofgartenleiter Alexander Bauer halten das Schaf-Mädel Leopoldine Eleonore im Arm. Foto: Rosi Bauer

Oberschleißheim · Der Frühling ist da und bringt - pünktlich zum bevorstehenden Osterfest - auch wieder Kindersegen bei den blaublütigen Schloss-Schaferln im Schleißheimer Obstgarten. Drei schwarze Lämmchen tollen mittlerweile auf der Weide zwischen den alten Obstbäumen herum, allesamt kleine Böcklein. Nur der Nachwuchs von Therese Kunigunde steht derzeit noch aus.

"Wir hoffen natürlich wieder inständig auf ein bei uns im Schlosspark geborenes echtes 'Schleißheimer Mädl' als Nachwuchs, damit wir unseren Bestand an den seltenen Ouessant-Schafern, bei denen es sich um die kleinste Schafsrasse Europas handelt, erhalten und weiterentwickeln können", so Hofgartenleiter Alexander Bauer. Die Herde besteht aus sechs ausgewachsenen Schafen und dem Leithammel Max Emanuel.

Hoffen auf weiblichen Nachwuchs

Gehörige Aufregung gab es kürzlich um Leopoldine-Eleonore, das erste im vergangenen Jahr in Schleißheim geborene weibliche Ouessont-Lämmchen. Sie hatte eine Fehlgeburt und musste nach einer Operation mit ungewissem Ausgang einige Tage in der nahen Tierklinik verbringen. Jetzt ist sie allerdings wieder wohlauf und tobt schon wieder munter über die Weide. Neuen Nachwuchs von ihr wird es aber frühestens im nächsten Jahr wieder geben, wie Alexander Bauer etwas enttäuscht ausführt.

Namen von adeligen Schlossbewohnern

"Die kleinen Schleißheimer Schloss-Schaferl, die mit ihren Namen allesamt an Persönlichkeiten aus der Geschichte der Schleißheimer Schlossanlage erinnern, leisten seit circa drei Jahren einen wichtigen Beitrag zur naturnahen Pflege der historischen Obstgärten und sind bei uns natürlich auch ein großer Sympathieträger", so Bauer.

Der frühere Leithammel Wilhelm trug stolz den Namen Wilhelms V. von Bayern, der 1548 in Landshut geboren wurde und später im Schloss Schleißheim residierte. Ob er auch so fromm war wie sein auch Wilhelm, der Fromme, genannter Namenspate, lässt sich allerdings bezweifeln. Denn die Böcke in der Herde fangen schon im zartesten Alter an, ihre Kräfte im Kampf gegeneinander zu messen, was ihnen bisweilen auch blutige Hörndl einträgt. Besonders in der Brunftzeit im Spätsommer, wenn sie um die Gunst der Schafsdamen werben, geht es kämpferisch hoch her.

Ouessant-Schafe: klein aber robust

Ouessant-Schafe dienten schon in der Barockzeit (ca. 1600 bis 1770) in den Schlossanlagen sowohl dem Amusement als auch der Bereicherung des Speiseplanes der Adeligen. Die Tiere wurden damals von der gleichnamigen französischen Insel aufs Festland gebracht. Weil sie mit ihren höchstens 50 cm so klein und possierlich sind, fanden sie rasch Zuspruch bei der höfischen Gesellschaft. Trotz ihres gedrungenen Wuchses sind sie erstaunlich hart im Nehmen. So können die Schaferl die gesamte kalte Jahreszeit draußen zubringen, sind also absolut winterfest. Auch diese Eigenschaft verdanken sie ihrer Herkunft von der französischen Atlantikinsel, auf der sie heute noch wild vorkommen. Im Schleißheimer Obstgarten gibt es allerdings einen kleine Hütte, in die sie sich, besonders bei Kälte, auch einmal zurückziehen können. Ein bisschen Zusatzfutter zum Weidegras gibt es im Winter auch - in Form von Stroh, Obst und Gelbe Rüben. Von der dichten Wolle, die sie im Winter so gut wärmt, werden die Tiere im Sommer vom einem Schäfer befreit, der die Schur übernimmt.

Seit drei Jahren wieder in Schleißheim

Vor drei Jahren hat man die Mini-Schafe von ebendiesem Schäfer als "lebende Rasenmäher" für die riesigen historischen Obstanlagen beim Schloss erhalten. So schließt sich der Kreis auf zweifache Art: Zum einen ist die Tierrasse wieder an den Ort zurückgekehrt, an dem sie schon vor Jahrhunderten die Bewohner erfreute. Und zum anderen wird direkt neben dem Genschatz der alten Obstsorten auch gleich diese historische Tierart erhalten.

Schafweide nur halböffentlicher Teil der Anlagen

Eine kleine Bitte hat die Schlossverwaltung zusammen mit Alexander Bauer nun noch an die Besucher: Bei dem Obstgarten an der Freisinger Straße, der nur montags bis freitags tagsüber geöffnet ist, handelt es sich um einen halböffentlichen Teil der Anlagen. Deshalb - und auch im Interesse der kleinen Jungtiere - sollte man bei Besuchen entsprechend Rücksicht nehmen.

Artikel vom 29.03.2023
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