Bus fährt Obdachlose in Notunterkünfte

München · Der aus der Kälte kam

An kalten Winterabenden ist der Wärmebus unterwegs, um Obdachlosen zu helfen. Foto: Teestube "komm"

An kalten Winterabenden ist der Wärmebus unterwegs, um Obdachlosen zu helfen. Foto: Teestube "komm"

München · Der Wecker klingelt, raus aus den warmen Federn ... und bald danach raus in die Kälte auf dem Weg zur Arbeit. Wer kennt das nicht? Es ist doch jedesmal wieder wie ein Sprung ins kalte Wasser, wenn man im Winter die warme Wohnung verlässt. Doch, was, wenn man gar keine Wohnung hat und die ganze Nacht draußen verbringen muss? So geht es vielen Obdachlosen auf Münchens Straßen. Wenn die Temperaturen dann einmal gegen Null Grad gehen oder darunter, kann es für sie schnell gefährlich werden. Denn oft "wärmen" sich Obdachlose mit Alkohol und merken dann nicht, wenn es zu kalt wird. Die Nacht im Freien kann dann sehr ernsthafte Folgen für ihre Gesundheit haben oder sogar lebensbedrohlich sein.

Sozialarbeiter und erfahrene Ehrenamtliche im Einsatz

Dagegen hat das Evangelische Hilfswerk München, unterstützt von der Stadt, etwas unternommen: Seit Mitte Januar fahren abends drei bis viermal pro Woche Sozialarbeiter der Teestube "komm" durch die Straßen und bieten wohnungslosen Menschen an, sie in eine warme Unterkunft zu fahren. Unter der Woche kommen dabei die hauptberuflichen Sozialarbeiter der Teestube oder der Beratungsstelle „Schiller25“ des Evangelischen Hilfswerks zum Einsatz. Sie kennen viele der Obdachlosen und wissen, wie man mit ihnen umgeht. Ihr Wissen haben sie auch an die fünf - ohnehin erfahrenen - ehrenamtlichen Helfer weitergegeben, welche abwechselnd die Fahrt am Sonntag durchführen. Auch Bürgermeisterin Verena Dietl begleitete kürzlich eine Tour mit dem Wärmebus. "Klirrende Kälte und eisige Temperaturen machen das Leben auf der Straße besonders gefährlich“, sagt die engagierte Politikerin.

Keiner wird gezwungen mitzukommen

Beim Ansprechen der Obdachlosen gehen die Streetworker und ihre Kollegen sehr behutsam vor. Sie vermeiden konfrontatives Arbeiten; wer also nicht mit ihnen reden will, wird in Ruhe gelassen. Das gilt auch für Wohnungslose, denen es sichtlich gut geht und die eindeutig im Moment keiner Hilfe bedürfen. Durch diese Art zu arbeiten gibt es auch erstaunlich wenige Zwischenfälle bei den Einsätzen.

Im Fall der Fälle kann aber ein hilfsbedürftiger Obdachloser einfach in den Bus mit einsteigen und wird dann in eine Notunterkunft gefahren. Dies ist meist die Bayernkaserne, die ein Kälteschutzprogramm anbietet - auch für Leute, die keinen Anspruch gegenüber dem Sozialstaat haben. Daneben wird auch das Städtische Unterkunftsheim für Männer in der Pilgersheimerstraße angefahren. Neben einem Schlafplatz und der Möglichkeit warm zu duschen gibt es auch eine Beratung, die darauf abzielt, den Menschen längerfristige Perspektiven aufzuzeigen. Vergangenes Jahr wurden circa 70 Menschen von der Straße geholt, in den Jahren davor waren es einige mehr.

Angebote für ein Leben weg von der Straße

Viele Hilfsbedürftige können die Streetworker hauptsächlich abends antreffen und hier kommt der Bus ebenfalls zum Einsatz. Ziel der Sozialarbeiter und ihrer Helfer ist es dabei stets, Angebote zu machen, durch die ein Obdachloser das Leben auf der Straße aufgeben kann. Alles ist freiwillig, gezwungen wird niemand. Der Einsatz des Wärmebusses hat somit auch schon dann sein Ziel erreicht, wenn die angesprochene Person erst am nächsten Tag Hilfe annimmt und in eine der Schutzeinrichtungen kommt.

So sagt sich mancher Obdachlose: "Ich habe mich gut unterhalten können mit den Streetworkern, wurde von ihnen verstanden," und kommt dann demnächst in die Teestube und später vielleicht in eine Unterkunft. Der Bus bietet den Sozialarbeitern also einen gute Möglichkeit, Leuten Hilfsangebote zu machen, die sie zu ihren regulären Arbeitszeiten am Tag nicht erreichen können. Abgefahren wird das gesamte Stadtgebiet.

Jeder Bürger kann mithelfen

Vielen Hilfsbedürftigen auf der Straße wurde schon durch Bürger geholfen, die den Mitarbeitern der Einrichtungen im Münchner Hilfssystem Hinweise gegeben haben. Der "Standort" des Obdachlosen wird nach der Meldung in die Route des Wärmebusses mit einbezogen und die Streetworker schauen abends bei ihnen vorbei. So konnten durch den Bus schon einige Verzweifelte gerettet werden.

Bürger können sich, insbesondere dann, wenn sie jemanden beobachten, der auf der Straße lebt per E-Mail an die Adresse waermebus@hilfswerk-muenchen.de oder an die Telefonnummer 089/771084 wenden. Ende April, wenn es wieder wärmer geworden ist, wird das Hilfsangebot durch den Wärmebus eingestellt, bis es dann im Noveber erneut startet.

Artikel vom 23.03.2023
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