Geothermie - Meilenstein in Sachen Klimaneutralität

Grünwald · Der richtige Weg

Klimaneutrale Fernwärme hat die Erdwärme Grünwald seit 2011 produziert, ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Foto: Erdwärme Grünwald

Klimaneutrale Fernwärme hat die Erdwärme Grünwald seit 2011 produziert, ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Foto: Erdwärme Grünwald

Grünwald · Die Gemeinden Unterhaching und Grünwald waren in Sachen Geothermie schon immer Vorreiter gewesen. Bereits 2001 beschloss der Gemeinderat Unterhaching auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie das Projekt Geothermie auf eigenem Grund und Boden in Angriff zu nehmen. Daran erinnerte die Jubiläumsveranstaltung „20 Jahre Geothermie Unterhaching – Sichere Wärme für Generationen“, zu der die Gemeinden Unterhaching und Grünwald eingeladen hatten.

2012 haben die beiden Geothermie-Gemeinden Grünwald und Unterhaching unter dem Motto: »Die regenerative Zukunft gemeinsam gestalten« den »Wärmeverbund Grünwald und Unterhaching« aus der Taufe gehoben und arbeiten jetzt Seite an Seite an der sicheren und umweltfreundlichen Versorgung ihrer Bürger mit Wärme.

Zur Historie:
Beim Vortrag wurde an die steinigen Anfänge der Geothermie in Unterhaching erinnert. Treibende Kraft war der damalige Bürgermeister und jetzige Altbürgermeister Dr. Erwin Knapek. Er berichtete, dass dieses Projekt damals nahezu ohne staatliche Unterstützung durchgeführt werden musste. Die staatliche Einsicht in die Notwendigkeit in regenerative Energien zu investieren und von fossilen Energieträgern wegzukommen sei damals leider nicht vorhanden gewesen. Zu verlockend seien damals die niedrigen Preise im Gas- und Ölsektor gewesen, erläuterte Knapek. Das Know-How um die Klimaproblematik sei in Wissenschafts- und Politikerkreisen bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt gewesen, allerdings habe es nicht dazu geführt, dass auch tatsächlich etwas zum Positiven verändert worden sei, bedauerte der Verfechter der Geothermie. So wagte Unterhaching den mutigen Schritt in eine klimafreundliche Zukunft allein. Im September 2004 wurde dann in 3.350 Metern Tiefe Thermalwasser mit einer Temperatur von 122 Grad und einer Schüttung von bis zu 150 Litern pro Sekunde gefunden. Damit waren die ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen worden. Es dauerte dann noch bis zum Oktober 2007 bis die Inbetriebnahme der Wärmeversorgung aufgenommen werden konnte.

Laut Geothermie-Experte Knapek sei ein Ausbau der Geothermie in vielen Teilen Deutschlands und Österreich möglich und nicht nur angesichts des Klimawandels notwendig. Der Krieg, der seit Anfang 2022 in der Ukraine tobe, zeige wie wichtig es sei, unabhängig in Sachen Energieversorgung zu sein. Auch in Grünwald wollte man früh die Geothermie zur Energie- und Wärmegewinnung nützen, ist dazu aber einen anderen Weg wie andere Gemeinden gegangen: Der Grünwalder Claim liegt nämlich nicht innerhalb des Gemeindegebiets, sondern auf dem Grund einer angrenzenden Kommune. Vielmehr hat die Gemeinde Grünwald 2008 die Möglichkeit einen Claim einer privaten Firma in Oberhaching zu kaufen genutzt. Die Bohrtürme stehen in Oberhaching/Laufzorn, Betreiber ist dennoch die Gemeinde Grünwald. "Die Erdwärme ist der wichtigste Bodenschatz Deutschlands", sagt Andreas Lederle, Geschäftsführer von Erdwärme Grünwald und Geothermie Unterhaching Produktion bei einem früheren Interview und weiter: "Um es mal sportlich zu formulieren: Mit der Geothermie rocken wir die Wärmewende." Der Geschäftsführer der Geothermie Unterhaching, Wolfgang Geisinger unterhielt sich während der Jubiläumsveranstaltung mit seinem Geschäftsführerkollegen Andreas Lederle aus Grünwald über die aktuellen Herausforderungen, wie z. B. den Vollausbau des Unterhachinger Fernwärmenetzes. Während Grünwald bereits den Vollausbau abgeschlossen hat, steht dieser in Unterhaching in den kommenden Jahren an.

Auf die Frage zum Thema Versorgungssicherheit konnte Andreas Lederle die Zuschauer beruhigen, dass die nachhaltige Wärme aus den derzeit zwei Quellen ausreicht, um beide Kommunen zu versorgen. Aufgrund des steigenden Energiebedarfs werden jedoch bereits Pläne für weitere Bohrungen und Verbundnetze gemacht. Starke Partnerschaften, wie die langjährige Zusammenarbeit zwischen Unterhaching und Grünwald, hätten dabei Modellcharakter für die gesamte Branche, betonte er.

Der Gastredner des Abends, Prof. Dr. Harald Lesch betonte nicht nur die absolute Notwendigkeit eines Wandels in Sachen Energiepolitik sondern zeigte auch die Chancen auf. Viele neue, hochwertige Arbeitsplätze würden in diesem Bereich geschaffen. Die nächsten zehn Jahre seien entscheidend für die Zukunft der Erde, die Nutzung von Geothermie ein wichtiger Baustein um eine weitere Erderwärmung zu verhindern.

Artikel vom 28.12.2022
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